Karben. Seit Ende Oktober freut sich der Gesangverein Heimatliebe Burg-Gräfenrode über einen neuen Chorleiter. Im Sommer hatte man sich nach 23 Jahren einvernehmlich vom Vorgänger getrennt. Mit Dr. Heino Risse aus Neuberg im Main-Kinzig-Kreis soll jetzt frischer Wind bei den verbliebenen 16 Sängerinnen und Sängern einkehren. Und ein verheißungsvoller Anfang ist auf jeden Fall gemacht worden. Endlich scheint es mit dem schwächelnden Traditionsverein wieder aufwärts zu gehen.
Am vergangenen Samstag traf man sich in der evangelischen Pfarrkirche in Burg-Gräfenrode zur Stell- und Gesangsprobe. Für einen geplanten Auftritt am ersten Adventssonntag ging es erst einmal darum, die passende Aufstellung zu finden. Körpergröße und Stimmlage spielten hierbei eine entscheidende Rolle. Die Männer stellten sich neben dem linken Seiteneingang der Kirche auf und die Frauenstimmen entlang des Altars bis unter die Kanzel. Sechs Lieder sollen am ersten Dezember abends im Gottesdienst gesungen werden.
Zahnarzt von Beruf
Auch der Aufmarsch zu den Gesangsbeiträgen und das anschließende Hinsetzen musste einstudiert wurden. Bald hatten alle ihren Platz gefunden. Im Altarraum der Kirche war es merklich eng an diesem Nachmittag. Plötzlich standen da rund 35 Chormitglieder, 20 mehr als eigentlich erwartet. Das konnte aber nur kurzzeitig verwundern, denn unter den Gesangvereinen hat sich kreisübergreifend Hilfsbereitschaft breit gemacht. Die personell unterbesetzten Roggauer dürfen bei ihrem Auftritt auf die Unterstützung von gleich zwei Chören zählen: Gesangverein Frohsinn aus Rodenbach und Chorgemeinschaft Volks- und Sängerchor des TV Offenbach. Zunächst sei das Ganze nur eine einmalige Angelegenheit, aber man könne ja nie wissen, meinten die Roggauer begeistert.
Der Heimatliebe-Vorsitzende, Karlfred Heidelbach, zeigte sich dankbar und machte gleichzeitig auch darauf aufmerksam, dass in den zurückliegenden Wochen vier neue Sängerinnen eingetreten seien. Verantwortlich für die Aufbruchsstimmung im Roggauer Gesangverein ist der Glücksgriff, den man mit Risse als neuen Dirigenten getan hat.
Sympathie sei von Anfang an da gewesen, unterstreichen beide Seiten. »Der Chor kann mit Risse und Risse kann mit dem Chor«, brachte es der neue Dirigent auf den Punkt. 62 Jahre sei er alt, Zahnarzt mit eigener Praxis in Babenhausen und seit 43 Jahren nebenamtlicher Kirchenmusiker.
»Genauso lange bin ich als Chorleiter tätig, früher auch als Organist«, erzählte der Neuberger. »Auf den Gesangverein Heimatliebe bin ich zufällig durch ein Inserat in der Chorleiterbörse des Hessischen Sängerbundes gestoßen. Im Mai löste sich ein anderer, von mir betreuter Chor auf, so dass ich wieder Kapazität frei hatte.
Gute Basis schaffen
Und es passte gleich von der ersten Probe an. »Ich wusste sofort: Mit dieser Mannschaft kann ich was auf die Beine stellen.« Das Ergebnis nach nur fünf Probestunden konnte sich hören lassen. Bis zum ersten Advent soll noch an der Feinabstimmung gearbeitet werden. Von Risse, der in 20 Jahren schon mehrere Chöre aufgebaut hat, kommen die Liedvorschläge. Zunächst müsse gemeinsam eine gute Basis, ein Programm erarbeitet werden. Das sei wichtig, um den Chor wieder nach vorne zu bringen und vielleicht sogar neue Mitglieder zu werben. Später könnten die Mitglieder eigene Vorschläge einbringen. »Schön ist, dass sich die Vereine gegenseitig helfen. So macht das Spaß«, sagte der Dirigent.
Risse war der dritte Bewerber seit Sommer. Zwei andere hatten sich nach Probeabenden nicht zu einer Zusammenarbeit entschließen können. Die Chorproben finden jeden Mittwoch von 19.30 bis 21 Uhr im Vereinsraum in Burg-Gräfenrode, Berliner Straße 12, statt.