Niemand schlägt einen Golfball so weit wie sie. Die besten Long-Drive-Golfer Europas haben sich am Samstag auf der Driving Range in Petterweil getroffen, um den besten Langschlä- ger zu suchen. Mit dabei war unter anderem ein Weltmeister, der dem Wettbewerb in Karben etwas ganz Besonderes abgewinnen konnte.
Karben. Sie sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen: Die Bälle, die die Sportler mit bis zu 230 Kilometern in der Stunde auf Weiten von bis zu 350 Metern schlagen. Mit schwungvoller Eleganz und zugleich großer Kraft schlagen die zwölf Sportler mit ihrem Driver gegen den Ball, von einem Podest 300 Meter entfernt von der eigentlichen Abschlaganlage in Petterweil. Die übliche Range wäre einfach zu kurz für Profis wie Joe Miller.
Der 28-jährige Engländer ist der Top-Favorit auf den Sieg der zweiten Etappe der Long Drivers European Tour. Nicht erst seit seinem Sieg vor wenigen Wochen in Belgien zählt der muskulöse Brite zu den Idolen des Golfballweitschlagens. Seit seinem Weltmeistertitel aus dem Jahr 2010 ist er der Vorzeigesportler dieser Randsportart.
Diese Dominanz drückt er bereits bei seinem ersten Schlag aus. Während alle anderen ihre sechs möglichen Versuche pro Runde nutzen, braucht Miller genau einen Schlag, um in seiner Vorrundengruppe unschlagbar zu sein. Mit 362 Yards (331 Meter), die er später noch auf 387 Yards (353 Meter) erhöht, zieht der Star des Sportes locker in die nächste Runde ein.
Wie Bodybuilder
Dafür trainiert er täglich hart. Mit Muskeltraining wie ein Bodybuilder und einer entsprechenden Ernährung überlässt er nichts dem Zufall. Und auch, dass der Wind kräftig über die Petterweiler Felder weht und es den Sportlern schwer macht den 100 Meter breiten Wertungskorridor zu treffen, kann ihm die gute Laune nicht verderben.
Miller fühlt sich wohl in Karben. Besonders das Essen der ausrichtenden Familie Gauterin hat es ihm angetan. Das lobt auch sein Sportsfreund Alexander Lange: „Der Wettbewerb in Karben zeichnet sich vor allem durch die Gastfreundschaft der Familie Gauterin aus“, lobt der 25- jährige Golfer aus Friedrichsdorf.
Er ist der Lokalmatador im Teilnehmerfeld und genießt es, die besten Long-Drive-Golfer der Welt vor seiner Haustür spielen zu sehen. Vor allem der offene Charakter des weiten Feldes der Petterweiler Driving Range gefällt ihm. Daher war auch den Verantwortlichen der Long Driver Tour die Anlage der Familie Gauterin aufgefallen.
Dass dies ein Privileg ist, wissen die Gauterins. So ist Long-Drive-Golf zwar in Europa noch als Randsportart zu sehen, jedoch sind die Leistungen der Sportler beachtlich. Worauf es ankommt, erklärt Joe Miller: „Man muss die beste Technik haben, den schnellsten Schwung und darf nicht nervös werden.“ Doch auch die Bedingungen spielen eine wesentliche Rolle, wie der deutsche Starter Timo Petrasch aus Bad Griesbach erklärt: „Je wärmer es ist, desto weiter fliegen die Bälle.“ Auch geringe Luftfeuchtigkeit sei dem Weitflug zuträglich. So würden international die größten Weiten im wüstentrockenen Las Vegas erzielt.
Mit Bravour
Obwohl auf der bestens präparierten Anlage starker Seiten- und Rückenwind herrscht, können die Bedingungen nicht als Ausrede für kurze Schläge herhalten. Denn da die direkten Konkurrenten in den Vorrunden und dem späteren Finalrunden immer unmittelbar nacheinander schlagen, ist Fairness garantiert: „Der Platz kann nichts dafür, wenn der Ball nicht weit geht“, erklärt Petrasch.
Wie alle seine Mitstreiter spielte auch er zuerst herkömmliches Golf. Erst als er merkte, dass seine Abschläge besonders weit gehen, widmete er sich dem Long-Drive-Golf. Mit Weiten von 316 Metern übersteht auch er die Vorrunde mit Bravour. Am Ende ist für ihn im Halbfinale kein Vorbeikommen an Joe Miller. Dieser holt sich mit einer Tageshöchstweite von 363 Metern erwartungsgemäß den Sieg und kann sich über 3000 Euro Preisgeld freuen.