Sonja Laubach-Hintermeier wollte schon als kleines Kind ein eigenes Unternehmen gründen. Ihren Traum hat sie sich als Verlegerin erfüllt, bedauert aber, dass so wenige Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Bad Vilbel. Sie schaffen täglich scheinbar spielend den Spagat zwischen Haushalt, Familie und Beruf und sind dabei erfolgreich. Die Rede ist von Vilbels „Starken Frauen“. Ihnen widmet der Verein Bürgeraktive in den kommenden Monaten eine gleichnamige Gesprächsreihe.
Erste Interviewpartnerin von Eva Raboldt, Büroleiterin der Selbsthilfekontaktstelle Bürgeraktive, ist Verlegerin Sonja Laubach-Hintermeier gewesen.
Quereinsteigerin
Die Mutter von Johanna (16) und Maria (13) bezeichnet sich als Quereinsteigerin im Verlagswesen. Bereits als Kind wollte die im sauerländischen Schwalmberg geborene und in Deutschland sowie im Ausland aufgewachsene Laubach-Hintermeier eine eigene Firma gründen und Unternehmerin werden.
Studiert hat sie Philosophie, Politikwissenschaft, Arbeits- und Organisationspsychologie in Hamburg, München und an den amerikanischen Universitäten in Harvard und Berkeley. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie als Dozentin und Assistentin an verschiedenen Lehrstühlen, danach als leitende Projektmanagerin bei Acumen Consulting.
„Ich habe mir Netzwerke aufgebaut und mich 1996 mit SLH Research selbstständig gemacht“, sagt Laubach-Hintermeier. Ihre Firma bereitete Kongresse vor, recherchierte für Autoren, Verlage und Beratungsunternehmen.
Erfahrungen genutzt
Die Erfahrungen und Kontakte aus dieser Zeit seien für sie Ende 2008 ideale Voraussetzungen für die Gründung des Scoventa Verlages gewesen, sagt die Unternehmerin. Abgeleitet ist der Verlagsname von den lateinischen Wörtern „scorvare“, was übersetzt aufspüren heißt, und von „adventare“, „ans Ziel kommen“. „Themen und Menschen aufspüren und diese verbinden, das kann ich auch in einem Verlag wunderbar machen“, sagt Laubach-Hintermeier.
Der Verlag ist auf erzählende Sachliteratur spezialisiert. Bei diesem besonders im englischen Sprachraum populärem Genre schließen sich Informationen und erzählerische Dramaturgie nicht aus. Zum Angebot der Verlegerin gehören auch Schreib- und Recherche-Trainings. Denn 95 Prozent der Entwürfe, die sie erreichten, seien unbrauchbar und müssten überarbeitet werden.
Motto ihres Handelns sei Kants Aufklärungsthese „sapere aude“, zu Deutsch „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, Sie liebe die Renaissance und Aufklärung, sagt die Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin von Scoventa.
Leider würden sich zu wenige Frauen trauen, ein Unternehmen zu gründen, sagt Laubach-Hintermeier. „Achtzig Mal so viele Männer wie Frauen gründen eine Firma, obwohl Frauen viele unternehmerische Eigenschaften in sich vereinen.“ Vorteile, einer Selbstständigkeit sehe sie darin, „dass Frau selbst bestimmen kann, was Karriere ist.“
An sich glauben
Sie ermutigte ihre Zuhörerinnen, mehr an sich und ihr Können zu glauben. Schwierig sei vor allem der Spagat zwischen Kindern, Küche und Karriere. Um erfolgreich zu sein, brauche es neben einem eng getakteten Arbeitstag, finanzielle Sicherheit, Unterstützung und ein funktionierendes Netzwerk. „Mein Mann hat mir oft den Rücken freigehalten.“ Trotzdem gab es schon abenteuerliche Situationen.“ Eine große Hilfe war eine Betreuung für die Töchter, die als „Oma“ die eigene Familie vor Ort ersetzte.
Das Vorbild der Mutter wirke sich bereits positiv auf die Töchter aus, sagt Laubach-Hintermeier: „Sie sind sehr organisiert, selbstständig und unabhängig.“ In ihrer Freizeit liest die Verlegerin am liebsten Krimis, besonders „die schwarzen aus den 50er Jahren“, außerdem kocht sie leidenschaftlich gern, liebt es, Gäste zu bewirten. Dies und Ferien mit ihrer Familie bilden wichtige Ruhepole im stressigen Alltag.
Die nächste Veranstaltung von „Starke Frauen“ ist am Montag, 27. Januar 2014, um 19.30 Uhr im Haus der Begegnung, Marktplatz 2. Als Gesprächsgast kommt die ehemalige Schulleiterin der Dorteleweiler Regenbogenschule, Hanne Mühle.