Arbeitsgruppe des Seniorenbeirats will eine Kommunikationsplattform aufbauen
Bad Vilbel. »Gestalte Deine Zukunft in Bad Vilbel«, wirbt die Stadt im Rahmen des Landesförderprogramms »Aktive Kernbereiche«. Doch wie sieht die Zukunft der rund 9000 Seniorinnen und Senioren in der Stadt aus? Das weiß bislang niemand, es gibt weder Daten, geschweige denn Wohnprojekte wie in anderen Städten. Eine Arbeitsgruppe innerhalb des Seniorenbeirats will die Menschen jetzt fürs Thema mobilisieren.
Weit muss man nicht schauen, wenn es um Wohn- und Lebensformen von Senioren geht. In Karben ist, auch mit städtischer Hilfe, das Projekt »Wohnen im Alter« entstanden. Und seit Jahren so erfolgreich, dass im künftigen Neubaugebiet an der Brunnenstraße in sehr zentraler Lage nahe Nidda-Grüngürtel und Einkaufsmöglichkeiten ein weiteres Projekt errichtet werden soll.
Gemeinsam statt einsam, könnte man den Untertitel nennen, denn dort wohnen Senioren in der Ramonvillestraße schon länger zusammen. Jeder kann für sich sein, kann sich aber auch gemeinsamen Unternehmungen anschließen.
Großes Interesse
Ein solches Projekt sucht man in Bad Vilbel vergebens. Außer den Seniorenheimen in Dortelweil und auf dem Heilsberg sowie dem Quellenhof gibt es keine spezielle »andere« Wohnformen wie etwa die in Karben. Der Bedarf aber dürfte hoch sein. Das hat jüngst auch der Bürgerdialog zu den »Aktiven Kernbereichen« in der Stadtbücherei gezeigt. An den Stellwänden wurde gefragt, wann es denn in der Kernstadt ein Wohnprojekt gebe. »Neue Wohnformen« seien gefragt, zieht Iris Stockbauer Rückschlüsse aus den vielen Kärtchen mit Fragen, die an der Station von den Bürgern angepinnt wurden.
Neu ist das Thema für den städtischen Seniorenbeirat aber beileibe nicht. Schon seit 2018 befasst sich das Gremium mit dem Thema und ist bereits mit verschiedenen sozialen Trägern im Gespräch. Zudem wurde eine kleine Arbeitsgruppe gegründet, die einmal im Monat eine Sprechstunde hält. Zurzeit werden die Wünsche der Bürger gesammelt. Die vier Mitglieder der Arbeitsgruppe – außer Iris Stockbauer sind das Reinhard Kreuzer, Herri M. Stoss und Günther Fitzenberger – sprechen von »gemeinsinnigem Wohnen«. Dafür gebe es verschiedene Modelle wie etwa Nachbarschaft »Haus zu Haus« oder »Wohnung zu Wohnung«. Ziel sei es, eine Plattform zu erarbeiten, auf der die Menschen ihre neuen Wohn- und Lebensformen finden und sie planen könnten. Zudem solle die Entstehung von Gruppen gefördert werden, in denen sowohl ältere als auch jüngere Menschen zusammen wohnen wollten. Auch sollen Wohnprojekte unterstützt werden.
Anderes Sozialgefüge
Beiratsmitglied Herri M. Stoss sagt, das soziale Gefüge sei heute anders als vor zwanzig und noch vor zehn Jahren. Es gehe mehr denn je um die Frage: »Wie und wo finde ich im späteren Alter eine Heimat?« Diese und viele weitere Fragen sollen in einer Vortragsreihe thematisiert werden. Die Mitglieder haben deshalb für die Seniorenmesse Ende November Vorträge vorbereitet. Hier wollen sie »Neue Wohnformen in Bad Vilbel« ebenso ansprechen wie etwa Fragen des betreuten Wohnens, das Wohnen in einer Miet- oder in einer Eigentumswohnung und eben auch gemeinschaftliches Wohnen. Es geht ebenso um Fragen des selbstbestimmten Wohnens, wie auch Wohn- und Hausgemeinschaften für Pflegebedürftige.
Breite Palette
Es wird klar: Die Palette an Themen ist breit, wenn es um das Leben im höheren Alter geht. So breit, wie es früher nicht war. Denn es gab seinerzeit nur Seniorenheime und allenfalls betreutes Wohnen. Mehrgenerationenhäuser oder gemeinsame Wohnprojekte für Ältere waren bis vor einigen Jahren noch fremd. Deshalb geht es der Arbeitsgruppe darum, wie eine solche Gemeinschaft aufzubauen wäre. Zur Information gehört– auf der Plattform mit dem Namen »Wohnsinn-Compagnie«– auch Menschen mit Erfahrungen in verschiedenen Wohn- und Lebensformen zu Wort kommen zu lassen. Bereits jetzt sammelt der Beirat viele Informationen.
Wer also etwas beitragen möchte, eine Frage oder Anregungen hat oder Erfahrungen weitergeben kann, wird gebeten, sich per E-Mail an stockbauer@ seniorenbeirat-bv.de zu wenden. Allzu sehr gewarte werden sollte nach Ansicht der Initiatoren nicht. Iris Stockbauer: »Die meisten von uns wollen lange selbstbestimmt wohnen. Um das sicherzustellen, kann man sich gar nicht früh genug mit dem Thema auseinandersetzen.«
Wohnen für alle Generationen
»Grundsätzlich achtet die Stadt Bad Vilbel beziehungsweise der Eigenbetrieb der Stadtwerke darauf, dass Wohnen für alle Generationen möglich wird. So wurde beispielsweise das AGO Wohnheim in Dortelweil ermöglicht, und auf dem Heilsberg entstehe ja ebenfalls eine Seniorenwohnanlage«, sagt Stadtsprecher Yannick Schwander. Zudem seien die Wohnungen in der Konrad-Adenauer-Allee in Dortelweil, die derzeit gebaut werden, allesamt barrierefrei. Damit könne ein attraktives Angebot für Senioren gemacht werden. Gegenüber guten Ideen sei die Stadt stets aufgeschlossen, aber man sei auch selbst tätig und werde weiter tätig sein. »Alles natürlich aber im Rahmen der Möglichkeiten, was verfügbare Bauplätze betrifft«, so Schwander. Sollten daher Investoren, die entsprechende Baufelder erworben haben, bestimmte Wohnformen umsetzen wollen, werde sich die Stadt gerne damit beschäftigen. (pe)