Bad Vilbel. Das Familienbüro im Bad Vilbeler Rathaus ist Service- und Anlaufstelle für Eltern und Familien. Das Aufgabengebiet ist groß und zugleich sensibel. Für effektive und zeitnahe Hilfeleistung ist eine gute Vernetzung mit städtischen, Kreis- und Landesstellen wichtig. Leiterin ist seit der Gründung Jutta Wagner.
Jutta Wagner ist die Netzwerkerin. »Entstanden ist das Familienbüro 2007 aus der Bewerbung heraus für das Projekt Familienstadt mit Zukunft. Den Zuschlag erhielt zwar die Stadt Büdingen, aber in Bad Vilbel wurde die Idee eines Familienbüros trotzdem umgesetzt«, erläutert Wagner. Sie gehörte bereits ab 2009 den Planungs- und Konzeptgruppen im Haus der Begegnung (HdB) an.
Das im November 2009 eröffnete Familienbüro bot sofort Sprechstunden an und rief ein Jahr später den Elterntreff ins Leben. Wagner informiert zu familienrelevanten Fragen, berät vertraulich in Erziehungs- und Konfliktfragen, unterbreitet Angebote für Begegnungen und Gespräche und vermittelt bei Bedarf an weiterführende Hilfen und soziale Einrichtungen. »Ich gehe auf die Bedürfnisse und Anfragen der Familien, Alleinerziehender und Bürger jeden Alters, Singles, Alleinstehende ohne familiäre Einbindung ein.« Die Beratungen finden telefonisch, persönlich im Haus der Begegnung (HdB) oder im Familienzentrum Quellenpark sowie in Einzelfällen auch bei den Betroffenen zu Hause statt.
Zum Angebot zählen auch Vorträge
In Park- und Spielanlagen knüpft sie zudem im Rahmen des Projekts Aufsuchende Sozialarbeit Kontakt zu Eltern, oft mit Migrationshintergrund. Zum Angebot gehören auch Vorträge und Veranstaltungen zu familienrelevanten Themen. Seit 2010 macht sie Willkommensbesuche bei Eltern neugeborener Kinder und überreicht diesen eine Tasche mit Willkommensbrief des Bürgermeisters, Informationsmaterial, Baby-Shirt mit Bad Vilbeler Mädchen oder Junge-Aufdruck, selbst gestrickten Babysocken und einem Spielzeugauto aus einer Behindertenwerkstatt, welches die Stadtwerke sponsern.
»Die Gespräche mit den meist jungen Eltern sind ein wichtiger Beitrag zur Präventionsarbeit.« Wie wichtig die Anlaufstelle für die Sorgen und Nöte von Eltern und Familien ist, belegten immer wieder Umfragen. »Familien in Deutschland fühlen sich heute finanziell und psychisch deutlich stärker belastet als noch vor vier Jahren. Dies wirkt sich auch negativ auf die Kinder aus.« Daher sei es für sie wichtig, gut zuzuhören, Gespräche diskret und verständnisvoll zu führen und sich vor allem Zeit zu nehmen.
Die Bandbreite der Gespräche und Hilfen betreffen viele Bereiche, informiert Wagner. Sie reichten von Formalien wie das Beantragen von Eltern- und Kindergeld oder Kinderzuschuss sowie dem Aufzeigen von Betreuungsmöglichkeiten und der Weitervermittlung an das Kita-Büro und Hilfe bei der Vermittlung von Kinderbetreuungsangeboten und Tagesmüttern bis zu Fragen zum Sorgerecht und Unterhaltsregelungen für Kinder im Scheidungsfall. Ein anderer Bereich dreht sich um finanzielle Probleme und Schulden sowie Erziehungs-, Schul- und Eheprobleme bis zu Wohnungsauflösung, Vollmachten und Unterbringung in Heimen. Hilfe bietet das Familienbüro auch an, wenn der Ehepartner verstarb, bei der Regulierung von Nachlassangelegenheiten und seelischen Problemen.
Psychische Belastungen nehmen zu
Wird jemand arbeits- und wohnsitzlos, informiert Jutta Wagner zudem über die Anlaufstellen. Sie sagt: »Auffallend ist, dass Probleme mit psychischen Belastungen, am Arbeitsplatz, in der Familie oder in der Erziehung, zunehmen.« Dies zeige auch, dass die Kontaktstelle Bürgeraktive inzwischen drei Selbsthilfegruppen für Menschen mit psychischen Belastungen anbiete. Jutta Wagner schildert drei Fälle bei denen sie den Betroffenen helfen oder sie an regionale und überregionale Stellen weitervermitteln konnte. In einem Fall bat eine sogenannte Babylotsin der Hochwaldklinik in Bad Nauheim um Hilfe, da eine werdende Mutter aus Bad Vilbel ohne familiäre Anbindung völlig überfordert sei. Wagner beantragte beim Wetteraukreis eine Familienhebamme, die unter anderem Anträge zu Vaterschaftsanerkennung und Sorgerecht stellte.
Im zweiten Fall konnte sie einer Familie mit Migrationshintergrund bei verschiedenen Formalitäten helfen. Und im dritten Fall ging es um einen suizidgefährdeten 52-jährigen Mann. Jutta Wagner betont, dass »die Basis für eine gute Arbeit des Familienbüros die gute Vernetzung im eigenen Haus und den regionalen und überregionalen Stellen und Einrichtungen ist«. Von Christine Fauerbach
Weitere Informationen auf der Internetseite der Stadt https://www. bad-vilbel.de/de/soziales/familienbuero