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Musikerin mit Lust auf Neues – Einst plante sie Küchen, heute organisiert Angela Krämer-Galande die Musikschule in Karben

Bad Vilbel/Karben. „Seine Freude in der Freude des anderen finden zu können: Das ist das Geheimnis des Glücks“, schrieb der französische Schriftsteller Georges Bermanos. Für Angela Krämer-Galande (55) ist „die Freude des anderen“ zugleich das Geheimnis ihres Erfolges. Sie hat große Freude daran, ihre Schüler auf ihrem Weg und zum Erfolg in der Musik zu begleiten. Dass sie einmal zusammen mit ihrer Schwester Juliane eine Musikschule leiten würde, hätte Angela Krämer-Galande nicht gedacht.

Nach dem Fachabitur als Hauswirtschaftsleiterin an der Hedwig-Heyl-Schule absolvierte sie eine Ausbildung zur „Energieberaterin Gas“. Nächste berufliche Station war Miele in der Frankfurter Goethestraße. „Dort plante ich Küchen und verkaufte Waschmaschinen.“

Musik hatte in ihrem Leben von klein auf eine große Rolle gespielt. Gitarrespielen brachte sie sich selbst bei und trat mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Katharina als Straßenmusikantin auf der Zeil auf. Später spielte das Duo auf Festivals. Mit 26 Jahren beschloss Angela Krämer-Galande Musik zu studieren. Sie nahm Klavierunterricht und bestand nach einem Jahr die Aufnahmeprüfung an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. „Mein Vater hat sich darüber sehr gefreut und mir einen Anhänger in Form eines silbernen Notenschlüssels geschenkt“.

Sie studierte am Seminar für Musikerziehung in Mainz Blockflöte und absolvierte an der Hochschule Mannheim-Heidelberg eine künstlerische Ausbildung. Ihrer Leidenschaft als Musikerin frönte sie acht Jahre lang als Mitglied des „Trio con brio“ bei Auftritten in Kirchen und Schlössern. Am 1. April 1980 kam sie als Lehrkraft nach Bad Vilbel an die Musikschule, wo sie 16 Jahre unterrichtete. „Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und im Betriebsrat engagiert.“ Als hausintern die Stelle der Zweigstellenleiterin der Musikschule in Karben ausgeschrieben wurde, wollte sie sich wegen ihrer Schwester Juliane und deren Stellung als Leiterin der Musikschule erst nicht bewerben. „Ich wohnte in Frankfurt und war kurz vorher nach Karben gezogen.“ Ihr neuer Wohnort gab dann beim Vorstand den Ausschlag, ihr die Stelle zu geben.

„In Karben fingen wir in einem Raum des Jukuz an, der bis auf einen Bleistift auf der Fensterbank leer war. Wir hatten acht Lehrkräfte, wenige Schüler, und keinerlei Struktur.“ Hauskonzerte fanden aus Platzmangel im Jugendraum des Bürgerzentrums statt. „Wir haben um unsere Anerkennung bei Politikern und Bürgern gekämpft. Wir gaben Konzerte, entwickelten Flyer, knüpften Netzwerke mit anderen Kulturträgern.“ Sie gründete zusammen mit Fritz Amann das Ensemble „Rondo Antico“ für Senioren, erarbeitete ein Konzept und arrangierte Stücke. „Ich kann singen, Gitarre spielen und habe Lust auf Neues“, benennt sie ihre Antriebsfeder. Der Einsatz hat sich gelohnt. Nach 13 Jahren unterrichten 38 Lehrer über 700 Schüler, es gibt eine Kooperation mit der Stadtkapelle Karben und der Kurt-Schumacher-Schule. Zudem sind in beiden Städten Bürger und Politiker stolz auf „ihre Musikschule“ und deren zahlreiche Preisträger. Die Konzerte sind stets gut besucht.

Am Wohlwollen der Kommunalpolitiker beider Städte hängt die kompetente Musikschularbeit des Mutterhauses und der Zweigstelle. „Die Anerkennung bestätigt unsere Arbeit, sie motiviert und macht Spaß“, sagen die beiden Leiterinnen. Sorgen bereiten ihnen die auf mehrere Jahre ausgelegten Sanierungen in der KSS und Pestalozzi-Schule. Diese führen zu Raumnot und Beeinträchtigungen des Unterrichts. „Wir suchen dringend mietfreie Räume als Ausweichquartiere“, appelliert sie an die Karbener Unternehmen und Bevölkerung. „Räume und Geld sind Dauerthemen der Musikschule, aber uns geht die Luft aus“, betonen die Schwestern, die gelernt haben zu improvisieren. „Spaß und Kreativität sind eine Seite des Jobs, die andere ist harte Knochenarbeit“, sagt Juliane Zollmann-Lang. Beide sind flexibel und beherrschen das „um die Ecke denken“ perfekt.

Angela Krämer-Galande unterrichtet neben ihrer Tätigkeit als Zweigstellenleiterin auch noch erfolgreich Schüler in Blockflöte. Kürzlich wurde ihr Schüler Felix Dröll (12) zweiter beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ und Jan Nigges (15) zweiter beim Bundeswettbewerb. Letzterer ist seit Herbst Jungstudent an der Musikhochschule Frankfurt,worüber seine Lehrerin besonders stolz ist.

Vom Berufsstress erholt sich die Vielseitige mit Musik. „Ich schreibe gerade mein Programm ‘Geli kommt!’ für Kleinkunstbühnen.“ Einmal im Jahr fahren alle drei Schwestern an die Nordsee. Wer ab dem zweiten Tag das Wort „Musikschule“ in den Mund nimmt, muss einen Drink ausgeben.

Zu ihrem traditionellen Adventskonzert lädt die Musikschule Karben für Sonntag, 6. Dezember, in die evangelische Kirche Okarben ein. Musikschüler werden ab 17 Uhr unter dem Titel „In Dulci Jubilo“ kammermusikalische Werke von Bach, Mozart, Saint-Saens erklingen lassen. Der Eintritt ist frei.