Wie kann die Nidda renaturiert werden und dennoch ein Freizeitangebot für die Bad Vilbeler sein? Die Arbeitsgruppe „Grüne Konzepte für Bad Vilbel“ der Grünen hat sich dazu visionäre Gedanken gemacht. Langfristig soll die Nidda so auch im Kernstadtbereich mehr Platz bekommen, doch auch zur Naherholung wollen die Grünen den Fluss in Zukunft gestalten.
Bad Vilbel. 100 Meter links und rechts des Flusses müssten der Natur zum ungestörten Gedeihen zur Verfügung stehen, bei einer konsequenten Renaturierung dürfe nicht mal ein Radweg diesen Bereich queren. Diese Empfehlung stammt vom Bad Vilbeler Gewässerökologen Gottfried Lehr, der jüngst die Sichtung eines seltenen Eisvogels im Vilbeler Kernstadtbereich verkünden konnte.
Dies nehmen die Vilbeler Grünen zum Anlass, sich weitere Gedanken zur Optimierung der Bad Vilbeler Flusslandschaft zu machen. Zusammen mit einigen Gästen diskutierte der stellvertretende Vorsitzende der Bad Vilbeler Grünen, Jens Matthias, mögliche Orte, die in Zukunft der Natur überlassen werden sollen.
Als Vorbild diene dabei das bereits renaturierte Stück zwischen Karben und Gronau. Dies habe in der Vergangenheit unter Radfahrern und Grillfreunden zwischenzeitlich so große Anerkennung gefunden, dass es abgesperrt werden musste, schließlich seien diese Flächen rein dem Tier- und Pflanzenreich zugedacht. Im Gegensatz dazu betrachten es die Grünen mit Sorge, dass die Nidda in der Innenstadt nur sehr wenig Platz findet. Und dass sie zwischen Burgpark und Kasseler Straße nur äußerst eingeengt fließen kann.
Bedarf in Dortelweil
Langfristig versucht die Arbeitsgruppe, auch hier Räume zu finden. Dabei formuliert die Gruppe bereits ein klares Ziel: Sollte das alte Hallenbad abgerissen werden, dürfe die frei gewordenen Fläche keinem Kongresszentrum oder einer Parkplatzvergrößerung zum Opfer fallen. Dieses Stück müsse Natur bleiben, sind sich alle Diskutierenden einig. Auch dass dort der Parkplatz nie hätte gebaut werden dürfen, kommt in der kleinen, aber engagiert debattierenden Gruppe zur Sprache.
Weiter flussabwärts freuen sich die Grünen, dass einer dortigen Renaturierung als Ausgleich zum S-Bahn-Ausbau zugestimmt wurde. Flussaufwärts in Dortelweil sehen sie hingegen größeren Handlungsbedarf. Vor allem der zunehmende Siedlungsdruck bereitet ihnen Sorgen. Die vergangenen Jahre hätten an der Entwicklung der Dortelweiler Sportstätten gezeigt, wie nach und nach der Natur schleichend Raum genommen werde. Den Plänen, eine südliche Zufahrt zu realisieren, um den Sportlern den Weg durch Alt-Dortelweil zu ersparen, steht die Arbeitsgruppe skeptisch gegenüber. Besonders in diesem Areal müsse Bad Vilbel vom Frankfurter Grüngürtel lernen, betont der Vilbeler Grünen-Stadtverordnete Peter Paul. So würde die Flusslandschaft zwischen Dortelweil und Bad Vilbel mit dem Streuobstwiesengebiet Wingert und dem angrenzenden Wald eine einmalige Schneise bilden, die vor dem zunehmenden Siedlungsdruck aus Frankfurt geschützt werden müsse.
Doch trotz des Wunsches, viele Gebiete der Natur zu überlassen, betonen Matthias und Co. auch die Bedeutung des Flusses für die Menschen: „Man muss auch Plätze in der Natur schaffen, an denen die Menschen sich wohlfühlen können“, betont Matthias und plädiert dafür, weitere Gewässererlebnisplätze zu realisieren.
Großes Potenzial
Eine Idee könne hierbei sein, Teile des Burgparks abzusenken, um die Vilbeler näher an ihren Fluss bringen zu können. Durch das Landesprogramm Naturnahe Gewässer seien solche Pläne nur mit geringen Kosten für die Stadt verbunden. So sei der Burgpark auch jetzt schon ein beliebtes Freizeitziel für Mensch und Tier. Das habe nicht zuletzt die Sichtung des Eisvogels bewiesen. Für die Grünen hat ihre Stadt großes ökologisches Potenzial, das es auch in der Zukunft zu schützen gelte.