Bad Vilbel. Auf der Bühne am frisch eingeweihten Günther-Biwer-Platz gaben sich am Pfingstmontag allerlei »royale Hoheiten« ein Stelldichein. Die Bänke vor der neuen Stadthalle Vilco waren besetzt. Alle fieberten dem Einzug der neuen Bad Vilbeler Quellenkönigin entgegen, die traditionell immer am Quellenfest inthronisiert wird.
Nicht ohne Augenzwinkern stellte Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) das Ereignis in eine Reihe mit der Krönung von König Charles vor wenigen Wochen in England. Zumindest stehe es vom Prunk her dem Gesehenen in kaum etwas nach, scherzte er.
Mit ihrer Inthronisierung wurde die Dortelweilerin Nadine Kruczek zu Nadine I. und zu Bad Vilbels 19. Quellenkönigin seit 2003. Sie übernahm das Amt von ihrer Vorgängerin Sara I. Zuvor war das Hoheitssymbol, die Schärpe, drei Jahre am Stück wegen der Corona-Pandemie bei Ena I. geblieben.
Witz, Charme und Esprit
Witz, Charme, Esprit und Sachkenntnis über Bad Vilbel – das sind Eigenschaften, die die Bewerberinnen mitzubringen hatten. Repräsentieren können sowieso. Denn die Anwesenheit der Quellenkönigin wird unter anderem bei Eröffnungen von Festen, Empfängen oder Inthronisierungen anderer Hoheiten erwartet. Ein voller Terminkalender also, bei dessen Bewältigung ihr allerdings das Bad Vilbeler Stadtmarketing mit einem Team hilfreich zur Seite steht.
Nadine Kruczek verbindet mit ihrem Traum von der Quellenkönigin kindliche Erinnerungen. »Bereits als junges Mädchen habe ich fleißig Autogrammkarten der damaligen Quellenköniginnen gesammelt und mich für sie begeistert«, erzählte die 27-Jährige im Vorfeld der Veranstaltung. So sei der Wunsch entstanden, einmal selbst das Amt übernehmen zu dürfen.
Über die Quellenstadt konnte sie bei der Gelegenheit nur Positives berichten. »Ich wohne bereits mein ganzes Leben in Bad Vilbel. Aufgewachsen bin ich im Neubaugebiet in Dortelweil, wo ich viele Freundschaften schließen konnte. Meine Eltern kamen Anfang der 90er Jahre aus Schlesien nach Deutschland.« Ihrer Meinung nach habe Bad Vilbel in den letzten Jahren einen Wandel durchlebt, der die Stadt noch lebenswerter mache. Als Stichpunkte nannte Kruczek die Möglichkeiten der Vilco, die sanierte Wasserburg und den Wasserspielplatz im Kurpark. Sie schwärmte außerdem vom »riesigen Sport- und Freizeitangebot der Stadt«.
Abseits des Ehrenamtes hat die Frau mit dem strahlenden Lächeln einen harten Beruf: Nadine Kruczek arbeitet beim Polizeipräsidium Frankfurt im Wechselschichtdienst. Manchmal hat sie auch an Sonn- und Feiertagen Dienst. An ihren freien Tagen möchte sie repräsentative Termine für die Stadt wahrnehmen. »Das Land Hessen als mein Arbeitgeber fördert mein Ehrenamt. Alle unterstützen mich, wo sie nur können«, sagte die Polizistin. Dass ihre Hobbys jetzt erst einmal zurückstehen müssen, weiß Kruczek. Als Abteilungsleiterin beim SV Fun-Ball Dortelweil trainiert sie zweimal pro Woche eine Jugendgruppe in Wettkampfgymnastik, ist Kampfrichterin in diesem Sport. Fitnesstraining, Fahrradfahren und Schwimmen im Sommer möchte sie beibehalten.
»Als Quellenkönigin will ich den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern«, hat sie sich für ihre Amtszeit vorgenommen. »Ich freue mich, Sie bei Veranstaltungen begrüßen zu dürfen und mit Ihnen zu feiern. Mit Blick auf die letzten Jahre, möchte ich die Menschen wieder miteinander verbinden und ihnen eine Zeit der Leichtigkeit schenken.«
Auf eine Antrittsrede der neuen Quellenkönigin wurde verzichtet, stattdessen spielten die Protagonisten auf der Bühne zusammen mit dem Publikum eine Art Frage-Antwort-Spiel, bei dem alles Wissen rund ums Quellenfest und seine Königin abgefragt wurde. Was man sah, war es eine frische Idee mit jeder Menge Potenzial.
Von Jürgen Schenk