CDU: Ministerium widerspricht »selbsternannten Experten«
Bad Vilbel. Nachdem in der Öffentlichkeit zum Teil heftige Kritik an der Pflege und Bewirtschaftung des Bad Vilbeler Waldes geübt wurde, hat sich der heimische Landtagsabgeordnete Tobias Utter (CDU) direkt an das Hessische Umweltministerium gewandt und um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten.
»Der Bad Vilbeler Wald wird seit Jahren von HessenForst bewirtschaftet. Dieser landeseigenen Betrieb, der dem Hessischen Umweltministerium untersteht, arbeitet auf der Grundlage anerkannter moderner und nachhaltiger Forstwissenschaft. Die selbsternannten Forstexperten, die den Bad Vilbeler Magistrat kritisieren, zielen mit ihren Vorwürfen letztlich auf die Umweltministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Die Grünen), die seit sieben Jahren das Ministerium leitet. Doch das Ministerium widerspricht deutlich,« so Utter.
Das Mitglied der grünen Stadtverordnetenfraktion Peter Paul habe zum Beispiel behauptet, dass Artenschutz bei der Bewirtschaftung nicht berücksichtigt würde. Dazu schreibt das hessische Ministerium: »Artenschutzaspekte, insbesondere auch beim Holzeinschlag, wurden durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des betreuenden Forstamtes Nidda unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben und in Abstimmung zwischen Revierleitung und den verantwortlichen Vertretern der Stadt berücksichtigt und umgesetzt. Auf geplanten Bucheneinschlag wurde in diesem Zusammenhang verzichtet, und naturschutzfachliche Maßnahmen wie zum Beispiel die Hilfe zur Ansiedlung von Wildbienen durch Einrichtung von künstlichen Bienenbehausungen wurden unterstützt.«
Das Ministerium mache vor allem deutlich, dass der Holzeinschlag auf die aktuelle Situation reagiere. Vor dem Hintergrund der Niederschlagsdefizite und hohen Temperaturen der Jahre 2018, 2019 und 2020 sei der Holzeinschlag insgesamt nicht erhöht worden, aber die Schadholzmenge sei stark gestiegen. Von Schadholz spricht man, wenn Bäume zum Beispiel durch Sturm, Trockenheit oder Schädlingsbefall geschädigt oder zerstört wurden.
»Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre lag die Schadholzmenge bei 23 Prozent des Einschlages und stieg durch die Folgen der o.g. Dürrejahre auf nahezu 95 Prozent. Der Holzanfall durch Verkehrssicherungsmaßnahmen nimmt dabei einen wesentlichen Teil ein.« Alle Maßnahmen basieren auf dem gültigen Waldwirtschaftsplan und die Höhe des Einschlags wurde durch die Stadt Bad Vilbel beziehungsweise den Magistrat nicht geändert, erläutert Utter.
In einer Stellungnahme von HessenForst an den Magistrat werde betont, dass alte und dominante Buchen zunehmend den Charakter des Eichen-Buchenmischwaldes gefährden, weil sie die Verjüngung der Eichenbestände verhindern. Dabei war man sich schon 2011 einig, dass der Anteil der Eichen im Bad Vilbeler Wald erhöht werden soll. »Der Traubeneiche wird von wissenschaftlicher Seite im Zuge des Klimawandels und einer zu erwartenden Durchschnittstemperaturerhöhung von zwei bis drei Grad Celsius bestätigt, dass sie eine der ,Gewinner‹-Baumarten des Klimawandels in unseren Wäldern sein wird,« so Hessen Forst.
»Der Bad Vilbeler Wald ist kein Wirtschaftswald, sondern dient in erster Linie der Erholung der Bevölkerung. Daraus ergibt sich seit Jahren ein Defizit, das aber gerne in Kauf genommen wird. In früheren Jahren gab es einen großen Konsens zwischen den Bad Vilbeler Parteien, wenn es um die Pflege des Waldes ging. Es wäre schön, wenn wir dazu wieder zurückkehren könnten. Die CDU unterstützt alle Maßnahmen, die von Experten empfohlen werden und dazu dienen, dass der Wald besser mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommt«, betont Utter. (zlp)