Das neue Heim des Windecker Pfadfinderstamms „Wart- baum“ ist erst wenige Wochen alt, da hat ein Feuer alles wieder zunichte gemacht. Die Polizei schließt mittler- weile Brandstiftung nicht mehr aus.
Nidderau. Es war in der Mittagszeit an einem Mittwoch, als plötzlich dicke schwarze Rauchschwaden sich über dem Pfadfindergelände zwischen Windecken und Ostheim erhoben.
Aufmerksame Anwohner informierten umgehend die Feuerwehr, die mit vier Fahrzeugen und 20 Einsatzkräften dem Brand zu Leibe rückten. Glücklicherweise hielt sich in der Hütte niemand auf.
Innenausbau lief noch
Markus Bernhard, der langjährige Leiter der Windecker Pfadfinder vom Stamm Wartbaum, war den Tränen nah, als er wenig später zum Einsatzort kam und nur noch schwellende Holzbalken vorfand. Der Sachschaden: 150000 Euro.
Der Schock saß wohl so tief, dass Bernhard das Unglück erst fünf Tage später der Öffentlichkeit meldete: „Gemeinsam haben wir alle – Kinder, Jugendliche und Leiter, Eltern, Förderer und Freunde – in den letzten drei Jahren so viel Zeit, Geld, Arbeit und vor allem Herzblut in unser neues Pfadi-Zuhause gesteckt, dass es unfassbar ist, wie schnell dies alles zerstört werden konnte, bevor wir auch nur die Gelegenheit hatten, richtig einzuziehen“, berichtete er.
Der Innenausbau sei noch nicht einmal ganz fertig und die neuen Schränke nicht eingeräumt gewesen: Vor nicht einmal zwei Monaten habe man gemeinsam die Einweihung gefeier. „Und nun muss es uns gelingen, Trauer, Wut und Resignation wieder in Kraft für die kommende Zeit umzuwandeln“, schaut Bernhard in die Zukunft. Zuversichtlich macht ihn, dass er und seine Pfadfinder nach diesem Unglück nicht alleingelassen werden, sondern dass ihnen eine große Welle der Solidarität entgegengebracht werde, dass viele Menschen Anteil nähmen und auch Unterstützung anböten. Noch ist nicht bekannt, ob Teile der Gebäude erhalten und saniert werden können oder ob ein kompletter Neubau notwendig wird.
Zwei Brandherde
Zwei Jahre hatten die Nidderauer Pfadfinder des Stammes Wartbaum fleißig gespart, um sich für 100000 Euro eine neue Hütte zu leisten. „Mit 20000 Euro haben uns jeweils die Kirchengemeinde Nidderau sowie das Bistum Fulda unterstützt“, erzählt Bernhard. Auch seien die Mitgliedsbeiträge angehoben worden – von 45 auf 70 Euro. Dazu gab es auch Privatspenden und Spendenaktionen, die schließlich die Summe komplettiert haben. Selbst Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) soll 500 Euro hinzugegeben haben.
Doch all diese Arbeit war wohl umsonst: Am Wochenende standen Bernhard und seine Vorstandmitglieder fassungslos vor den verkohlten Balken. Immerhin sei kein Mensch zu Schaden gekommen. „Für alles andere werden wir eine Lösung finden“, sagt Bernhard. Der Stamm werde sich „ wieder aufrappeln“.
Die Polizei in Hanau, die ebenfalls bisher den Fall für sich behalten hatte, äußerst sich nun zum ersten Mal öffentlich: „Nach den bisherigen Anhaltspunkten scheint jedenfalls alles auf eine Brandstiftung hinauszulaufen“, erläutert Sprecher Tobias Mursch vom Polizeipräsidium Südosthessen. „Wir haben mittlerweile zwei Brandherde entdecken können. Bei einem Kurzschluss oder sonstigem Unglück hätte es nur einen Brandherd gegeben.“