Bis zu 250 weitere Pflegeplätze sollen in nächster Zeit in zwei neuen Altenheimen in Bad Vilbel entstehen. Das schreckt die Anbieter in der Region auf: Sie sehen für die neuen Häuser wie auch für sich selbst große Probleme.
Bad Vilbel/Karben. Wie es ist als neuer Anbieter auf dem Markt, das erlebt Gabriele Roettger seit einem Jahr. Sie leitet das Johanniter-Seniorenstift in Klein-Karben, das Ende 2011 seine Pforten öffnete. Das Haus ist das zweite in Karben, fügte zu den 80 Pflegeplätzen des Arbeiter-Samariter-Bundes in Groß-Karben weitere 105 hinzu.
Nach einem Jahr ist das neue Klein-Karbener Haus immer noch nicht voll belegt. „Im Dezember wollen wir die dritte und letzte Pflegestation in Betrieb nehmen“, kündigt Gabriele Roettger an. Vor allem fehlende Hausarztbetreuung hatte den Start ausgebremst. Doch auch genügend Personal zu bekommen, war nicht leicht. Kein Wunder: Zuvor hatten Altenheime in Ober-Rosbach und Friedberg eröffnet, das nächste ist bereits für Assenheim geplant.
250 neue Pflegeplätze
Und zwei weitere Altenheime sollen in nächster Zeit in der Nachbarstadt Bad Vilbel entstehen. Zu den 150 Pflegeplätzen im Altenheim Heilsberg kämen dann in einem zweiten Haus auf dem Heilsberg sowie in Dortelweil nochmals 250 Betten hinzu. Wo sollen die Bewohner alle herkommen? „Wir können die Leute nicht mit dem Lasso einfangen“, sorgt sich bereits der Heilsberger Altenheimleiter Matthias Schnitzler in der FNP.
Die Auslastung sieht Gabriele Roettger sogar als das kleinere Problem an. „Die Betten zu belegen ist nicht das Problem“, schätzt die Karbenerin. Wenngleich sie mit ihrem Haus bemerkt, offenkundig die Grenze des Bedarfs in Karben zu erreichen: Deshalb dauere die Belegung im neuen Haus lange. „Wir bekommen das schon voll“, erklärte Roettger, kalkuliert aber mit nur 95 Prozent finaler Auslastung.
Kreis: Bedarf gedeckt
Ein immenses Problem drohe der Region allerdings an anderer Stelle, sollten die beiden Bad Vilbeler Häuser Realität werden: „Es wird dann auf dem Markt der Pflegekräfte noch enger als bisher.“ Der Frankfurter Raum sei längst schon abgegrast, was Fachpersonal betreffe. Neue Kräfte seien fast unmöglich zu bekommen, selbst das Wiederbesetzen von Stellen sei ein Kraftakt. „Ich kenne kaum einen Kollegen in einem Altenheim, der ohne Zeitarbeit auskommt.“ Nicht nur: Selbst über die Personalsuchagenturen machten sich viele Altenheime in der Region längst Gedanken. Damit steht Rhein-Main und der südlichen Wetterau ein Pflegekraft-Notstand ins Haus, wie er schon im Süden der Republik herrscht: In Bayern beispielsweise zahlten Altenheime inzwischen 1000 Euro Kopfprämie für neue Pflegefachkräfte, erklärt Gabriele Roettger. „Das wird durch weitere Häuser sicher nicht einfacher.“
Beim Wetteraukreis, zuständig für die Altenhilfeplanung, sieht man die Entwicklung kritisch. Allerdings liege es allein in der Verantwortung der Kommunen, wie viele Altenheime sie für sinnvoll erachteten, sagt Kreis-Sprecher Michael Elsass. Die Nachfrage sieht man im Kreishaus eher bei betreutem Wohnen wachsen als bei stationärer Pflege. Und was die Altenheime betrifft, gebe es keinen Handlungsbedarf mehr in der Wetterau: „Es besteht prinzipiell kein Bedarf mehr an weiteren Pflegeplätzen.“ (den)