Brandschutzdezernent und Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) reagierte bei der Jahreshauptversammlung der Bad Vilbeler Kernstadt-Feuerwehr gelassen auf die Kritik von Wehrführer Mario Migdalski (die FNP berichtete). Dieser hatte der Stadt vorgeworfen, auf Besichtigungen und Gespräche keine Taten folgen zu lassen, vor allem, was den Hochwasserschutz angehe. Man vertraue immer einfach auf die Fähigkeiten der Feuerwehrmänner.
Bad Vilbel. Stadtbrandinspektor Karl-Heinz Moll hatte bei der Versammlung den Feuerwehrstützpunkt der Kernstadt kritisiert, dieser platze aus allen Nähten, Ausrüstung müsse außerhalb gelagert werden, was höheren Wartungsaufwand zur Folge hätte. Auch er sprach sich für die Anschaffung des Hochwasserschutzsystems „Aquariwa“ aus und knüpfte damit an die Kritik von Wehrführer Mario Migdalski an: „Dieses Mal ist alles gut gegangen, aber wie wird es beim nächsten Mal?“, hatte der Stadtbrandinspektor in die Runde gefragt.
Dass sehr wohl etwas gegen drohendes Hochwasser unternommen werde und die Politik die Bitten der Feuerwehr ernst nehme, möchte der Erste Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) klarstellen: „Der neue Bedarfs- und Entwicklungsplan wird in der Sitzung des Magistrats Ende April besprochen“, sagt er zur allgemeinen Situation. Was das Hochwasserschutzsystem „Aquariwa“ angehe, stehe er einer Anschaffung eher skeptisch gegenüber.
Kreisweite Lösung
„Das System funktioniert eigentlich präventiv“, sagt er. Im vergangenen Juni sei der Boden im Vilbeler Wald so übersättigt gewesen, dass die Erde das Wasser nicht mehr hatte aufnehmen können, weshalb es zu den Fluten nahe des Ritterweihers gekommen war. „Ob das System Hilfe leisten kann, wenn das Wasser bereits in die Stadt stürzt, weiß ich nicht“, überlegt der Brandschutzdezernent. „Als ich Anfang Juni zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert wurde, habe ich mich schlau gemacht, was Alternativen betrifft und wie andere Kommunen das lösen“, erinnert sich Wysocki. Bad Homburg und Hanau würden ebenfalls über „Aquariwa“ verfügen, doch mahnt Wysocki, sich einige Fragen zu stellen.
„Wo lagere ich das? Wie lagere ich das?“ Wie lange sei das System überhaupt nutzbar und wie hoch sind Wartungsaufwand und Wartungskosten? Ich strebe eigentlich eine Lösung an, die kreisweit funktioniert“, erläutert Sebastian Wysocki. „Im Wetteraukreis könnten wir uns auf ein System einigen und dieses auf mehrere Kommunen verteilen“, berichtet er von seinen Vorstellungen. „Ich will mich gegenüber der Anschaffung eines Hochwasserschutzsystems gar nicht sperren, doch bin ich der Meinung, dass es besser ist, Bad Vilbel nicht isoliert zu betrachten.“
Eine Gemeinschaftsanschaffung könnte so eine „gute Sache für alle Kommunen werden.“ Auch sei ihm wichtig die zuvor genannten Fragen erst in allen Einzelheiten zu klären, bevor ein solches System seine Zustimmung als Brandschutzdezernent erhalte. Er sehe den besseren Schutz vor Hochwasser ohnehin eher nicht in präventiven Systemen wie „Aquariwa“ sondern in baulichen Veränderungen in der Stadt. „Da sind wir ziemlich weit“, meint der Christdemokrat. Gerade sei man mit entsprechenden Planungen beschäftigt, doch würden erste Arbeiten noch in diesem Jahr umgesetzt werden, kündigt der Brandschutzdezernent an.
Unter anderem könnten verschiedene Beschaffenheiten einer Straße Fließenergie aus einem Wasserstrom nehmen, durch Rillen in Straßen und Wegen könne ebenfalls Wasser abgelassen werden, bevor es zu viel werde. „Ganz wichtig ist es auch, die Bäche und natürlichen Abflüsse sauber und frei von Holz zu halten“, weiß Wysocki.
Arbeitsgruppe plant
„Aber man kann sich nicht gegen alle Eventualitäten absichern.“ Die Beschaffungspolitik einer Stadt danach auszurichten, was passieren könnte sei der falsche Weg.
Verwaltungsintern habe man das Thema des Hochwasserschutzes intensiv besprochen und zwar mit Forstamt, Tiefbauamt und Stadtbrandinspektor an einem Tisch. Im Bedarfs- und Entwicklungsplan sei die Erweiterung des Stützpunktes der Kernstadt bereits vorgesehen, merkt er noch an, Anfang 2021 sei mit dem Beginn zu rechnen. „Das ist ein dynamischer Prozess.“
Wie funktioniert Aquariwa?
Aquariwa ist ein mobiles Hochwasserschutzsystem, das beispielsweise auch bei Löschwasserbevorratung zum Einsatz kommt. Es kann in unterschiedlichen Größen erworben werden und besteht aus Kunststoffplatten, an denen Folien angebracht sind. Die Platten werden zu Zylindern gebogen und mit einer Verschlusseinrichtung zusammengefügt. Wenn die Zylinder nun mit Wasser, Sand oder einem ähnlich schweren Medium gefüllt werden, ist das unverrückbare System montiert und schützt vor Fluten. (nda)