Bad Vilbel. Wie „Urbanität von morgen im städtebaulichen Umfeld von heute“ geschaffen werden könne, darüber machte sich der Bad Vilbeler Stadtrat (CDU), der dem Vorstand des Deutschen Verbandes Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, (Berlin) angehört und die Stiftung „Städte für Menschen“ gegründet hat, auf Einladung des CDU-Wirtschaftsrates Wetterau und Main-Kinzig zusammen mit weiteren hochkarätigen Experten Gedanken.
Die Größenordnung der Herausforderung, von der Wiechers sprach, übersteigt fast das menschliche Vorstellungsvermögen. Sie wurde von Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesbauministerium, beziffert: 40 Prozent des Primärenergieverbrauchs entfielen auf das Wohnen. Der Experten-Arbeitskreis Bauen habe sich das Ziel gesetzt, diesen Verbrauch in Deutschland bis 2050 um 80 Prozent zu senken.
Um dies zu erreichen, seien bei heutigem Bestand und momentanem Preisindex Investitionen von 3,4 Billionen Euro notwendig. Dabei gehe es nicht nur darum, „Häuser in Styropor zu packen“, sondern „vor allem auf eine effiziente Gebäudetechnologie kommt es an“.
Da laut Wiechers etwa 80 Prozent der etwa 40 Millionen Wohnungen in Deutschland in Privateigentum seien, liege es an der Politik, die Bürger durch einen klaren Fahrplan sowie gezielte Förderungen und Steuerentlastungen zu gewinnen. Jeder Euro öffentlicher Förderung ziehe heute zwölf Euro an Investitionen für energetische Sanierung nach sich, so Bomba.
Aufgabe der Technikindustrie und Bauwirtschaft sei es, Bauherren durch einfache Lösungen zu überzeugen. Darin stimmten Manfred Hegger und Carl-Alexander Graubner, beides Professoren an der TU Darmstadt, sowie Jürgen Sperzel vom Fertighausbauer Bien-Zenker (Schlüchtern) mit Bomba überein.
Einigkeit herrschte auch darüber, dass Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Mobilität künftig in Gesamtkonzepten gemeinsam zu betrachten seien. Immerhin gehe ein Drittel des Primärenergieverbrauchs auf das Konto des Verkehrs. Staatsminister a.D. und Opel-Vizepräsident Volker Hoff setzt auf unterschiedliche Antriebssysteme für die Kraftfahrzeuge der Zukunft. Heute brauche ein Auto 40 Kilo Benzin oder eine 1,5 Tonnen schwere Batterie oder sechs Kilo Wasserstoff für 500 Kilometer. Dies zeige deutlich, wohin langfristig die Entwicklung gehe. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des ÖPNV werde erst die weitere Entwicklung zeigen, „ob wir weiter Autos verkaufen oder uns als Mobilitätsdienstleister positionieren“.
Die Idee, Wohnen und Mobilität durch die Nutzung von Energie, die in einem Energie-Plus-Haus über den Bedarf produziert wird, für das Auto zu nutzen, sei in einem Gespräch mit Wiechers entstanden. Sie werde in Berlin in einem zweijährigen Versuch umgesetzt, so Bomba. Sinnvoll wäre es, mehrere solcher Häuser in einem Innovationspark zu kombinieren. „Jeder Supermarkt wäre in der Lage, durch seine Kühlanlage 100 Haushalte mit Warmwasser zu versorgen“, sagte Hegger. Mehr noch als finanzielle müssten aber rechtliche Hürden überwunden werden.