Karben. Biker aus Karben und der Region warten vermutlich bereits gespannt auf die Umsetzung des geplanten Bike-Parks in Okarben. Die neue Sportanlage soll mit einigen Attraktionen aufwarten. Der Start verschiebt sich allerdings weiter nach hinten.
Auf dem Mountainbike Wälder und Wiesen zu erkunden, ist für mehrere Millionen Menschen in Deutschland ein beliebtes Hobby. Abfahrten abseits der ausgewiesenen Wege sorgen bei Förstern und Naturschützern allerdings für Unmut. Mountainbiker Bernhard Kunkel aus Rendel teilt nicht in allen Punkten ihre Meinung.
Aber illegal gebaute Rampen sieht auch er mit Sorge. Als er bei einer Radtour miterlebt, wie ein Teenager von einer solchen Rampe stürzt und einen Moment bewusstlos am Boden liegt, ist das für ihn ein Schlüsselmoment. »Da habe ich mir gedacht: Jetzt ist Schluss. Jetzt gehe ich zum Bürgermeister.« Dem habe die Überlegung, einen Bike-Park als Alternative zu bauen, gleich zugesagt.
Im Herbst 2020 hat die Planung für das Bike-Projekt begonnen. Als Standort dient das ehemalige Fußballgelände am Klingelwiesenweg.
Nachdem der Fußballverein Okarben aufgelöst wurde, nutzten vorübergehend andere Vereine die Anlage. Auf einem Teil des Geländes hat der Pétanque-Club Petterweil inzwischen seine Boule-Bahnen errichtet. Der verbleibende Bereich soll nun für den Bike-Park genutzt werden. Anstelle eines Zauns ist eine Hecke als Begrenzung geplant. Vom Bahnhof aus ist der Platz mit dem Fahrrad in fünf Minuten zu erreichen.
Rahn: Bürokratie führt
zu Verzögerungen
Anfänglich sollte der Bike-Park 8500 Quadratmeter messen. Nun laufe es auf rund 5800 hinaus, erzählt Felix Reichard vom städtischen Bauamt. Sie seien froh, mit Schanzenwerk aus Hungen eine kompetente Baufirma für das Projekt gewonnen zu haben. Das junge Unternehmen baue europaweit Bike-Parks und selbst Weltcup-Strecken, sagt Kunkel. Insgesamt würden rund 18 000 Kubikmeter Erde benötigt, die aus dem Aushub von etwa 200 Einfamilienhäusern aus der Region gewonnen werden sollen und den Bauleuten als Nebeneffekt so den Abtransport der Erde ersparten.
Ziel sei, den Bike-Park im Sommer 2025 zu eröffnen. Für die Zeit von der Planung bis zum fertigen Bike-Park war zunächst rund ein Jahr angedacht. Jetzt sind bereits vier vergangen. Was ist der Grund für die Verzögerungen? »Die deutsche Bürokratie«, antwortet Bürgermeister Guido Rahn. Die Gutachten, Baupläne und der Bauantrag hätten mehr Zeit in Anspruch genommen als erwartet. Ein Problem bereite zum Beispiel eine Hochwasserlinie. Mit der neuen erhabenen Anlage sei das Hochwasserrisiko nicht mehr erhöht, sagt Rahn. Zumal ein Entwässerungssystem in den Bike-Park integriert werde, ergänzt Reichard. Eine Änderung der Dokumente würde aber mehrere Jahre in Anspruch nehmen, weshalb sie sich mit den Auflagen arrangierten.
Und auch das Rebhuhn wie die Zauneidechse seien auf der Wiese entdeckt worden und müssten entsprechend dem Artenschutzgesetz in andere Habitate umgesiedelt werden. Im Frühjahr 2025 sollten die Bauarbeiten am Bike-Park aber beginnen können, zeigt sich Reichard optimistisch.
Mit den verstrichenen Jahren steigen auch die Kosten. Statt rund 150 000 Euro rechneten sie nun mit rund 200 000 Euro für den Bau des Bike-Parks, der aus öffentlichen Geldern finanziert wird. Aber die Investition lohne sich, sagt der Bürgermeister. Besonders für die Jugend würde oft noch zu wenig getan.
Diese Elemente
sind geplant
Der Bike-Park soll verschiedene Disziplinen des Jump-, Dirt-, Mountainbike- und BMX-Sports vereinen. Geplant sind Elemente wie ein Slalomparcours, Pumpwellen, Neigungskurven, Sprungrampen, Tables, Step-ups, Step-downs und Drops. Motorisierte Fahrzeuge sind auf der Anlage verboten. Die unterschiedlichen Schweregrade sollen farblich hervorgehoben werden. Ein Teil der Anlage werde asphaltiert. »Das heißt, sie wird zum Teil barrierefrei für Rollstuhlfahrer und Laufrad-Kids«, erklärt Reichard.
Im vorderen Bereich sollen Sitzgruppen und Bänke für die Bikerinnen und Biker, Eltern und Freunde installiert werden. Auch die Fitnessgeräte nebenan würden mehr eingebunden.
Von Coralie Soemer