Für junge Leute ist der Beruf des Pfarrers wenig attraktiv. Weil die Ausbildung lang ist und es kaum Karrierechancen gibt, rücken immer weniger junge Pfarrer nach. In Rendel ist das anders. Nadia und Simba Burgdorf werden ab 1. Juni in das Pfarrhaus der evangelischen Kirchenge- meinde einziehen und die seit 29 Monaten vakante Pfarrstelle besetzen. Aber nicht gleichzeitig, sondern nacheinander.
Karben. „Oh, was für eine schöne Kirche, haben wir gedacht, als wir das erste Mal hierher gekommen sind.“ Das sagen Nadia (30) und Simba (28) Burgdorf, als sie nach ihren ersten Eindrücken gefragt werden. In Rendel werden sie ihre erste Pfarrstelle antreten, denn die beiden kommen relativ frisch von der Uni. Ihre erste Station durften sie sich nicht selbst aussuchen, weil es in der Kirche üblich ist, dass die erste Stelle durch die Propstei zugewiesen wird.
Im Februar saß man beisammen, und der Propst der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) für Oberhessen, Matthias Schmidt, bestimmte den Einsatzort. „Er hat sich so über die Karte gebeugt, dass der Vogelsbergkreis abgedeckt war.“ Dann sei seine Hand immer mehr in Richtung Frankfurt „gefahren“, und er habe schließlich auf Rendel gezeigt. „Wir sind dann noch am selben Tag hierher gefahren“, erzählt das Ehepaar, das 2014 geheiratet hat und demnächst, nach Absolvierung aller Examen, der Vikariate und eines Spezialvikariats, die Stelle antreten wird.
An Uni kennengelernt
Die Ausbildung haben sie in Marburg absolviert. Im ersten Semester lernten sie sich kennen. „Wir haben zusammen Examen gemacht.“ Es ist die große Liebe. Das Glück spürt man regelrecht, nicht zuletzt wohl deshalb, weil die beiden ihren Wohnsitz in dem alten Rendeler Pfarrhaus haben werden. Das ist ein überaus geräumiges Haus mit einem großen Grundstück drumherum. Groß genug für die Familie, zu der auch eine zweijährige Tochter gehört.
Aktuell absolvieren beide ein so genanntes Spezialvikariat. Die Amtskirche gibt den beiden Gelegenheit, wenn sie wollen, noch einmal in einen anderen Beruf hineinzuschnuppern, bevor der „Ernst des kirchlichen Lebens“ beginnt. Simba Burgdorf arbeitet deshalb aktuell in einem Pflanzenmarkt. Seine Frau hat ihr Spezialvikariat noch im kirchlichen Bereich. Sie ist Assistentin am theologischen Seminar in Herborn und arbeitet dort in einem Projekt für Religionspädagogik.
In einem Gottesdienst am Sonntag, 3. Juni, um 14 Uhr wird das junge Pfarrerehepaar offiziell vorgestellt. „Der Gemeindevorstand hat uns schon mal sehr herzlich willkommen geheißen“, erzählen die beiden.
Vertreter der Ehefrau
Zunächst wird Simba Burgdorf die Stelle aktiv ausfüllen, da das Vikariat seiner Frau Nadia noch bis Dezember dauert. Zum 1. Dezember wird Simba Burgdorf den „Staffelstab“ an seine Frau weiterreichen, die ab dann offiziell Pfarrerin in Rendel sein wird. „Ich bin also zunächst Vertreter meiner Frau.“ Zu Beginn des neuen Jahres soll sie in einem großen Festgottesdienst vom Propst offiziell ordiniert werden. Ihr Mann wird eine andere Pfarrstelle antreten, nämlich in Wöllstadt. Dort wird er Nachfolger des nach Mülheim gewechselten Pfarrers Peter Meyer-Röhm.
Zum 1. Juni endet damit offiziell die zweieinhalbjährige Vakanz bei der evangelischen Kirchengemeinde Rendel. Die Vertretung hatten bis dahin Pfarrerin Daniela Creutzberg und der Büdesheimer Pfarrer Kaarlo Friedrich.