Keinen schönen Anblick bietet das Woolworth-Gebäude am Eingang der Frankfurter Straße vom Biwer-Kreisel aus betrachtet. Und zur Kasseler Straße hin wirkt die Fassade noch schlimmer, erscheint schlicht und einfach als heruntergekommen.
Bad Vilbel. Das knallige Rot der Gebäudefront ist vom Design her längst überholt. In neuem und vor allem im modernen Glanze soll das Gebäude daher alsbald erstrahlen. Die Pläne jedenfalls sind schon fertig.
Die gute Nachricht kam von Klaus Minkel, dem Ersten Werksleiter der Stadtwerke, die das Kaufhaus mitsamt dem Areal für 1,95 Millionen Euro gekauft haben. Wer die kommunalen Geschehnisse in Bad Vilbel beobachtet, der weiß, dass sich die Stadt in weiser Voraussicht und aufgrund einer von der damals noch mit ungebrochener Mehrheit regierenden CDU verschriebene Herzkur bereits in den 1990er-Jahren für das Areal vom Woolworth bis zum Wasserweg ein Vorkaufsrecht gesichert hat. „Wir wollten einen Fuß in die Tür bekommen“, um dort neu zu gestalten, erklärt Minkel die Maßnahme.
Jetzt ist es so weit, die Tür ist offen für Veränderungen. Und bisher lief alles wie am Schnürchen. Das Gesundheitszentrum Wetterau (GZW) bekommt eine Förderung des Landes Hessen für die Einrichtung einer Tagespsychiatrie im ersten Obergeschoss des Gebäudes.
Gute Nachricht gab es auch aus der Kreisstadt und das löste dann eine Reihe von Aktivitäten aus: Abschluss eines Mietvertrages, Abschluss der Planung, Erarbeitung eines Bauantrages, Vergabe und vieles mehr. Denn mit dem Fördergeld kann es nun an Umbauten gehen, die sich das Gesundheitszentrum als Betreiber der tagespsychiatrischen Einrichtung gewünscht hat.
Fest steht, die rote Fassade wird komplett verschwinden, bekommt ein modernes Design und wird entsprechend energetisch saniert, erklärte Minkel, denn das Gebäude ist schon über 40 Jahre alt und erfüllt aktuelle Bauvorgaben nicht mehr. Auch die besonders hässliche Rückseite sieht natürlich dem Ende ihrer Tage entgegen und wird ebenfalls verschönert. Die dortigen Parkplätze will man jedoch erhalten, weil man sie brauche.
Ein großer Lichthof im Zentrum des Gebäudekomplexes wird dort für Helligkeit sorgen. Es wird Räume für Bewegungstherapie mit bis zu 30 Plätzen geben, Gruppen- und Ruheräume, Plätze zur Ergotherapie und kleinere Behandlungsräume sind geplant. „Dafür sind umfassende Umbauarbeiten nötig, wir greifen tief in die Statik ein“, sagte Minkel.
Das Gebäude kann die Stadt allerdings nur teilweise neu verplanen. Konkrete Umbaupläne gibt es schon für das knapp 1400 Quadratmeter große Obergeschoss, auf dem aber auch Technik und Lüftungsanlagen den vorhandenen Platz einschränken. Hier soll, wie geschrieben, das Gesundheitszentrum Wetterau eine Tagespsychiatrie für leichte Fälle einrichten. Für den Umbau sind rund 1,7 Millionen Euro veranschlagt. Fördergeld bekommen die Stadtwerke nicht, aber das Gesundheitszentrum erhält einen Mietzuschuss durch das Land, wodurch die Anmietung ermöglicht wurde.
Im Dachgeschoss der Immobilie befindet sich zudem eine Vier-Zimmer-Wohnung. Deren Nutzung war ursprünglich vom städtischen Sozialamt für eine Unterbringung von Flüchtlingen ins Auge gefasst worden. Diese Absicht musste „leider aufgegeben werden, da die Personalräume Woolworth aus dem ersten Obergeschoss umgesetzt werden mussten, was auch bereits geschehen ist, um freies Feld für den Umbau und Umnutzung des ersten Obergeschosses zu haben, erläuterte Minkel. Im Erdgeschoss hingegen bleibt zumindest geschäftsmäßig alles, wie es zurzeit ist. Hauptmieter Woolworth hat einen Mietvertrag, der bis zum Jahr 2040 verlängert werden kann.
Dass die rote Fassade bald einer modernen Konzeption weichen muss, freut Klaus Minkel besonders. „Einstellen können sich die Bürger schon einmal auf eine schöne Naturstein-Fassade, so wie sie auch an der Europäischen Schule in Dortelweil zu sehen ist“. Zu den definitiven Kosten könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keine bindende Aussage treffen.
„Ich bin froh, mit diesem Sanierungsprojekt nicht nur das Stadtbild zu verschönern, sondern auch etwas für das innere und soziale Wachstum der Stadt leisten zu können: die langerhoffte psychiatrische Betreuung in Bad Vilbel und der südlichen Wetterau für leichtere Fälle“, so Klaus Minkel.