Karben. „Erst kommt das Osterbrunnenputzen, dann das Schmücken“, erklärt Adalbert Emmert und hebt gut gelaunt ein bemaltes Osterei nach dem anderen aus dem Korb. Er muss es wissen, denn vor einer Woche hat er zusammen mit anderen Mitgliedern des Heimat- und Kulturvereines Burg-Gräfenrode (Heku) den Ziehbrunnen neben der Kirche gereinigt und die grüne Haube aus Tannengrün aufgesetzt. An diesem Sonntag steht nun das Schmücken an und dafür haben sich die Kinder aus den beiden Roggauer Kindergärten samt ihren Eltern angesagt.
Trotz Wind und Regen strömen sie aus den Gassen herbei und der Himmel hat ein Einsehen: Die Wolkendecke reißt auf und die Regenschauer verziehen sich. „Jetzt aber los!“, sagen Heku-Mitglieder Adalbert Emmert und Jörg Kötter. Sie setzen den Korb mit den roten, grünen, gelben und blauen Eiern auf eine Bank und fädeln die Aufhängedrähte ein. Vor ihnen drängeln sich die Kinder, strecken die Hände aus, nehmen sich ein Ei und rasen zu dem Brunnen. Die größeren Jungen und Mädchen klettern auf die Brunnenmauer, die Kleineren werden von den Eltern hochgehoben.
Schließlich wollen alle die bunt bemalten Eier aufhängen und das Grün des Brunnens damit schmücken. „Das ist schon mein hundertstes“, strahlt Joel (6) in leichter Übertreibung und hüpft von der Brunnenumfassung. Wie viele Eier es genau sind, das weiß Jörg Kötter ganz genau, denn er hat ihnen im vergangen Jahr einen dauerhaften Überzug aus Klarlack gegeben. „300 sind es und sie sehen noch genauso schön aus wie letztes Ostern.“
Im vergangenen Jahr hatte der Heku zum ersten Mal die alte dörfliche Tradition des Osterbrunnen-Putzens wieder aufleben lassen und die Kindergärten hatten sich bereit erklärt, den notwendigen Eierschmuck herzustellen. Dieses Jahr konnten sie den Farbpinsel ruhen lassen, doch dafür haben die Kinder einen Tanz einstudiert. Als alle Eier am Grün des Brunnens baumeln, versammeln sich die Kleinen und stimmen zusammen mit ihren Erzieherinnen ein Lied an: „Immer wieder kommt der Frühling“, singen und tanzen sie mit strahlenden Augen. Dann ist gerade noch Zeit für Eltern und Kinder, sich etwas vom selbst gebackenen Kuchen zu holen, bevor der nächste Regenschauer aufzieht.