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Nie zu alt für Geselligkeit

Bilderrätsel: Hildegard Römer, die die Seniorennachmittage gemeinsam mit Hildegard Seelisch (hinten) organisiert, lässt die Seniorinnen und Senioren Weihnachtslieder anhand von Bildern erraten. Foto: Jana Sauer
Bilderrätsel: Hildegard Römer, die die Seniorennachmittage gemeinsam mit Hildegard Seelisch (hinten) organisiert, lässt die Seniorinnen und Senioren Weihnachtslieder anhand von Bildern erraten. Foto: Jana Sauer

Karben. Hildegard Römer und Hildegard Seelisch engagieren sich für die Seniorenarbeit der evangelischen und katholischen Kirchen. Zu den besonders gern angenommenen Angeboten zählen die Seniorennachmittage in Kloppenheim.
»Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben…« Fröhlich stimmen alle in das Lied ein – die einen leiser, die anderen lauter, hier mit geübter Gesangsstimme, dort ein wenig holprig. Doch das spielt an diesem Nachmittag keine Rolle: Es geht um die Freude, beisammen zu sein.
Gut 30 Seniorinnen und Senioren, von fit bis pflegebedürftig, sitzen im Kloppenheimer katholischen Gemeindehaus und singen, vor ihnen reich gedeckte Kuchenplatten, in ihren Gesichtern glückliches Lächeln. »Heute ist’s wieder richtig nett«, raunt eine Dame ihrer Sitznachbarin zu.
Es sind diese Momente, die Hildegard Römer antreiben. Gemeinsam mit Hildegard Seelisch organisiert sie sechsmal im Jahr den Seniorennachmittag im Kloppenheimer Gemeindehaus. »Die Dankbarkeit ist groß«, sagt sie. »Die Senioren sind unheimlich glücklich über das Angebot, und wir haben immer einen lustigen Nachmittag. Das motiviert.«
Mit kleinem
Rahmenprogramm

Hildegard Römer und Hildegard Seelisch gehören zu den rund zwei Dutzend engagierten Karbenerinnen, die sich für die Seniorenarbeit der evangelischen und katholischen Kirchen einsetzen. Beide machen vielfältige Angebote in den Stadtteilen. In Petterweil gibt es zudem einen ökumenischen Seniorenkreis. Die aktiveren Runden von ihnen treffen sich an einem festen Tag einmal im Monat, andere nur einmal im Quartal. Einige – so wie Römer – lassen sich regelmäßig ein kleines Rahmenprogramm einfallen. Heute werden mit Keyboard-Begleitung von Organistin Caroline Adam Weihnachtsklassiker gesungen, ein anderes Mal stehen Gymnastik und Yoga auf dem Programm, auch eine Gedächtnistrainerin war schon zu Gast. »Ich versuche immer, den Nachmittag zu etwas Besonderem zu machen.«
Für die Organisatorinnen sind die Nachmittage mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden: Der Kuchen wird – je nach Runde – selbst gebacken oder vom Bäcker bestellt und abgeholt, Stühle und Tische müssen gestellt, ein wenig dekoriert, im Nachgang aufgeräumt und abgespült werden. »Die Arbeit lastet auf wenigen Schultern«, bedauert Römer.
In jedem Stadtteil
Ansprechperson

Die 63-Jährige Römer, die im Alter zurück nach Kloppenheim gekehrt ist und sich hier im Alltag zwischen Enkelkindern und Eltern noch »sinnvoll« einbringen möchte, ist aktuell in Altersteilzeit und bereitet sich selbst bereits auf den Renteneintritt vor.
Es ist ein Phänomen, das in allen Stadtteilen zu beobachten ist: Die Köpfe hinter den Seniorennachmittagen sind meist nur wenig jünger als deren Besucher. Gleichzeitig stehen und fallen die Angebote mit den ehrenamtlich Engagierten. In der evangelischen Gesamtkirchengemeinde beispielsweise sind die Seniorennachmittage einer der wenigen Bereiche, die nicht gezielt zusammengeführt wurden, sondern für die in jedem Stadtteil eine eigene Ansprechperson vorhanden ist, die die Nachmittage relativ autark gestaltet.
Dass die Seniorennachmittage in dieser Form auch in Zukunft angeboten werden können, sieht Hildegard Römer kritisch. »Es ist extrem schwer, Menschen zu begeistern, sich für so etwas zu engagieren«, beobachtet sie. Ihre Nachfolge sieht sie nicht als gesichert an.
Es ist ein Problem, das sie aus Gesprächen auch aus anderen Stadtteilen kennt: »Viele von uns, die die Seniorennachmittage organisieren, sind selbst schon älter. Wir wachsen meist in die Arbeit rein, wenn wir noch fit sind – und können die Aufgabe dann nur noch schwer abgeben«, sagt sie, die das Angebot gemeinsam mit Seelisch seit drei Jahren betreut und nach der Corona-Pandemie zu neuem Leben verholfen hat. Dabei sieht sie das Problem nicht allein in der Seniorenarbeit, Vereine allgemein litten unter dem Phänomen. »Gerade Jüngere zu gewinnen, ist sehr schwer.« Dabei wäre eine gesicherte Nachfolge gerade im Bereich der Seniorenarbeit sehr wünschenswert.
Denn kaum ein Angebot der Kirchen wird so regelmäßig und breit angenommen wie dieses: In Kloppenheim kommen jeden Monat 30 bis 40 Gäste, »Tendenz steigend«, so Römer. »Es besteht eine gewisse Hürde, das erste Mal zu kommen«, weiß sie. Denn: Zuerst fühlten sich Menschen zu fit, um zu einem »Seniorennachmittag« zu kommen – und dann seien sie oft sehr plötzlich so gebrechlich, dass sie nicht mehr kommen wollen. »Es ist daher gut, dieses kurze Zeitfenster zu nutzen«, lädt sie »Nachwuchs-Senioren« ein vorbeizuschauen – unabhängig von der Konfession. In Kloppenheim zeigt sich: Wer einmal kommt, kommt in der Regel wieder. Denn für einen geselligen Nachmittag ist man nie zu alt.
Von Jana Sauer