Entwürfe für rund 20 Wohn- und Büro-Gebäude fallen deutlich kleinteiliger aus
Bad Vilbel. Die 13. Änderung des Bebauungsplans »Krebsschere« sollte im Ortsbeirat Kernstadt besprochen werden. Dahinter versteckt sich die Neuplanung für das ehemals »Spring Park Valley« benannte Projekt. Diese ist bisher noch recht grob, doch wird deutlich: Das Vorhaben hat sich im Vergleich zur ursprünglichen Planung deutlich gewandelt.
Geschäftsführer Gerhard Wittfeld von »kadawittfeldarchitektur« war aus Aachen angereist, um den Entwurf für das ehemalige Spring Park Valley-Areal zu präsentieren. Schon die kurze Vorstellung seiner Arbeit lässt vermuten, wo die Reise hingehen wird: »Wir haben die DFB-Akademie in Frankfurt geplant und auch das Keltenmuseum Glauberg. Wir treten grundsätzlich sehr früh in den offenen Dialog, deshalb bin ich heute hier«, erklärte Wittfeld dem Ortsbeirat Kernstadt.
Erste Überlegungen nicht mehr zeitgemäß Die ursprüngliche Planung habe große Gebäude vorgesehen, nun wolle man deutlich kleinteiliger vorgehen. »Viel Grün, Orte mit Identität und gut nutzbaren Freiräumen«, zählt er auf. Sein Architekturbüro arbeite grundsätzlich nachhaltig. Demnach werde es auf den Gebäuden flächendeckend Dachbegrünung und teilweise Fassadenbegrünung geben. »Über die Dachbegrünung kommen außerdem Fotovoltaik-Panels. Die Pflanzen haben auf die Panele eine kühlende Wirkung. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.« Erdwärme sei in Bad Vilbel aus geologischen Gründen vermutlich nicht nutzbar, aber man setze mittlerweile auch die Abwärme von Servern gerne ein.
Im Vordergrund stehen zudem möglichst lokale Baumaterialien, ein spezielles Abfallmanagement, alternative Mobilität und die Möglichkeit, im Grünen zu arbeiten. »Wir sind da absolute Überzeugungstäter«, trägt der Architekt vor, der im Auftrag des Investors mit seinem Team die Pläne neu gedacht hat. Die vormaligen Planungen für Spring Park Valley seien einfach nicht mehr zeitgemäß, weiß Wittfeld. Es wird also in erster Linie anders gebaut, das Verhältnis zwischen Büro- und Wohnbebauung bleibt vorerst aber unangetastet.
Car-Sharing, Leih-Räder und Leih-Roller
Nachhaltigkeit und Homeoffice spielten heute eine große Rolle. »Wir haben deutlich kleinteiliger geplant. Es werden etwa 20 Gebäude.« Alle sehr verschieden aussehend und mit unterschiedlichen Höhen.
Ein Fuß- und Radwegenetz solle das Gebiet durchziehen. 2800 Stellplätze für Autos, davon 250 für Carsharing werden zum Großteil am Westrand, direkt an der B 3, in Parkhäusern untergebracht. Denn die eigenen Autos direkt vor der Haustür – das sei ein Konzept, das ausgedient habe. »Es geht heute viel mehr um Mobilitäts-Hubs.« Egal, ob man das eigene Auto, ein Leih-Fahrrad oder einen E-Roller benötige. Man müsste zukünftig einfach nur das Hub (eine Art Sammelstelle) ansteuern.
Die Straßen und Wege im Gebiet selbst bleiben Fußgängern und Radfahrern vorbehalten sowie natürlich Feuerwehr und Krankenwagen. Im Westteil des Gebiets, der auf dieser Seite von der B 3 begrenzt wird, werden sich ein Konferenzzentrum, Gastronomie, Läden und ein Info-Pavillon befinden. Hier entsteht das Zentrum des neuen Quartiers.
Häuserblöcke mit grünen Innenhöfen
Die Häuserblöcke werden wie beispielsweise in Barcelona in Quadraten gebaut, die jeweils einen grünen Innenhof haben. Auf der Ostseite (Richtung Stadtgärten) befindet sich weiterhin der lange Grünstreifen, der bereits Teil der alten Planung war. Neu sind als Netz angeordnete Wege und Gebäude, die asymmetrisch zueinander in die Parklandschaft gesetzt werden. Wasserflächen dürften hier eine große Rolle spielen genau wie Verweilmöglichkeiten im Grünen.
Insgesamt werden etwa 39 Prozent der riesigen Fläche versiegelt, trägt Wittfeld vor. Einen kleinen Teil der Häuser könne man dank bestehendem Bebauungsplan schon realisieren. Für den Großteil des Areals muss aber ein neuer Bebauungsplan her.
Der Ortsbeirat ist einstimmig für die Vorlage. »Im schnellsten Fall und wenn alles gut geht, könnte das Gebiet in dreieinhalb Jahren fertig sein«, sagt Wittfeld. Das sei aber das beste vorstellbare Szenario. Vorerst geht es nun in die Detailplanung, Abstimmungen mit dem Investor und für die Stadt Bad Vilbel um die Aufstellung des neuen Bebauungsplans.
Veränderte Ansprüche
Der Investor Deutsche Landentwicklung (DLE) hatte im Januar angekündigt, die Planungen auf den Prüfstand zu stellen. Das sei veränderten Ansprüchen an Bürogrößen, Homeoffice-Regelungen und Mobilitätsgewohnheiten geschuldet. Zu diesem Zeitpunkt war auch bereits klar, dass der Name »Spring Park Valley« Geschichte ist. Nach der Ortsbeiratssitzung am Dienstag ist nun außerdem sicher, dass der Investor mit der Ankündigung, das Konzept grundlegend zu überarbeiten, nicht übertrieben hat.
In den Planungen links befindet sich der Zentrumsbereich mit Läden, Konferenzzentrum und Gastronomie. Der »Green Loop« bezeichnet die große Parkfläche im Ostteil mit Wasserflächen, Nachhaltigkeitspfad und vereinzelten Gebäuden. Im Norden wird das Gebiet von der Nordumgehung abgegrenzt, im Westen von der B3 und im Osten von den bereits gebauten Quellenpark-Häusern. Foto: Mag