Jedes Jahr gibt es eine Jahreslosung: ein Bibelwort, das uns im folgenden Kalenderjahr begleiten soll. Für 2017 stammt es aus dem Buch des Propheten Hesekiel Kapitel 2, Vers 4: Gott spricht: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“
Im neuen Jahr soll alles anders werden. „Aber wie soll das gehen?“, frage ich mich. Es fällt mir ja schon schwer, kleine Gewohnheiten zu ändern. Erst recht, einen echten Neustart zu wagen in den kleinen und großen Bereichen meines Lebens: „Wenn wir nicht völlig umdenken, sieht die Zukunft für nachfolgende Generationen düster aus“, warnen uns besorgte Menschen in Kirche und Gesellschaft.
„So geht es nicht weiter“, schimpfen Eltern mit ihren Kindern. „Sie müssen ihre Lebensgewohnheiten radikal ändern“, ermahnt der Arzt nachdrücklich. „Wenn möglich, bitte wenden“, tönt die Stimme aus meinem Navi. Ich bin wohl in falscher Richtung unterwegs.
Deutliche Worte und allen gemein ist, dass sich zeitnah Grundlegendes ändern muss. Dass es sogar lebensnotwendig sein kann. Bis auf das Wenden des Autos ist das alles wirklich schwer.
Auch der Prophet Hesekiel hat im Auftrag Gottes klare Ansagen an das Volk Israel zu machen und oft genug vergeblich. Da macht Gott sein Angebot: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ Von sich aus wird Gottes Volk es nicht schaffen, sein Volk zu sein und ihn als seinen Gott zu erkennen. Das meint weit mehr, als seine Existenz nicht zu leugnen. Es geht um eine tiefe Beziehung, um ein Leben, das sich ganz auf sein Gegenüber einlässt und sich nach ihm ausrichtet. Gott schenkt seinem Volk das, was es für eine lebendige Beziehung braucht: „Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch“. (Hesekiel 11,19) Es müsste sich etwas von innen heraus ändern.
Genau darum geht es Gott: uns von Hartherzigkeit oder Zorn zu befreien, von Angst oder Gleichgültigkeit, von zu vielen Sorgen oder Egoismus, von all dem, was unser Herz belastet und das Leben schwer macht, für uns und für andere. Davon will Gott uns befreien.
Na, dann lassen wir ihn doch mal. Ein neues Herz und ein neuer Geist im neuen Jahr, das wäre doch was. Ich wünsche es uns.
Pfarrerin Ulrike Mey
Ev. Christuskirchengemeinde Bad Vilbel