Autofahrer in Karben halten sich wieder stärker an Tempolimits. Diese positive Bilanz zieht die Stadtpolizei für eine der schlimmsten Raserstrecken: die Rendeler Straße, die Ortsdurchfahrt von Klein-Karben.
Karben. Besonders nachts war es schlimm. Einzelne Autos und Motorräder drehten voll auf, rasten mit teils ohrenbetäubendem Lärm durch die Rendeler und die Homburger Straße. Die Anwohner in Klein-Karben hat das dann aus dem Schlaf gerissen. Beschwert haben sich die Anwohner bei der Stadtpolizei und den Mitgliedern des Ortsbeirats. Mit ständigen Kontrollen sind die Stadtpolizisten seit vielen Jahren auf der Strecke präsent. Sie überwachen mit mobilen Kontrollen den Verkehr.
90 Verwarnungen
Allerdings ist das bisher vor allem tagsüber der Fall gewesen, während der üblichen Dienstzeiten. Doch seit einigen Monaten sind die Stadtpolizisten auch bis in den Abend hinein aktiv. Dann rollen ihnen auch jene Autofahrer vor die Kamera, die es mit dem Limit von 50 oder 30 Stundenkilometern nicht so genau nehmen.
Die Ergebnisse dieser Spätmessungen sind laut Stadtpolizei-Vizechef Jörg Witzenberger absolut erfreulich. „Die Zahlen haben extrem nachgelassen.“ Bei einer abendlichen Kontrolle im Februar lag die höchste gemessene Geschwindigkeit im 30er-Bereich bei Tempo 62 in Fahrtrichtung Rendel und 49 in der Gegenrichtung – gemessen in Höhe der Kreuzung Hanauer Straße. „Tempo 30 ist an dieser Stelle absolut gerechtfertigt“, erklärt Witzenberger. Die nutzbare Fahrbahn sei wegen der dort einseitig parkenden Autos recht eng, in schlechtem Zustand und an der Einmündung nicht sonderlich gut einsehbar. Das Kontrollergebnis: 1900 Fahrzeuge fuhren durch, 90 Fahrer wurden verwarnt und vier wurden angezeigt, weil sie mehr als 21 Stundenkilometer zu schnell unterwegs waren.
Nicht nur die Blitzerkontrollen wirkten sehr gut, findet der Stadtpolizist, sondern auch die von der Stadt angeschafften Tempo-Infotafeln („Sie fahren xx km/h“) machten sich bezahlt. Denn ob sich die Fahrer ans Tempolimit hielten, sei rein vom Überwachungsdruck abhängig. Deshalb habe Karben auch gerade vier weitere solcher Info-Tafeln bestellt, sagt Witzenberger.
Kein Sorgenkind mehr
Er korrigiert zugleich Horrormeldungen, die im Klein-Karbener Ortsbeirat bekannt gemacht worden waren: Ein Raser sei mit Tempo 147 durch den Ort gejagt, hatte es dort auf Basis der Daten der Stadtpolizei geheißen. „Das ist technisch ja gar nicht möglich, in dieser Straße so schnell zu fahren“, sagt der Fachmann. Vielmehr stecke dahinter ein Doppelungseffekt: Das Messgerät habe offenbar zwei oder drei hintereinander fahrende Autos zugleich erfasst. Bei Infotafeln könne das hin und wieder geschehen.
Denn die Zahlen zeigen eine gegenläufige Tendenz: Bei einer Langzeitmessung kurz vor dem Ortsausgang Richtung Rendel in Höhe von Hausnummer 87 seien im März binnen vier Wochen 95 000 Fahrzeuge erfasst worden. Von ihnen hätten 85 Prozent der Fahrer höchstens Tempo 56 im 50er-Bereich draufgehabt. Das sei respektabel, findet Witzenberger – zumal an dieser Stelle bereits der Ortsausgang sichtbar sei und der Drang aufs Gaspedal zunehme.
Ähnlich sehen die Zahlen aus der Infotafel aus, die der verstorbene Jürgen Dreschel an seinem Haus Nummer 52 auf eigene Rechnung hatte anbringen lassen. Von 84 000 dort gemessenen Wagen im Tempo-30-Bereich seien 85 Prozent mit Tempo 44 oder weniger unterwegs gewesen. Das Durchschnittstempo habe bei 37,2 Stundenkilometern gelegen. Diese durchschnittliche Überschreitung bewertet Witzenberger als „verschwindend gering“. So ist der Stadtpolizist guter Dinge: „Die Ortsdurchfahrt Klein-Karben ist kein Sorgenkind mehr.“ Allerdings werde die Behörde mit den Tempomessungen nicht nachlassen. (den)