Auf neue Gesichter beim Bauhof müssen sich die Bürger einstellen: Die Stadt verjüngt derzeit das 22- köpfige Team. Der Genera- tionswechsel hat für Kommune und Bevölkerung auch mehrere indirekte Vorteile.
Karben. „Nimm sie in beide Hände“, sagt Fred Dreßler (56). „Dann hast du einen sicheren Halt.“ Konstantin Klinger (26) fasst die schwere Motorheckenschere, nimmt sie hoch, hält sie über den Zaun. Dreßler greift neben Klingers Hände, führt das noch still stehende Schneidewerkzeug am Busch hoch und herunter. „Sanft entlang gehen, dann bekommst du einen schönen Schnitt hin.“
Hier, am Rand des Kinderspielplatzes an der Ecke Linden- und Selzerbachweg, ist das kleine Team des Bauhofs an diesem Nachmittag tätig. Die Büsche müssen gekürzt werden, damit sie nicht auf den Gehweg hinausragen. „Das machen wir einmal im Jahr“, erklärt Fred Dreßler. „Genügt völlig.“
Alle unter 30
Für Konstantin Klinger aber ist dieser Einsatz etwas ganz Neues. Der junge Zierpflanzengärtner aus Dörnigheim ist erst seit Anfang Mai im Bauhof-Team dabei. Er gehört zu fünf jungen Leuten, die im Mai und Juni dort zu arbeiten angefangen haben.
Mit einem Schlag hat sich diese Abteilung der Stadtwerke damit erheblich verjüngt: Fast ein Viertel der Mitarbeiter sind aktuell neue Köpfe. „Alle unter 30“, erklärt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Das war auch dringend nötig.“ Denn in der Abteilung, die innerhalb der Verwaltung den Stadtwerken zugeordnet ist, läuft gerade ein demografischer Wandel, erläutert der zuständige Stadtrat Michael Ottens (FW). „Viele langjährige und sehr erfahrene Mitarbeiter kommen derzeit ins Pensionsalter.“ Deshalb sei der Generationswechsel aktuell einfach notwendig.
An der Spitze hat es diesen Wechsel schon vor drei Jahren gegeben: Da übernahm Kristina Quenzel (34) aus Bad Homburg die Leitung des Bauhofs. Vier der fünf nun eingestellten Mitarbeiter sind im Bauhof im Grünbereich tätig: Konstantin Klinger hat vor fünf Jahren seine Ausbildung im Karbener Berufsbildungswerk absolviert, in der Zwischenzeit weitere Erfahrung im Grünwesen gesammelt. Markus Bayer (25) aus Butzbach-Fauerbach ist als Gärtner beschäftigt, als gelernter Landwirt aber universell einsetzbar.
Mit Zierpflanzengärtnerin Ines Bergmann (24) aus Oberursel arbeitet nun eine zweite Frau im Team – neben der Chefin. Bergmann wechselt von der Stadt Bad Homburg herüber und wird in der Pflege öffentlicher Grünanlagen eingesetzt. Als gelernter Tischler erhält Kai Unger (22) aus Kloppenheim eine besondere Aufgabe: Er kann sich in der Position eines Schreiners vor allem um die Instandsetzung der Kinderspielplätze kümmern.
Entlastung für Wehr
Zudem ist Christian Becker (29) aus Okarben im Bauhof nun als kaufmännischer Sachbearbeiter tätig. Der Groß- und Außenhandelskaufmann soll sich um die Verwaltungsarbeit der Abteilung kümmern und so vor allem Chefin Quenzel entlasten. Becker ist in Karben bereits seit einiger Zeit ehrenamtlich als stellvertretender Stadtfeuerwehrchef tätig.
Womit sich ein doppelter Nutzen für die Stadt zeigt: „Feuerwehr ist Pflichtaufgabe der Kommune“, sagt Bürgermeister Rahn. Nicht immer sei es möglich, Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass es gesetzliche Pflicht ist, die Ehrenamtler bei einem Einsatz freizustellen. Gerade tagsüber, wenn viele Karbener auswärts arbeiten, sei es schwierig, bei einem Alarm genug Einsatzkräfte zusammen zu bekommen. So hilft sich die Stadt selbst, denn aus den eigenen Reihen kann sie die Freiwilligen eben selbst entbehren. Zwölf Feuerwehrleute stehen bereits im Hauptjob im Stadt-Dienst.
Was bei den fünf Neuen nicht nur auf Christian Becker zutrifft: Auch Kai Unger ist in der Feuerwehr aktiv, leitet die Kloppenheimer Jugendabteilung. Ebenso ist Markus Beyer in seinem Heimatstadtteil Fauerbach bei den Brandschützern. Die Karbener überlegen, ob sie ihm nicht anbieten, dass er tagsüber hier löschen und retten kann. „Einen Spind aufzustellen, um seine Ausrüstung zu lagern“, so der Bürgermeister, „sollte nicht das Problem sein.“ (den)