Karben. Pascal Morillon hat den Bazillus des Ironman in seinem Blut. Morgens zählt er die Borkenkäfer beim Joggen durch den Wald. Sonntags schwingt er sich auf sein Triathlon-Fahrrad und kurvt durch die schmalen Straßen seines Wohnortes Rendel, fährt locker bis Bad Nauheim und zurück über Bad Vilbel nach Bergen-Enkheim. Oft auch gegen den Strom und mit dem Loop rund um Karben. Die letzten Schweißtropfen vergießt er am Hühnerberg und dann geht es heim nach Rendel. Doch am 1. Juli, beim Ironman Germany 2007, bleibt sein Fahrrad stehen. Dann fährt Morillon als Radstreckenchef und Sozius auf dem Motorrad durch Wetterau- und Main-Kinzig-Kreis mit.
Morgens ab dem Mainkai mit der grünen Fahne zur Freigabe der Radstrecke und dann so lange, bis er mit der roten Fahne in der Hand die Strecke am späten Nachmittag schließt. „Ich kann nicht beides haben, selbst als Triathlet mitmachen und organisieren“, sagt er mit einem Seufzer in der Stimme, denn er ist seit drei Jahren der Radstrecken- und Verpflegungschef von Kurt Denk. Vorher hatte er ehrenamtlich die Pasta-Party des Ironman und die Verpflegung bei der Siegerehrung geplant. Als Sportler ist er zum ersten Mal 1997 angetreten, damals noch im fränkischen Roth. In Deutschland lebt der gebürtige Südfranzose seit 25 Jahren.
Seit Wochen steht Morillon (47) unter Strom. Denn an einem Ein-Tages-Event wie den Ironman European Championship muss alles klappen, nichts ist auszubügeln. 2000 Athleten aus 44 Nationen werden am 1. Juli erwartet und für sie muss Morillon 13 500 Bananen ordern, 12 000 Energie-Riegel, Powergels und Getränke. Auf der Laufstrecke gibt es zusätzlich Orangen, Zitronen, Kuchen und Salzstangen. Außerdem ist er für die Schulung der 3700 Helfer an den Streckenposten und Verpflegungsstationen verantwortlich und bestellt die Verpflegungscontainer und Dixi-Klos.
Besonders am Herzen liegt ihm die Versorgung der Athleten, von denen er viele persönlich kennt. „Ich bin selbst Sportler und weiß, was der Körper eines Triathleten braucht“, sagt Morillon und sorgt dafür, dass die Helfer bei den Verpflegungsstationen gut vorbereitet und ausgerüstet sind. Die isotonischen Getränke etwa werden in Pulverform angeliefert und müssen von den Helfern gemischt werden. Immer im gleichen Verhältnis und nicht mit eiskaltem Wasser, sondern nur leicht gekühlt, zehn Grad weniger als die Außentemperatur.
Neben Kohlenhydraten pur in Banane, Gel und Riegel gehören Flaschen mit Wasser, verdünnter Coca Cola und Red Bull zur Grundausstattung der vier Verpflegungsstationen auf der Radstrecke. Im sechsten Jahr des Ironman sind viele der Helfer „Wiederholungstäter“. Aber Neulingen beantwortet Morillon geduldig alle Fragen. Wie das etwa mit der Zurichtung der Bananen ist, geschnitten oder eingekerbt und wie die Getränke am besten gereicht werden. Nicht am Flaschenhals und auch nicht seitlich, sondern von unten, flach auf der Hand balancierend, dass der Radler möglichst einfach zugreifen kann. Dass die Helfer am Tag des Großereignisses fit wie Turnschuhe sein müssen, neben den Sportlern herlaufen, sich heiser schreien beim Ausrufen der Getränke und Kohlenhydrate, das erwähnt Morillon lächelnd und wie nebenbei.
Wenn Morillon sonntags die Strecke mit dem Rad abfährt, oft zusammen mit seinem Sohn, lässt er sich nicht nur den Wind um die Nase wehen, sondern ist mit den Gedanken immer bei dem Großereignis. Hängen die Hinweisschilder noch oder gibt es unvorhergesehene Baustellen und Engpässe auf der Strecke? Ist der Asphalt in Ordnung und alle Anrainer auf der Strecke über Sperrungen informiert.
Adrenalin pulsiert in diesen Tagen nicht nur beim Rad fahren und joggen durch seine Adern, sondern auch bei der täglichen Arbeit für den Ironman. Doch dass er hauptamtlich diese Aufgabe übernommen hat, hat er noch keine Minute bereut, sagt Morillon.