Wieder einmal auf der Suche nach Räumen sind die Modellbahnfreunde Bad Vilbel. Die Interessengruppe sucht einen Treffpunkt für sich und außerdem einen Lagerraum für ihre Modelleisenbahnen.
Bad Vilbel. Mit gemischten Gefühlen haben die Bad Vilbeler Modellbahnfreunde das große Interesse der Besucher an ihrer Weihnachtsausstellung in der ehemaligen Bücherei unter dem Hallenbad beobachtet. Seit 2004 präsentieren sie hier zum Weihnachtsmarkt ihre mit großen Aufwand in vielen Monaten liebevoll bis ins kleinste Detail modellierten Anlagen. Durch die Bilderbuchlandschaften mit Tunneln und Wäldern, vorbei an detailgetreu gestalteten Bahnhöfen und Dörfern fahren ohne Unterlass Miniatureisenbahnen.
Getrübte Freude
In diesem Jahr allerdings war die Freude der zehn Männer und von Gerda Boffo, „die alles vom Modellieren und Aufbau der Anlagen samt Technik mitmacht“, trotz des Lobes vieler Besucher doch etwas getrübt. „Das ist vorläufig der letzte Tag der offenen Tür, vielleicht sogar das Ende unserer erfolgreichen Ausstellungsreihe“, sagte Kurt Grimm. Der 81-Jährige hatte zusammen mit Wolfgang Lerster im Jahr 2000 die Gruppe gegründet.
„Wir bauen Anfang 2018 unsere Anlagen ab und lagern sie ein. Wir sind noch auf der Suche nach einem trockenen, im Idealfall ebenerdigen Lager ab 50 Quadratmeter oder einem entsprechend großen Raum, der sich zusätzlich als Werkstatt und Treffpunkt eignet“, fügte Sprecher Kurt Hainer (81) hinzu. Das Angebot für Modellbahnfreunde ist Teil des städtischen Seniorenbüroprogramms. Die Stadt signalisierte auf Nachfrage, dass sie im Moment keine Räume in einer städtischen Einrichtung habe, die sie den Modellbahnfreunden zur Verfügung stellen könne. „Für uns ist es nicht nur ein Problem, einen großen oder zwei geeignete Räume zu finden, sondern auch die Finanzierung von Miete und Nebenkosten“, sagte Hainer.
Keinen Eintritt verlangt
„Wir sind ein Zusammenschluss von Miniatureisenbahnfans und kein Verein, der Mitgliederbeiträge erhebt und über finanzielle Ressourcen verfügt“, informierte Grimm. Auch bei ihren bis zu fünf Ausstellungen im Jahr verlangt die Gruppe keinen Eintritt. „Das konnten wir, weil uns die Stadt bisher mit einem Raum und der Übernahme aller Nebenkosten großzügig unterstützt hat.“
Ihre Unterkunft in den ehemaligen Büchereiräumen verliert die Gruppe wegen des geplanten Abrisses des Vilbeler Hallenbades im Frühjahr 2018, „um Platz zu machen für eine neue Stadthalle mit Tiefgarage und angegliedertem Hotel“. Wegen der Vorbereitungen für den Hessentag 2020 werde der Abriss beschleunigt. „Dabei würde auch eine Ausstellung der Bad Vilbeler Modellbahnfreunde das Hessentagsangebot sicher bereichern“, glaubte Grimm. „Die Anlagen sind unser Gemeinschaftseigentum, das rollende Material ist privat“, sagte Hainer.
Acht Sponsoren unterstützen die Modellbahnbauer mit Material. Mit dem Verkauf von Kaffee und Kuchen, Modellen und Zubehörteilen wie Gebäuden, Zügen oder Ausstattungen wie Autos und Figuren bei Ausstellungen kommt ein wenig Geld in die Kasse der Gruppe. Deren Nachwuchs besteht zurzeit aus Lennard (12) und Konrad Rölike (11), Yoel Meharie (13), Fabian Thiel und Keanu Wolff (beide 11). Die jungen Bastler und Tüftler präsentierten ihre H0-Anlage „Neue Mitte“.
Zwei Jahre lang bauen
Sie ist eine von neun bei der Ausstellung gezeigten Anlagen. Die Spur der Schienen reicht von 0 oder N, das heißt neun Millimeter über H0 mit 16,5 Millimetern bis zu G wie Gartenbahn mit 45 Millimetern. Um eine Anlage zu bauen wie die größte der Ausstellung mit 13 Metern Länge und vier Metern Breite, benötigen acht Modellbahnfreunde bei ihren Treffen zwei Jahre Zeit, manchmal auch noch mehr. Das beginnt mit der Erstellung des Unterbaus aus Hartfaserplatten und Fliegendraht, dem Verlegen von Leitungen und Relais unter der Platte bis zum Modellieren des Geländes mit Styropor und Bauschaum, dem Verlegen der Schienen und dem Dekorieren der Landschaften.
„Ich baue am liebsten Anlagen“, sagte Alois Junker. „Wir gestalten lieber Landschaften“, fügten Franz Wirtz und Bernd Schüler hinzu. Bei den Treffen diskutieren die Modellbahnfreunde technische Details, Angebote, außerdem, wie eine neue Anlage aussehen könnte oder wohin die Ausflüge gehen sollen.