Um hürdenlose Zugänge in der Stadt kümmert sich der Arbeitskreis Barrierefreiheit. Bei der Neuen Mitte war sein Rat schon vorher gefragt. Nun schauten die Mitglieder vor Ort nach.
Bad Vilbel. „Mobilität für alle“ – das war das Stichwort, mit dem der im Rollstuhl sitzende Hans-Joachim Prassel (SPD) und sein Kollege Rolf Bender (CDU) jetzt auch beim Seniorenbeirat um Unterstützung warben. Man sei an einer engen Zusammenarbeit interessiert, hörten die beiden. Es habe auch schon gegenseitige Einladungen zu Sitzungen gegeben – aber konkrete Themen und Wünsche wurden nicht geäußert.
Bender erinnert sich noch an die Anfänge der interfraktionellen Gruppe. Damals, vor 2006, habe das Thema Barrierefreiheit im Planungs- und Bauausschuss nicht viel ausgelöst: „Es haben so viele Leute geschwätzt, aber nichts ist passiert.“ 2006 wurde dann der Arbeitskreis gegründet. Er halte sich „eher im Hintergrund“, erläutert Prassel, „ohne Parteigezänk, eher auf der Sachebene.“ Derzeit gehören je zwei SPD- und CDU-Vertreter, sowie einer von der FDP dem Gremium an. Die Grünen seien ausgestiegen, dafür ein Freier Wähler hinzugekommen, erläutert Bender.
Zu viele Stufen
Barrieren gibt es in der Stadt viele, schon deswegen, weil die Gebäude auf der Frankfurter Straße fast alle nur über Stufen erreichbar sind – Folge früherer Zeiten, als das Nidda-Hochwasser bis in die Innenstadt floss. Auch später hatten die AK-Leute manche Kämpfe auszufechten. Etwa beim Kurhaus, „den Denkmalschutz interessiert die Barrierefreiheit überhaupt nicht“, so Prassel. Besonders aufwendig sei der Treppenaufzug im Fachwerkhaus mit dem Brunnen- und Bädermuseum gewesen, erinnert sich Bender. Dabei ist der Arbeitskreis nicht an einer Kritikerrolle interessiert, positive Anreize sollen es sein. So wie bei dem Mobilitätsplaner, der für die Bad Vilbeler Innenstadt erstellt werden soll. Nicht die Barrieren, sondern die Läden mit hürdenlosem Zugang sollten dort lobend aufgelistet werden.
Dennoch ist Prassel über das bisherige Ergebnis sehr enttäuscht: „Wir haben 160 Gewerbetreibende angeschrieben, nur vier haben geantwortet.“ „Wir müssen noch das Bewusstsein fördern“, findet Prassel. Das sei mitunter auch auf der Verwaltungsebene noch nötig, ergänzt Bender.
Trotzdem sind Prassel und Bender zuversichtlich, denn inzwischen wird ihr Rat bereits vorab gesucht – etwa bei der Neuen Mitte. „Das kann Folgekosten vermeiden“, betont Bender. „Es geht nicht nur um die UN-Behindertenrechtskonvention, sondern auch um den Aspekt des Älterwerdens“, sagt Prassel, der auch Behindertenvertreter beim Hessischen Rundfunk ist. Beim Rundgang durch die Geschäfte der Neuen Mitte kann er nichts Negatives entdecken. Vom Parkhaus ist der Niddaplatz über Aufzüge bequem zu erreichen, die Tasten mit Braille-Zeichen versehen und in Griffhöhe von Rollstuhlfahrern.
Vorbildfunktion
Nur die Sprachanzeige der Stockwerke fehle. Auch behindertengerechte Toiletten soll es geben – die Sanitäreinrichtungen müssen aber noch eingebaut werden, erläutern Handwerker beim Rundgang.
Die Park-Stellflächen seien ausreichend und sehr großzügig bemessen. Was auch gut sei: die breiten blauen Streifen, welche die Fußgängerwege markierten. Das gebe auch älteren Menschen Sicherheit und Orientierung, so Prassel. Auch bei Müller und Depot seien die oberen Etagen per Aufzug zu erreichen, urteilt Prassel. Er rät der Verantwortlichen nur, den Weg zum Aufzug noch auszuschildern.