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Musik kennt kein Alter

Großer Zulauf für die Erwachsenenbläserklasse des Karbener Stadttheaters. Rund vierzig Teilnehmer jeden Alters proben regelmäßig. Sowohl erfahrene Musiker als auch Anfänger nehmen an der Klasse teil. Foto: Anne-Rose Dostalek
Großer Zulauf für die Erwachsenenbläserklasse des Karbener Stadttheaters. Rund vierzig Teilnehmer jeden Alters proben regelmäßig. Sowohl erfahrene Musiker als auch Anfänger nehmen an der Klasse teil. Foto: Anne-Rose Dostalek

Karben. Nach einem langen Arbeitstag die Schulbank drücken? Das machen vierzig Erwachsene in der neu gegründeten Bläserklasse der Stadtkapelle Karben. Sie bringen diese Energieleistung auf, weil sie ein Instrument lernen und gemeinsam musizieren möchten.
»Eins, zwei, drei«, zählt Dirigent Robert Koch den Blechbläsern die Takte vor und hebt die Arme. Es klappt auf Anhieb; die Männer und Frauen vor ihm heben die Instrumente und setzen das Mundstück an. Aufmerksam lauscht Koch dem Klang der Trompeten, Posaunen, Baritone, Euphonien und Tuben nach und nickt zufrieden. »Jetzt die Holzbläser und bitte mezzopiano«, fordert er seine erwachsenen Schülerinnen und Schüler auf, und die Flöten, Klarinetten und Saxophone erklingen. »Jetzt alle zusammen die letzten vier Takte und denkt an die Viertelnoten«, sagt Koch und wendet sich dann an die Schlagzeuger, damit auch die ihr Rhythmusgefühl beweisen.
Es ist Mittwochabend, und im Multifunktionsraum der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) haben sich die vierzig Teilnehmer der Erwachsenenbläserklasse der Stadtkapelle eingefunden. Seit einigen Wochen proben sie zusammen, lernen Noten, Tempobezeichnungen und Pausenwerte. »Die Erwachsenenbläserklasse ist für alle offen. Wir haben Teilnehmer dabei, die bei null anfangen, aber auch erfahrene Instrumentalisten, die ein neues Instrument lernen möchten oder nach einer längeren Pause wieder einsteigen ins Musizieren«, erklärt Koch. Gemeinsam mit Claus Carsten Behrendt, dem Dirigenten des sinfonischen Blasorchesters, leitet er die Erwachsenenbläserklasse.
Neuland ist es für die beiden Musiklehrer nicht, denn das Konzept basiert auf den Erfahrungen der Bläserklassen fünf und sechs der KSS. Auch das Übungsmaterial ist dasselbe, die Bläserklassenhefte mit kurzen Musikstücken, lustigen kleinen Zeichnungen und musiktheoretischen Erläuterungen. Es gibt auch Hausaufgaben und Wochenpläne. »Das klappt alles prima«, sagt Koch und meint damit nicht nur die musikalischen Fortschritte seiner erwachsenen Schüler, sondern die ganze Stimmung.
Erfüllung lang
gehegter Wünsche

»Wir sind eine tolle Truppe«, sagt Teilnehmerin Monika Fauerbach, und ihre Augen glänzen. Sie ist eine der Blechbläserinnen und lernt das Baritonspielen, ein Instrument aus der Familie der Bügelhörner. Damit erfüllt sie sich einen lang gehegten Wunsch. Sie könne bereits Flöte spielen und singen, erzählt die 51-Jährige. Aber jetzt habe sie unbedingt musikalisch etwas anderes machen wollen. So entschied sie sich nach dem Instrumentenkarussell, das der Bläserklasse vorgeschaltet war, für das Baritonhorn. Wie viele andere Teilnehmende der Bläserklasse hat Fauerbach Kinder, die im Jugendorchester der Stadtkapelle mitspielen. Ihr Ehemann ist im Orchester »Unisono«.
»Das Altsaxofon wollte ich schon als Kind spielen«, sagt Diana Lieber. Nach anfänglichen Schwierigkeiten komme sie gut mit dem Mundstück des Holzblasinstrumentes klar. Dass die 46-Jährige nun einmal in der Woche nach einem langen Arbeitstag in die Schule zur Probe muss, stört sie nicht. Im Gegenteil. »Es ist schön, hier zu sein und gemeinsam zu musizieren«, sagt sie. Das geht dem Schlagzeuger Mathias Prediger genauso, obwohl Musik bereits sein Leben prägt. Er ist Organist und lernt nun gerade, dass im Orchester der Dirigent den Ton angibt.
Heute gehört die ganze erste Stunde dem gemeinsamen Proben, und bei aller Ernsthaftigkeit wird auch immer wieder gelacht. Sei es, weil ein Einsatz nicht klappt oder die falsche Tonlage gespielt wird. Zwischendrin beantworten die Dirigenten Fragen, etwa nach dem Auflösungszeichen im Notenheft oder Tempobezeichnungen. In der Regel wird sowohl gemeinsam als auch in Instrumentengruppen geprobt. Ergänzend unterrichten Koch und Behrendt Musiktheorie und Rhythmuslehre, machen Gehörbildung und besprechen die Hausaufgaben. Dass es jetzt endlich wieder eine Erwachsenenbläserklasse gibt, freut den Vorstand der Stadtkapelle Karben sehr. »Wir haben einen großen Zulauf«, sagt Vorsitzender Koch, Eltern der KSS-Schüler und musikbegeisterte Menschen hätten in der langen Corona-Zeit immer wieder gefragt, wann es endlich mit der Erwachsenenbläserklasse losgehe.
Förderung durch
Programm IMPULS

»Die Gründung war ein Kraftakt und ohne die Förderung durch das bundesweite Programm IMPULS – ein Neustartprogramm nach der Corona-Pandemie für Amateure aus dem kulturellen Bereich – hätten wir es nicht geschafft«, sagt Susanne Galisch, 2. Vorsitzende. So konnten Musikinstrumente und Notenhefte angeschafft werden. Sie freut sich auf die Veranstaltung im Juni, auf der sich die Erwachsenenbläserklasse präsentieren wird.

Kontakt Interessierte an der Erwachsenenbläserklasse können unter der E-Mail-Adresse info@stadtka
pelle-karben.de den Kontakt zur Karbener Stadtkapelle aufbauen.

Von Anne-Rose Dostalek