Karben. Die Städtepartnerschaft zwischen Karben und St. Egrève besteht seit 50 Jahren. Zu Himmelfahrt erwartet der Partnerschaftsverein traditionell Gäste aus Frankreich. Klar, dass das Jubiläum dann gemeinsam gefeiert wird.
Als vor fünfzig Jahren die Bürgermeister Paul Schönfeld (SPD) für Karben und Jean Balestas für St. Egrève ihre Unterschriften unter die Partnerschaftsurkunden setzten, war die Begeisterung in beiden Städten groß.
An das berauschende Gefühl, dass damit eine Brücke zum Nachbarland geschlagen wird, erinnert sich Berthold Polag (74) noch sehr gut. »Wir haben die Versöhnung herbeigesehnt nach drei Kriegen in den letzten hundert Jahren und die neue europäisch ausgerichtete Politik gefiel uns«, sagt Polag. Er sei damals ein junger Mann gewesen und Familie, Freunde und Bekannte machten Urlaub in Italien oder Österreich. Aber Frankreich, wer fuhr schon da hin? Das sollte sich für Polag und viele Karbener dank der Städtepartnerschaft ändern.
»Ich bin 1974 zum ersten Mal nach St. Egrève mitgefahren und hatte eine elsässische Familie als Gastgeber. Wir jungen Leute haben viel Spaß gehabt und Party gefeiert«, erinnert er sich. Die Gastgeber der folgenden Jahre wurden im Lauf der Jahre zu Freunden. Um sich besser verständigen zu können, setzte er sich sogar wie viele andere auf die Schulbank und lernte Französisch. »Es ist mit unseren französischen Freunden wie Familie, bis heute«, sagt er und freut sich sehr auf das Wiedersehen bei der Jubiläumsfeier, auch wenn nicht mehr alle Veteranen der Städtepartnerschaft dabei sein werden.
Auch Marion Gnadl (59) hat viel erlebt durch die Fahrten und Begegnungen mit Menschen aus den französischen Partnerstädten St. Egrève und Ramonville. »Das ist Europa und wir brauchen eine starke Gemeinschaft. Die grenzüberschreitende Verschwisterung, die Jumelage, trägt dazu bei«, sagt sie.
Muriel Menzel ist Vorsitzende des 2013 gegründeten Partnerschaftsvereins, der es von der Stadt Karben übernommen hat, sich um die Kontakte zu den Partnerstädten St. Egrève, Ramonville, Krnow und Luisenthal kümmert. Die gebürtige Französin hat das, auch wenn sie das Nachlassen des Interesses sieht, zu ihrer Herzenssache gemacht.
Gastfamilien gesucht
»Uns fehlen die jungen Leute«, bedauert sie. Außerdem würden die deutsch-französischen Begegnungen nicht mehr von Vereinen oder den Schulen unterstützt. Das war in den ersten Jahren nach der offiziellen Verschwisterung ganz anders. Handballer des TV Petterweil spielten gegen eine Mannschaft aus St. Egrève und eine Fußballauswahl gegen eine Elf des Sportvereins Ramonville. Besonders intensiv waren Kontakte zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Karben, zu der auch Polag gehörte, und den Sappeur-Pompiers von St. Egrève. Lehrer der Kurt-Schumacher-Schule organisierten Schülerbegegnungen, im Pfadfinderzentrum »Lilienwald« wurden Partnerschafts-Feste gefeiert. Die Schützen Burg-Gräfenrode, der Radsportverein, die Läufer der TG Groß-Karben, die Musikschule, Chöre und Wanderer der Naturfreunde waren aktiv.
»In der Regel fuhren zwei Busse zu den jährlich wechselnden Treffen und die Besuchergruppen umfassten bis zu 70 Personen«, erinnert Menzel. Jetzt rechnet sie, nachdem 2023 zwanzig Karbener nach St. Egrève gefahren waren, mit etwa ebenso vielen Besuchern aus der französischen Partnerstadt.
»Wir planen mit Unterstützung der Stadt das Jubiläumstreffen«, sagt Menzel. Dazu gehört die Suche nach Gastgeberfamilien. »Die Verständigung klappt immer, wenn Offenheit, Interesse und Lust auf eine andere Kultur vorhanden sind«, sagt die gebürtige Französin, die auch als Dolmetscherin fungieren wird. Sie hofft, dass sich auch junge Menschen und Familien melden. Die Begegnung ist offen für alle.
Der Jubiläumsfeier am Himmelfahrtswochenende vom 9. bis 12. Mai ist eine viertägige Wanderung vorgeschaltet. Am 6. Mai startet die Gruppe in Offenbach, um auf dem Hugenottenweg zu wandern. Die Ankunft in Karben ist für Donnerstag, 9. Mai, vorgesehen. Die Wandertour wird von dem seit 1987 bestehenden Partnerschaftsnetzwerk der Wanderfreunde organisiert. Anreisetag der französischen Gäste ist der 9. Mai. Am Folgetag ist ein deutsch-französischer Ausflug geplant. Der Samstag, 11. Mai, steht zur freien Verfügung. Der Abend gehört der offiziellen Jubiläumsfeier. Sonntag ist Abreisetag.
Von Anne-Rose Dostalek