Bahn legt beim Ausbau einen Zahn zu • Am Viadukt kommt es zu Verkehrsänderungen und Sperrungen
Bad Vilbel/Karben. Wer am Wochenende mit der S6 aus der Wetterau nach Frankfurt wollte, für den war in Bad Vilbel Umsteigen angesagt. Von hier aus ging es mit dem Bus weiter. Und das wird in den Ferien so bleiben, denn beim Ausbau der Main-Weser-Bahnstrecke gibt die Deutsche Bahn mächtig Gas. Und der Bahnhof Bad Vilbel und sein Gleisumfeld ist einer der Schwerpunkte.
In der Nacht zum Dienstag waren vier Stunden Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes im Einsatz. Im Bereich der Kläranlage im Süden Bad Vilbels suchten sie das Gelände nach eventuellen Sprengkörpern aus dem Krieg ab.
Die Aktion war notwendig, weil die Deutsche Bahn in den Ferien beim Ausbau der Main-Weser-Bahn einen gewaltigen Zacken zulegt. An allen Wochenenden wird der Zugverkehr zwischen der Quellen- und Festspielstadt und Frankfurt-West komplett eingestellt. Das müsste man kaum tun, um den Damm für das neue Gleis aufzuschütten. Aber bis Mitte August passiert noch viel mehr. Einiges davon haben die Autofahrer schon mitbekommen.
Bahnbrücke wird verbreitert
Am Viadukt zwischen Kasseler und Homburger Straße ist die Verkehrsführung leicht geändert worden. Die von der Bahn beauftragte Firma bereitet alles für einen besonderen Einsatz vor: Vom 18. bis zum 21. Juli werden an der Brücke sogenannte Walzträger in Beton eingebaut. Die Träger werden von einem Autokran eingehoben und anschließend sofort einbetoniert. Deshalb muss die Straße für den Autoverkehr voll gesperrt werden. Die Arbeiten sind nötig, weil die Brücke für die zusätzlichen Gleise verbreitert werden muss.
Apropos Platz: Viel davon gibt es wegen vieler vorhandener Bauten nicht auf dem knapp 14 Kilometer langen Teilstück zwischen Bad Vilbel und Frankfurt-West. Projektleiter Julian Fassing erläutert, dass es deshalb auf Teilabschnitten links und rechts der beiden vorhandenen Gleise je ein neues Gleis geben werde, an anderen Stellen auf nur einer Seite. »Wir können mal rechts zwei Gleise anbauen, mal links, mal nur je eines auf beiden Seiten.« So ist das beispielsweise in Bad Vilbel. Hier wird auf der Seite der Straße Am Sportfeld ein neues Gleis verlegt. Dafür ist mittlerweile eine Stützmauer installiert worden. Zwischen ihr und dem vorhandenen Bahndamm wird der Damm für das neue Gleis aufgeschüttet. Demnächst passiert dasselbe auf der anderen Seite, an der Kasseler Straße.
Damit sich die Arbeiter mit ihren Maschinen dort bewegen konnten, musste die Straße Am Sportfeld zur Einbahnstraße werden. »Wir hatten sehr konstruktive Gespräche mit der Stadt Bad Vilbel«, lobt Fassing. Von dort sei auch die Idee gekommen, eine Ringstraße zu bauen. Auf der könnten nicht nur die Baufahrzeuge, sondern auch der Individualverkehr rollen. Die Ringstraße führt vom Kreisel am Georg-Büchner-Gymnasium und am Berufsförderungswerk vorbei, um letztlich auf die Huizener Straße und die Straße Am Sportfeld zu treffen.
Die Bahn hat kürzlich mit einer Drohne die gesamte Baustelle überflogen, sodass aus der Luft gut erkennbar ist, wo schon neue Gleise liegen. So auch am Bad Vilbeler Bahnhof. »Dort werden wir noch einen zusätzlichen Bahnsteig bauen«, erläutert der Projektleiter. Dafür seien schon neue Weichen eingebaut worden.
Schwerpunkt der Arbeiten in diesen Ferien sind aber Oberleitungsarbeiten. An den Bahnsteigen sind bereits neue Masten gestellt worden, dazwischen werden die neuen Fahrdrähte gespannt. »Für diese sogenannten Querfelder brauchen wir Platz, auch deshalb gibt es die Sperrpausen.« Kompliziert wird es auf Bad Vilbeler Gemarkung vor allem an der B 3-Brücke. »Dort bauen wir einen neuen Bahndamm, der bis auf 20 Zentimeter an die Brückenpfeiler herankommt.«
Neue Unterführung für Fußgänger
Auch im Bereich des Vilbeler Südbahnhofs schreiten die Arbeiten voran. Die hatten später begonnen, als geplant. »Wir hatten dort viele Altlasten im Boden«, spielt Projektleiter Fassing auf die Asbesthaufen an, die nach dem Abriss der Gartenhütten monatelang nahe den Bahnsteigen herumgelegen hatten. »Aktuell bauen wir dort eine neue Fußgängerunterführung.«
Allerdings wird nicht nur an den Wochenenden gebaut, sondern auch unter der Woche. Aus der Vogelperspektive ist deutlich zu sehen, wo die neuen Dämme aufgeschüttet, neue Gleise und neue Weichen eingebaut worden sind. »Das alles machen wir, während täglich rund 300 Züge vorbeirollen.«
Dennoch seien die Sperrpausen notwendig, denn man wolle während der gesamten Bauzeit ständig zwei Gleise in Betrieb halten. Dazu müssten die alten mit den neuen Gleisen verbunden werden. Das passiert in diesen Ferien erstmals: Zwischen Frankfurt-West und Eschersheim wird ein 2,5 Kilometer langes Gleis in Betrieb genommen. Dann werden nach den Ferien auch die Wetterauer Pendler mit der S 6 über das neue Teilstück rollen. Bis dahin ist aber noch viel Geduld gefragt.
Die hellen Bahnschwellen sind die neuen Gleise und Weichen, die nahe dem Bahn-Viadukt zwischen Sportfeld und Kasseler Straße verlegt worden sind. Außerdem wird in den nächsten Tagen das Viadukt zwischen den Kreisverkehren verbreitert. Foto: Deutsche Bahn
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