Beim Arzneimittel-Hersteller Stada kommt es mitten in der Auseinandersetzung mit dem aktivistischen Investor Active Ownership (AOC) zu einem Wechsel an der Führungsspitze. Stada-Chef Hartmut Retzlaff müsse sein Amt krankheitsbedingt vorübergehend liegen lassen, teilte das Unternehmen am Sonntag, nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats mit.
Bad Vilbel. „Hartmut Retzlaff hat die Stada geprägt. In den bislang 23 Jahren seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender hat er das Unternehmen erfolgreich aufgebaut, internationalisiert und konsequent diversifiziert. Heute steht Stada besser da als je zuvor. Dass Herr Retzlaff jetzt krankheitsbedingt sein Amt vorübergehend ruhen lassen muss, das kommt für uns alle überraschend und es macht uns betroffen. Aber Gesundheit geht vor! Gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Stada wünscht ihm der Aufsichtsrat gute und rasche Genesung“, sagte Dr. Martin Abend, der Vorsitzende des Aufsichtsrats.
Retzlaffs Aufgaben übernehmen die beiden anderen Vorstandsmitglieder, Helmut Kraft und Matthias Wiedenfels. Der Aufsichtsrat habe zudem zunächst Wiedenfels zum Vorsitzenden des Vorstands berufen.
Mit Wiedenfels trete ein erfahrener langjähriger Manager an die Spitze des Vorstands, der den Erfolg der vergangenen Jahre maßgeblich mitgestaltet habe und der den eingeleiteten Wandel im Sinne des Unternehmens mit Nachdruck vorantreiben werde, so Aufsichtsratsvorsitzender Martin Abend. Die Stada AG hatte erst im Herbst 2015 den Vertrag von Retzlaff vorzeitig um fünf Jahre verlängert. Der 62-jährige arbeitet seit mehr als 30 Jahren bei Stada und steht seit 23 Jahren an der Spitze des Unternehmens.
Retzlaff steckte zuletzt mitten in einer Auseinandersetzung mit dem Investor AOC. Der forderte unter anderem eine Neubesetzung des Aufsichtsrats, der bisher vor allem aus Ärzten und Apothekern besteht. Stada will dagegen, wie mitgeteilt, selbst mehrere neue Aufsichtsräte suchen und hat deswegen seine Hauptversammlung verschoben. AOC hält gut fünf Prozent an Stada. Der unzufriedene Investor erachtet Stada für unterbewertet und sieht Defizite in der Führung. Im Kampf gegen AOC suchte Retzlaff einem Zeitungsbericht zufolge die Hilfe eines Finanzinvestors. Er habe erste informelle Gespräche mit der britischen Beteiligungsgesellschaft CVC geführt, berichtete das „Wall Street Journal“ im vergangenen Monat. Die beiden beteiligten Firmen lehnten damals jedoch eine Stellungnahme zu dem Thema ab. (sam/dpa)