Karben. Überraschung bei den Haushaltsberatungen: Gleich vier Anträge der Fraktionen fordern das Ende der Gebührenfreiheit an beiden S-Bahnhöfen. Einzig die Höhe der Parkgebühren ist in den Debatten noch unklar geblieben.
Wer morgens um 8.30 Uhr auf dem Park-und-Ride-Platz am Groß-Karbener S-Bahnhof einen Stellplatz sucht, muss ganz schön kurven. Um dann doch zu kapitulieren. Denn sämtliche 270 Plätze links und rechts des Bahnhofsgebäudes sind besetzt. An den Kennzeichen lässt sich ablesen, dass die Fahrzeuge nicht nur im Wetteraukreis, sondern auch im benachbarten Main-Kinzig-Kreis zugelassen sind. Auf der Kloppenheimer Seite und am Bahnhof Okarben sieht es nicht anders aus.
Fährt man einige Kilometer weiter zum Bahnhof nach Bad Vilbel, sieht das ganz anders aus. Dort gibt es noch freie Plätze. Woran das wohl liegen mag?, haben sich die Stadtverordneten gefragt. An den Gebühren, stellten sie unisono fest. Denn am Bad Vilbeler Bahnhof kostet das Tagesticket fürs Parken 50 Cent. An den Karbener Bahnhöfen ist das kostenfrei.
Bisher. Denn im kommenden Jahr soll sich das ändern. Die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und Freien Wählern haben zur aktuellen Sitzungsrunde unabhängig voneinander Anträge eingebracht, auf den Pendlerparkplätzen die so genannte Parkraumbewirtschaftung einzuführen. Hinter diesem bürokratischen Wortmonster steckt nichts anderes als die Erhebung von Parkgebühren.
Während die CDU-Fraktion einen Euro pro Tag und ein Monatsticket für zwölf Euro anregt, wollen die Freien Wähler zwar auch einen Euro als Tagesticket, haben sich für ein Monatskärtchen zur Nutzung des Platzes noch nicht auf eine Höhe festgelegt. Die Grünen wären mit 50 Cent Tagesmiete zufrieden.
Einen stark abweichenden Antrag hat die SPD in die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses eingebracht. Sie will lediglich für den Parkplatz nördlich der Polizeistation Gebühren erheben und dort ein Parkdeck errichten. Ein solches Parkdeck mit Erdgeschoss und einem Stockwerk sei für eine Parkraumbewirtschaftung sehr gut geeignet. Der bereits heute schon räumlich abgeschlossene Bereich sei eine gute Voraussetzung für eine kontrollierte Vermarktung. Die übrigen Stellplätze will die Fraktion allerdings wie jetzt kostenfrei lassen.
Während also Einigkeit darüber herrscht, dass Gebühren auf den Parkplätzen erhoben werden sollen, geht es lediglich noch um die Feinheiten. Das zeigte die Debatte im Ausschuss.
CDU-Fraktionschef Mario Beck wies auf einen wichtigen Aspekt hin: Wenn in Frankfurt ein Dieselfahrverbot käme, wären die Karbener Park-und-Ride-Plätze entlang der Main-Weser-Bahn die einzigen, die kostenlos wären. »Das würde eine große Anziehung auf Verkehrsteilnehmer aus der Region ausüben.« Einem Parkdeck wäre die CDU laut Beck »nicht abgeneigt«. Man wolle aber zunächst einmal Erfahrungen sammeln, wenn auf den baulich unveränderten Parkplätzen Gebühren eingeführt würden.
SPD-Fraktionschef Thomas Görlich warb für die Idee, dort ein Parkdeck zu bauen. »Dann könnten Pendler gegen Geld einen sicheren Parkplatz im Parkhaus mieten und hätten immer sicher einen Stellplatz.«
Nach weiteren Wortbeiträgen einigten sich CDU, Grüne und Freie Wähler auf einen gemeinsamen Antrag, Gebühren auf den Parkplätzen einzuführen. Der Magistrat soll entscheiden, ob die Stadt Automaten aufstellt, das Handy-Parken einführt oder Monatstickets ausgibt.