Berthold Brecht (1898 – 1956) ist bekannt als äußerst kritischer Autor, den das Leid der Welt bewegte und der die Mächtigen in der Politik und im öffentlichen Leben allseits anklagte. Die Kirche machte da bei ihm keine Ausnahme, weil er bei ihr und bei vielen Christen den Verdacht von Weltflucht nicht loswurde. Als er jedoch einmal gefragt wurde: „Herr Brecht, was ist ihr liebstes Buch?“ antwortete er unumwunden: „Sie werden lachen: Die Bibel!“
Wie geht es Ihnen bei so einer Frage nach dem liebsten Buch? Von bekannten Popsängern zum Beispiel erwartet man in ihren Songs kaum ein klares Bekenntnis zur Bibel. Oder? Ein Xavier Naidoo (geb. 1971) scheint da jedenfalls eher eine Ausnahme zu sein. In seinem ersten Album „Nicht von dieser Welt“ singt er sehr klar in der Botschaft: „Sie ist nicht von dieser Welt, die Bibel, die mich am Leben erhält. Ohne dich ist es schlecht um mich bestellt.“
Ja, die Bibel hat’s seit über zwei Jahrtausenden in sich! Man nehme diesen Satz doch bitte wortwörtlich: “ … in sich“. In den Buchstaben, genauer, in der Wirklichkeit, die aus dem Geist der Buchstaben beim Lesen uns entgegenkommt, die wir beim Sprechen und Hören geradezu sinnlich vernehmen können, wie den Duft, der sich beim Öffnen einer Flasche verbreitet, so dringt in den Worten der Bibel eine Wahrheit über mich an mein Ohr und tief in meinen Sinn, die in der Literatur unüberbietbar ist. Ist es das, was ein Kritiker wie B. Brecht in seinem überraschenden Bekenntnis zur Bibel gemeint hat und von dem X. Naidoo in ganz anderer Weise singt? Andere wiederum sprechen beim Bibellesen von einer Schatzsuche. Man muss stets offen sein und Ausdauer beim Suchen haben. Dann aber, manchmal urplötzlich, erschließt sich da und dort auf der Lese- und Hörstrecke ein Sinn, der mein Leben erhellt, der mir eine bestimmte Lebenssituation erst so richtig verstehbar macht. Da dürfen wir dann getrost von einer Offenbarung Gottes für unser Leben sprechen.
Ich habe viele Bücher in meiner Wohnung. Aber auch ich muss bekennen: Je älter ich werde, desto lieber und wertvoller wird mir – ja, doch: die Bibel! Oft reichen mir daraus wenige Worte, die mich einen Tag, eine Woche, ein Jahr inspirierend begleiten. Wir sind eingeladen, so auch mit der Jahreslosung aus dem Johannesevangelium zu leben: Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an mich und glaubt an Gott! (Kapitel 14 Vers 1). Dieses Wort will sich in mir entfalten und zu einer heilvollen Erfahrung werden, die mein enges, ängstliches Leben zu neuer Freude verwandelt.
Pfarrer Matthias Gärtner,
Ev. Kirchengemeinde Dortelweil