Bad Vilbel. Einen seltenen Gast glaubten Passanten beim Faschingsumzug am Samstag in der Nidda erspäht zu haben: einen Biber. Doch handelt es sich bei dem Tier wohl um eine Bisam- oder Biberratte. Auf dem Nachhauseweg vom Bad Vilbeler Faschingszug gab es für einige Passanten noch eine weitere angenehme Überraschung. Angelockt von einer Möhre, die zuvor auf dem Zug verteilt wurde, wagte sich ein flotter Schwimmer ans Niddaufer unterhalb des Kurhauses.
„Das ist doch ein Biber“, dachten aufmerksame Passanten und freuten sich schon, dass der seltene Zeitgenosse nicht nur im renaturierten Niddaknie auftaucht, sondern jetzt schon in der Innenstadt.
Die Freude währte aber nicht lange. Als der Gewässerökologie Gottfried Lehr die Bilder begutachtete, musste er die Naturfreunde enttäuschen. Es handele sich nicht um einen Biber, sondern um die verwandten Arten Bisamratte oder Biberratte (Nutria). Dem gesichteten Pelztier fehle der charakteristische buschige Schwanz. Der Bisam aus der Gattung der Wühlmäuse sei an dieser Stelle keine besondere Erscheinung: „Den gibt’s dort schon seit 50 Jahren.“ Er sei ein Gras- und Wasserpflanzenfresser, unterhöhle außerdem gerne die Böschungen, was ihn eher unbeliebt mache, erläutert Lehr.
Der richtige Biber sei unterdessen wieder aus Bad Vilbel verschwunden, erläutert der Ökologe. Etwa ein halbes Jahr lang sei er 2009 am Niddaknie gewesen, doch dann wieder verschwunden. Vielleicht, betont Lehr, um sich andernorts einen Partner zu suchen, vielleicht auch, weil ihn die vielen dort wildernden Hunde vertrieben hätten. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis er nach Bad Vilbel zurückkehre, hofft Lehr. Schon jetzt gebe es in der Wetterau Jungbiber – am Bad Nauheimer Kurparkteich, und im Heegheimer Bruch. Außerdem sei der Nager bereits im Spessart heimisch, breite seinen Siedlungsbereich über die Kinzig aus. (dd)