Verkehrsführung im Schul- und Schwimmbad-Areal wird in einigen Monaten geändert
Bad Vilbel. Auch ohne Therme wird Bad Vilbel ab Herbst ein Teilstück der Thermen-Zufahrt bekommen. Klingt unlogisch, ist es aber nicht: Die Bauarbeiten zum S 6-Ausbau sind die Ursache. Und grundlegende Änderungen für die Verkehrsführung im gesamten Sportfeld-Bereich.
Der Verkehr rollt hier schubweise. Und wenn er rollt, dann ist er richtig dicht. Eine lange Schlange an Autos brummt morgens zum Georg-Büchner-Gymnasium, der Kennedy- und der Saalburg-Schule. Und mittags wieder zurück. Dazwischen fahren Autos mit Ziel Berufsförderungswerk durch die nicht sonderlich breite zweispurige Straße, zur Polizeistation, zur Feuerwehr, zur TV-Sporthalle, zum Freibad, zum Stadion und zum Tennisclub. Als Zufahrt ist die Straße »Am Sportfeld« enorm wichtig. Und sie bindet das Quartier nahezu alleine an die Stadt an.
Doch ab dem kommenden Jahr wird es eng, extrem eng. Entlang des Bahndamms nämlich rückt die Bahn an, um die Main-Weser-Bahn auszubauen. Die S-Bahn-Linie bekommt hier zwei eigene Gleise. Dafür muss nicht nur auf der Seite der Kasseler Straße ein Gleis angebaut werden – was dort platzmäßig kein Problem ist. Auf der Sportfeld-Seite aber ist es ein Problem. Zwar wird der Bahndamm im Endzustand nicht wesentlich mehr Platz benötigen. Denn Stützwände statt der Böschungen sparen Platz. Für die Bauzeit aber benötigt die Bahn erheblich mehr Raum. Und zwar die Hälfte der Breite der Straße Am Sportfeld.
Hier werde ein Bohrgerät aufgestellt, erklärt Julian Fassing, Projektleiter bei der Bahn-Tochter DB Netz. Das wiederum steht auf einer Bohrplattform. Nicht nur die hat eine gewisse Größe, sondern erst recht das Bohrgestänge.
Beidseitige Stützwände
»Wir bohren durch den Bahndamm hindurch«, erläutert der Fachmann. Denn die beiden Stützwände sollen miteinander verbunden werden. So können sie gegenseitig ineinanderverankert werden. Das hält die Strecke obenauf dann bombenfest.
Des Gestänges wegen lasse sich die Baustelle auf der Straße technisch einfach nicht schmaler gestalten, sagt Fassing. Die Straße einfach halbseitig zu sperren, funktioniert wegen des teils sehr starken Verkehrs jedoch nicht. »Wenn dann die Feuerwehr ausrücken muss, hat sie keine Chance«, weiß der Projektleiter.
Deshalb haben die Ingenieure der Bahn und die Fachleute der Stadt monatelang über dem Problem gebrütet. Selbst den Bau eines Übergangsquartiers für die Feuerwehr wurde in Erwägung gezogen. Doch letzlich wurde eine ganz andere, sehr pragmatische Lösung gefunden. »Wir haben ein komplett neues Verkehrssystem für das Gebiet entwickelt«, sagt Julian Fassing. Konkret: Die Bahn baut eine zusätzliche Straße, um einen Ringverkehr durchs Quartier zu ermöglichen. Diese Einbahnstraße soll die schon vorbereitete Ausfahrt aus dem oberen der beiden Kreisverkehre der Homburger Landstraße nutzen. Der soll später einmal als Zufahrt zur Therme dienen.
»Es ist ein Kompromiss«
Nördlich an der Bebauung entlang soll die neue Straße dann führen und damit zu den Schulen und bis zur Straße Niddablick. Damit ist der Weg frei, dass die Straße Am Sportfeld entlang des Bahndamms ebenfalls zur Einbahnstraße wird – in Fahrtrichtung Kreisverkehr.
Bad Vilbels Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki betonte auf Anfrage, noch gebe es keine vertragliche Vereinbarung zwischen der Stadt Bad Vilbel und der DB. »Wir sind aber in konstruktiven Gesprächen.« Die zwischen Stadt und Bahn getroffene Verkehrsregelung sei ein Kompromiss. Die Bahn habe Baurecht zur Erweiterung der S 6 und dürfe die Straße Am Sportfeld nutzen. Mit der geplanten Ringstraßenlösung könne das Wohngebiet inklusive des Berufsförderungswerkes vernünftig erschlossen werden.
Wysocki betonte zudem, dass die Straße Am Sportfeld für die Feuerwehr und die Polizei jederzeit nutzbar sei, sodass es zu keinen Verzögerungen bei den Einsätzen kommen werde. Die Straße werde neben dem vorhandenen Massenheimer Weg als Provisorium gebaut. Die Wegeführung ende kurz hinter dem Schulgelände. Hier gebe es einen beleuchteten Fußgängerüberweg (Zebrastreifen). Der eigentliche Ausbau des Weges erfolge dann erst für die Therme, dann auch mit dem Leitungsbau. Die Bahn übernehme für das Provisorium sämtliche Kosten. Die Einbahnstraßenregelung Am Sportfeld solle nach dem beendeten S-Bahn-Ausbau wieder aufgehoben werden, kündigte Erster Stadtrat Wysocki an. Der neue Schulweg (Massenheimer Weg) ist laut Stadtrat Klaus Minkel bereits letztes Jahr aufwendig inklusive Beleuchtung ausgebaut worden.
Loslegen mit dem Bau der neuen Straße will die Bahn bereits im Herbst. Denn ihr Zeitplan ist straff. Anfang kommenden Jahres soll die Ringstraßenlösung in Betrieb gehen und die Baustelle für die Stützwände eingerichtet werden. Ab Ende 2022 soll die S6 dann auf zusätzlichen Gleisen der ausgebauten Strecke rollen.
Von Dennis Pfeiffer-Goldmann
und Antje Grunenberg-Heuer