Karben. Ein ganz besonderer Christbaum steht im Foyer des Karbener Bürgerzentrums. Aufgestellt worden ist er für die gemeinsame Weihnachtsbaum-Wunschaktion von Bürgerstiftung und der Stadt.
Bis das grüne Nadelkleid des Baumes an diesem Tag mit vielen bunten Karten dekoriert ist, dauert es noch nicht einmal eine Viertelstunde. Dafür sorgt eine Gruppe Kinder der evangelischen Kindertagesstätte Groß-Karben. Wuselig und voller Eifer widmen sie sich zunächst den unteren Zweigen. Zum Schmücken weiter oben benötigen die Kleinen allerdings die Hilfestellung Erwachsener. Gut, dass Bürgermeister Guido Rahn (CDU) und Peter Mayer von der Bürgerstiftung »Unser Karben« am Donnerstagmorgen gekommen sind. Beim Hochheben der Kinder können die beiden Männer gleich noch ein bisschen Frühsport betreiben.
Selbst gebastelt
Den Baumschmuck haben die Kinder in ihren Gruppen gebastelt. Dass es sich um keinen üblichen Christbaumschmuck handelt, hat man ihnen erzählt. Auf jedem Anhänger steht ein Wunsch. Der kommt von bedürftigen Menschen, die finanziell nicht in der Lage sind, eigene oder Weihnachtswünsche anderer zu erfüllen. Wer ein gutes Werk tun möchte, kann jetzt quasi stellvertretend die Rolle des Christkinds übernehmen. Die Präsente können bis 11. Dezember beim Fachbereich Soziales, Senioren, Jugend, Kultur und Sport im Rathaus abgegeben werden. Die Daten bleiben anonym.
Zum dritten Mal findet die Wunschaktion von der Bürgerstiftung »Unser Karben« zusammen mit der Stadt statt. Inszeniert hatte sie ursprünglich der Verein Karben hilft Karben, der allerdings seit einigen Jahren schon nicht mehr besteht. In diesem Jahr soll mit der Aktion auch an die verstorbene Organisatorin Astrid Rüger von der Stadt erinnert werden. »Weihnachten bedeutet nicht für jeden Glanz«, gibt Jörg Astheimer von der Bürgerstiftung zu bedenken.
»Auch in Karben gibt es viele mittellose Menschen. Nicht nur Kinder, sondern vor allem auch ältere Menschen sind von Armut betroffen. Man sieht sie nur nicht gleich. Wir müssen diese Entwicklung bekämpfen, aber leider ist die Weihnachtsbaum-Wunschaktion dabei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.« Fachbereichsleiterin Susanne Schubert kennt die Problemfälle aus ihrer täglichen Arbeit genau. »Es gibt mehr Armut in Karben, als man gemeinhin annehmen könnte«, klärt sie auf. »Viele verstecken sich hinter einer Fassade. Das Schamgefühl ist vor allem bei den Älteren groß. Das ist ein hartes Brot. Im Vergleich zum letzten Jahr sind mehr Wünsche eingegangen. Sonst waren es immer zwischen 94 und 97, diesmal sind es 132.«
Bis zu 40 Euro
Kinderbekleidung, Spielsachen und elektronische Geräte stehen häufig auf dem Wunschzettel, Gutscheine sind der Renner schlechthin. Ältere Menschen freuen sich über einen Fresskorb. »Es wird die komplette Bandbreite an Geschenken abgedeckt«, sagt Schubert. »Mehr als 40 Euro sollen die Sachen aber nicht kosten. Die älteste Person unter allen Teilnehmern ist übrigens 96 Jahre alt.«
Was die Hilfsbereitschaft unter den Karbenern anbelangt, besteht kein Grund zur Klage. Kurz nachdem die Kinder den letzten Wunschanhänger an den Baum gehängt haben, kommt schon die erste Unterstützerin und nimmt gleich mehrere Karten mit.