Karben. Vor ein paar Monaten stand die Kloppenheimer Feuerwehr vor dem Aus. Nur noch acht Einsatzkräfte waren Ende August übrig geblieben. Jetzt hat sich diese Zahl verdoppelt. Die Freude bei den Verantwortlichen ist groß.
Ja, es geschehen manchmal noch Zeichen und Wunder. Die fantastische Metamorphose der Freiwilligen Feuerwehr Kloppenheim ist sicher eines davon. Kaum ein Vierteljahr ist es her, da stand der Brandschutz im kleinsten Karbener Stadtteil quasi vor dem Aus. Nur noch acht Einsatzkräfte waren Ende August übrig geblieben. Stadtbrandinspektor Christian Becker bewog diese Misere damals zu einem Appell an die Kloppenheimer Einwohnerschaft. An einigen Punkten wurden Werbebanner zum Erhalt der Feuerwehr aufgehängt.
Standortschließung
erfolgreich vermieden
Jetzt darf man festhalten: Der Wachrütteleffekt hat seine Wirkung nicht verfehlt. Es ist wieder Leben am Wilhelm-Kliem-Platz eingekehrt. Für Becker und alle, die es mit der Feuerwehr halten, muss sich diese Entwicklung wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk anfühlen. Tatsächlich sind acht Personen aus Kloppenheim neu dazugekommen. Das wirkt wie ein echtes Pfund nach Jahren des Rückgangs.
Christian Becker und Kloppenheims Wehrführer Thomas Bernhard schienen ihr Glück noch gar nicht so recht fassen zu können. Während eines Treffens im Feuerwehrgerätehaus am Montagabend stellten sie die »Neuen« offiziell vor. Becker bedankte sich bei den sechs Männern und zwei Frauen für ihr Eintreten, durch das die Standortschließung vermieden werden könne. »Mit einer solchen Resonanz habe ich nicht gerechnet«, sagte er freudestrahlend.
Wehrführer Bernhard, der mit den bürokratischen Anmelderegularien vertraut ist, erklärte noch einmal die nächsten Schritte auf dem Weg zum Feuerwehrmann oder zur Feuerwehrfrau. Zunächst wies er darauf hin, dass die erforderliche Personenzahl zur Doppelbesetzung des Löschfahrzeugs noch nicht erreicht sei. »Dafür bräuchten wir noch zwei weitere Anmeldungen.«.
Der Ablauf für Neuzugänge bis zu ihrem ersten Einsatz ist in den Feuerwehrstatuten klar vorgeschrieben: Als Erstes muss ein Grundlehrgang erfolgreich absolviert werden. »Zwei Leute haben diesen Grundlehrgang bereits gemacht, vier haben sich für den nächstmöglichen Lehrgang angemeldet«, teilte Bernhard mit. »Währenddessen können aber natürlich alle an unseren Übungseinheiten teilnehmen. An die Standardausbildung schließen sich spezielle Lehrgänge an. Dazu gehören zum Beispiel Atemschutz- und Sprechfunkausbildungen.«
Becker erinnerte ergänzend an den Grundsatz, dass bis zum ersten Einsatz ein Jahr Zugehörigkeit bei der Feuerwehr vergangen sein muss. Dieser Punkt sei aus heutiger Sicht nicht mehr ganz nachzuvollziehen, kritisierte Karbens Stadtbrandinspektor.
Beim Grillen lernen
sich alle kennen
Beim anschließenden Grillen vor dem Gerätehaus stand das Kennenlernen der alten und neuen Mitglieder im Vordergrund. Einige Neuzugänge erzählten, warum sie sich für das risikoreiche Ehrenamt entschieden haben. Erfreulicherweise stellte sich heraus, dass auch Zeitungsartikel manchmal etwas Positives bewirken können.
Björn Csott ist bereit für den Sprung ins kalte Wasser. Wie fast alle besitzt er keinerlei Vorkenntnisse in Sachen Feuerwehr. »Ich habe den Zeitungsartikel im Urlaub gelesen«, berichtete er. »Nach meiner Rückkehr hingen überall Plakate. Spätestens in diesem Moment wusste ich, dass ich da hingehen muss.«
Tobias Reuter auf der anderen Seite kann drei Jahre Einsatzerfahrung bei den Feuerwehren in Eschborn und Usingen in die Waagschale werfen. Seit seinem Umzug nach Kloppenheim sei er nicht mehr aktiv gewesen. »Jetzt möchte ich aber der Feuerwehr Kloppenheim und allen Menschen in Karben helfen«, hat er sich als persönliches Ziel gesetzt.
Bei aller Freude über die glückliche Wendung gedachte der Stadtbrandinspektor vor allem einem seiner verstorbenen Vorgänger. »Willi Kliem würde sich von Herzen freuen, dass seine Kloppenheimer Wehr weiterlebt«, ist sich Christian Becker sicher. Von Jürgen Schenk