Nidderau. Mit der symbolischen Verbrennung eines Schlagbaums zwischen Heldenbergen und Windecken wurde vor 40 Jahren die Gründung der Stadt Nidderau gefeiert. Am Neujahrstag gab es eine Wiederholung des historischen Ereignisses.
Im Gleichschritt marschiert der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Heldenbergen in Richtung Bahnhof. Hunderte von Nidderauern erwarten die Musikgruppe – genau wie vor 40 Jahren. „Nur hatten wir Schnee und es war eisig kalt“, erinnerte sich der Heldenberger Willi Reul. Mit einer kleinen Verspätung trifft auch das BON Orchester aus Windecken ein. „Wenn die Windecker damals auch zu spät gekommen wären, hätten wir trotzdem fusioniert, denn die Heldenberger sind ein geduldiges Volk“, beginnt Bernd Reuter augenzwinkernd seine Festrede zum vierzigjährigen „Hochzeitstag“ der beiden Stadtteile, mit deren Fusion die heutige Stadt Nidderau gegründet wurde. „Es war eine mutige, aber auch richtige und zukunftsweisende Idee“, konstatiert er. Bernd Reuter war von 1966 bis 1970 der letzte Bürgermeister von Heldenbergen und hatte mit dem damaligen Windecker Rathauschef Willi Salzmann für diesen Schritt die politische Verantwortung übernommen.
Zwei sehr unterschiedliche Partner waren es, die sich am 1. Januar 1970 unter einem neuen Namen die Hand zum Bunde reichten. Das mittelalterliche Windecken hatte Stadtrechte und gehörte zum Landkreis Hanau. Das eher dörflich geprägte Heldenbergen lag im Landkreis Friedberg und war überwiegend katholisch. Windecken dagegen gehörte der evangelischen Kirche an. Es gab unterschiedliche Wasser- und Stromversorgung sowie unterschiedliche Gemeindeordnungen. Gemeinsam hatten die beiden Ortschaften schon den Bahnhof Heldenbergen-Windecken und eine Kooperation bei der Müllabfuhr.
„Für die Fusionierung waren sowohl regionalpolitische als auch finanzielle Gründe ausschlaggebend“, berichtet Reuter. Beide Gemeinden sollten in der Raumplanung als Siedlungsschwerpunkte ausgewiesen werden und eine bessere Finanzausstattung erhalten. Außerdem habe die Landesregierung durch finanzielle Anreize die geplante Gebietsreform in Hessen beschleunigen wollen. „Und wir wollten natürlich gerne von den deutlich höheren Schlüsselzuweisungen profitieren.“ Mit dem Kollegen Willi Salzmann habe es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben. „Sonst hätte der Zusammenschluss nicht geklappt.“
Die heutige Stadt Nidderau sei aber erst durch die Eingemeindungen von Eichen und Erbstadt im Jahre 1972 und zwei Jahre später durch Ostheim „zu dem geworden, was sie heute ist“.
Bernd Reuter, lange Jahre erster hauptamtlicher Stadtrat von Nidderau, betonte, er sei stolz auf die erfolgte Stadtentwicklung. Neue Baugebiete, ein ausgewiesener Flächennutzungsplan, das Schwimmbad, Bürgerhäuser, Sportanlagen und der Bau der Bertha-von-Suttner-Schule nannte er als Beispiele für eine fortschreitende Stadtstruktur.
Dass die geraden Straßennummern in Heldenbergen auf der linken Straßenseite seien und in Windecken auf der rechten, so schloss der humorige Redner: „Den Unterschied merkt kaum einer.“