24 Hektar für Wohnungsneubauten weist die Stadt Karben momentan aus. Rechnerisch können auf diesen Flächen in den kommenden Jahren rund 960 neue Wohneinheiten entstehen. Aber reicht das?
Karben. Reicht der Bauplatz, der in Karben zur Verfügung steht? Auf diese Frage erwarteten die Mitglieder des städtischen Ausschusses für Stadtplanung und Infrastruktur kürzlich eine Antwort von dem Beigeordneten des Regionalverbandes Frankfurt/Rhein-Main, Thomas Horn (CDU). Denn Fachleute prognostizieren für Deutschland einen jährlichen Wohnungsbedarf von rund 400 000 Wohnungen.
Vor allem der Wohnungsmarkt in den Verdichtungsräumen und großen Städten wie etwa Frankfurt war in den letzten Jahren von einer hohen Dynamik gekennzeichnet. Auch wenn die Bautätigkeit in Karben in den vergangenen Jahren nach Aussage Horns leicht rückläufig war, so würden im Durchschnitt doch 64 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt. Um den vom Planungsverband errechneten Bedarf von insgesamt 1 200 für Karben im Zeitraum von 2013 bis 2030 zu decken, müsse die Stadt zulegen.
Große Unbekannte
Dafür müsse ein Durchschnitt von jährlich 69 Wohneinheiten erreicht werden. „Das Potenzial hat Karben auf jeden Fall. Denn auf dem im regionalen Flächennutzungsplan ausgewiesenen 24 Hektar für Wohnzwecke können nach den Berechnungen des Planungsverbandes rund 1000 Wohneinheiten entstehen. Dazu kommen noch einmal acht Hektar von Flächen aus dem innerstädtischen Bereich mit weiteren 200 Wohneinheiten“, rechnet Horn den Ausschussmitgliedern vor. Somit stehe einem voraussichtlichen Bedarf von 1200 Wohneinheiten ein tatsächliches Potenzial von 1200 Wohnungen gegenüber. Eine Punktlandung für Karben, lobt der CDU-Politiker, der noch in diesem Jahr an die Spitze des Planungsverbandes rücken wird, die städtischen Gremien.
Allerdings gibt es da nach seiner Ansicht eine große Unbekannte und zwar die übergroße Nachfrage aus der Stadt Frankfurt heraus. Obwohl die Mainmetropole 284 Hektar für Wohnbebauung vorgesehen habe, sei der Bedarf an Wohnraum dort riesig. „Und woran es vor allem mangelt, ist bezahlbarer Wohnraum“, so Horn weiter. Durch den Austritt Englands aus der Europäischen Union habe sich die Situation noch zugespitzt, denn seither sei ein deutlicher Zuzug von gutverdienenden Bankmitarbeitern zu verzeichnen, die für anziehende Mieten sorgen.
Das betrifft mit Verzögerung auch das Umland, auch Karben. Deshalb sollte schon recht bald in den politischen Gremien zum einen darüber nachgedacht werden, ob ein Teil der im Flächennutzungsplan für Karben vorgesehenen Flächen von 43 Hektar für Gewerbezwecke nicht doch lieber für weiteren Wohnungsbau verwendet werden sollte. Zum anderen müssten seitens der Stadt vorsorglich weitere Anstrengungen bei der Mobilisierung von Innenentwicklungsflächen unternommen werden.
Deshalb der Ratschlag des Beigeordneten: Ein dichteres Bauen in Stadt und Umland ist anzustreben. Darüber dürfe dann aber nicht der Ausbau der Infrastruktur vergessen werden. Ein Mehr an Wohnungen bedeute auch gleichzeitig ein zusätzlicher Bedarf an Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. „Vor allem aber müssen sie auf eine ausgewogene Mischung bei der Schaffung von Wohnraum achten, damit auch Normalverdiener zukünftig in Karben noch ein adäquates Zuhause finden können“, mahnt Horn.
Nach Angaben des Planungsverbandes Frankfurt / Rhein-Main wird der Einwohnerzu- wachs im Teil des Wetteraukreises, der zum Planungsver- band gehört, bis 2030 um fast 10 Prozent auf 220 000 Einwohner steigen. Das entspricht der Bevölkerung von Niddatal und Wöllstadt. Zugleich steigt auch der Wohnungsbedarf in diesem Bereich um 11 000 Wohneinheiten, davon allein in Karben 1200 Wohneinheiten. Seit 2011 weist Karben einen starken Bevölkerungszuwachs von 200 bis 300 Personen pro Jahr durch Zuzug aus. (zlp)