So verschieden katholische und evangelische Gemeinden sind, zumindest am Weltgebetstag kommen evangelische und katholische Christinnen zusammen, feiern Gottesdienst mit Gebeten und Liedern und laden auch Männer dazu ein. Darüber hinaus wird hier Ökumene als Gemeinschaft der weltweiten Christenheit deutlich. Denn Frauengruppen aus einem bestimmten Land der Erde bereiten diesen Tag vor, und wir anderen lernen deren Theologie und Glauben kennen, entdecken Ähnlichkeiten und bemerken Verschiedenheiten. Manchmal sind uns ferne Gedanken ganz nah, und manchmal hilft es, Unterschiede wahrzunehmen, damit wir einander auch über Kontinente hinweg besser verstehen können. Dieses Jahr nehmen wir an Erfahrungen von Christinnen aus Papua-Neuguinea teil.
Als „Land of the Unexpected“ – „Land der Überraschungen“ bezeichnen Menschen in Papua-Neuguinea selbst ihre Heimat, und in ihrer Gottesdienstordnung ermutigen sie uns, mit Vertrauen und Neugierde, Interesse und Freude auf dieses Weltgebetstagsland zuzugehen. Wie die biblische Gestalt der Ruth, die gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter aus der bisherigen Heimat auszieht, um eine neue zu finden.
Wir begegnen Papua-Neuguinea als einem Land, in dem Menschen leben, die sich über 800 Sprachen hinweg verständigen. Ein Land in der Spannung zwischen traditionellen Lebensformen und massiven sozialen und wirtschaftlichen Veränderungsprozessen.
In diese Prozesse wollen Frauen sich aktiv einbringen und ihre Lebenswelt gestalten. Im Bild des Körpers mit den vielen Gliedern sehen sie eine inspirierende Organisationsform nicht nur für Kirchen und Gemeinden, sondern auch für andere gesellschaftliche und staatliche Strukturen. Texte aus dem neutestamentlichen Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom bestärken Frauen und Männer darin, ihre jeweiligen Begabungen und Fähigkeiten zum Nutzen aller einzubringen (Römerbrief Kapitel 12, Verse 4-21). Betont wird dabei auch die Anerkennung der Leitungsqualitäten von Frauen in einer sich verändernden Ökonomie, die bislang auf landwirtschaftlicher Selbstversorgung basierte.
Auch die Gestalterinnen der Gottesdienste bei uns werden am 6. März 2009 ihre unterschiedlichen Begabungen einbringen: Eine neue Sicht auf biblische Gedanken wird Gehör bekommen, ehrenamtliche und hauptamtliche Frauen bringen kreative Elemente und eigene Texte ein. Zudem erfüllen Lieder mit unbekannten Rhythmen die Kirchenräume. Oft sitzen die Frauen nachher noch beieinander, probieren landesspezifische Speisen. Auf dem Heilsberg wird dabei humorvoll probiert und besprochen, was der einen oder anderen am besten geschmeckt hat, oder auch, was besonders fremd war.
Ich kann also nur herzlich einladen, Ökumene konkret zu erleben und am 6. März die Weltgebetstagsgottesdienste zu besuchen – sie werden auch in Ihrer Nähe gefeiert.
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann,
Ev. Heilig-Geist-Gemeinde
Bad Vilbel – Heilsberg