Karben. Überall in der Wetterau wurde am Wochenende Fußball gespielt. Überall? Nein! Nur in Karben waren die Sportplätze am vergangenen Wochenende gesperrt. Den Karbener Clubs drohen nun Strafen vom Verband.
Michael Reller muss sich kräftig gegen die Windböen stellen. Die ersten Regentropfen der nahen Front zischen über den Petterweiler Sportplatz. Ein paar Tritte auf das Grün, und das Fazit des Vorsitzenden des VfB Rot-Weiß Petterweil ist klar: „Der Platz war bespielbar.“
Fester Rasen, kein Matsch, keine Nässe – dennoch durften auf den Karbener Sportplätzen am Wochenende keine Fußballspiele ausgetragen werden. „Wegen Feuchtigkeit“, erklärt Karbens Baudezernent und Stadtrat Gerd Rippen (Grüne), habe die Stadt sich entschlossen, die Plätze zu sperren.
Darüber schüttelt Kreisfußballwart Rainer Dreut den Kopf. „Karben war die einzige Stadt im Kreis, die bei Sonnenschein ihre Plätze sperrte.“ Dienstag habe es letztmals geregnet, erinnert sich VfB-Chef Reller. Weil aber Regen erwartet worden sei, habe die Stadt so entschieden. „Das war ein bisschen voreilig“, sagt Reller nun.
Dabei habe die Kommune extra bis zum letzten Moment mit ihrer Entscheidung gewartet, erklärt Rippen. Nachdem Mitarbeiter die Plätze am Freitagvormittag begutachtet hätten, habe der Fachdienst Tiefbau die Entscheidung getroffen. Also mussten die Petterweiler ihre Partie gegen Ockstadt absagen, ebenso die Clubs in Kloppenheim und Rendel ihre Heimspiele.
Dass die Entscheidung zu spät fiel, kreiden nun Vereine und Verband der Stadt an: Die E-Mail sei um 11.58 Uhr aus dem Rathaus versendet worden, zwei Minuten vor Dienstschluss, kritisiert der Kreisfußballwart. Danach hätten die Vereine reagieren müssen, erklärt er: Gebe es Unstimmigkeit wegen einer Platzsperre, müssten sie eine Besichtigung mit einem Platzbeauftragten des Verbandes sowie einem Vertreter der Kommune initiieren. Das hätten der Städte- und Gemeindebund und der Fußballverband vereinbart.
Weil es die Klärung nicht gegeben habe, müsse nun das Kreissportgericht die Ausfälle überprüfen, kündigt Dreut an. Den Vereinen drohen Geldstrafen oder Punktabzüge. „Da müssen wir ein ernstes Gespräch mit dem Verband führen“, sagt Heidi Reuther, die im Rathaus Kontakt zu den Vereinen hält. Es könne nicht sein, dass eine Entscheidung der Stadt den Clubs zum Nachteil ausgelegt werde. Nicht wegen der Entscheidung der Stadt, sondern wegen ihrer eigenen Untätigkeit müssten sich die Vereine verantworten, sagt Kreisfußballwart Rainer Dreut.
Ein Treffen mit Verbandsvertreter und Stadtrat gab es am Sonntag sogar noch. Rippen berief sich auf die Entscheidung seiner Fachleute. „Ich kann den Fachdienst nicht noch am Wochenende rausschicken.“ Diese Art der Entscheidungsfindung geißeln die Vereine. „Das wird immer freitagsnachmittags verkündet nach dem Motto: ,Das Orakel spricht‘“, sagt Oliver Römer, der Vizevorsitzende des 1. FC Rendel. VfB-Vorsitzender Reller fände es „besser, wenn wir mitentscheiden könnten“. Römer fordert zudem ein Ende der pauschalen Sperren für die ganze Stadt: „Die Plätze sind sehr unterschiedlich beschaffen“, so der Rendeler. „Da sind Einzelentscheidungen nötig.“ (den)