Bewegung ist wichtig für Kinder, doch dafür ist immer weniger Zeit. Mit einer Schulsport-AG steuern die Dortelweiler Regenbogenschule und der Verein Fun-Ball dagegen. Auch ein Trainer des Hessischen Tennisverbands ist mit von der Partie – und hat auch gleich ein Set schicker blauer Trikots mitgebracht.
Bad Vilbel. An Bewegungsmangel leidet Lasse (10) kaum. Er hat sich in die Schulsport-AG der Regenbogenschule eingetragen, „weil ich Tischtennis schön finde“, sagt er. Er trainiert im Verein Fun-Ball auch Badminton, Bouncerball und Parkour. Seine Mitschüler bewegten sich auch gut, „aber manche könnten mehr machen“, findet er. Das Engagement des Zehnjährigen findet Andrea Bach klasse. Sie ist beim Fun-Ball Tischtennistrainerin mit C-Lizenz. Ihr Anliegen ist es, durch die Kooperation mit der Grundschule auch Nachwuchs für den Verein zu gewinnen.
Und das nicht nur, um die Mitgliederzahlen weiter zu steigern. Bewegung ist zwar ein natürlicher Impuls von Kindern, aber der stößt immer stärker auf Widerstand. Zehn Jahre schon ist sie Lizenztrainerin und hat immer häufiger mit Schulstress, Zeitstress, Bewegungsmangel und schlechter Koordinationsfähigkeit zu tun. Wichtig sei auch soziale Kompetenz, wenn die fehlt, gibt es rasch gesellschaftliche Probleme.
Bei den 15 Schülern der Sport-AG ist das kein Problem, sie sind hoch konzentriert, nie wird es laut, und dann schießen sie wieselflink los, um sich Bälle zu schnappen, über einen ausgelegten Leiter-Parcours zu hüpfen oder auch mit Tobias Beck eine Runde Tischtennis zu spielen. Er hatte den Kindern zuvor als Gastgeschenk schicke blaue Tischtennis-Trikots verteilt. Beck ist Trainer beim Hessischen Tischtennisverband und selbst Vater von vier Kindern. Die zeigen ihm zu Hause, dass es auch für sportliche Väter manchmal schwierig ist, zu motivieren, gegen die Verlockung von Smartphones, Internet und Fernsehen anzukommen. „Die Rahmenbedingungen haben sich rapide geändert“, sagt er. Deswegen, und das betont auch Bach, sei es umso wichtiger, wenn die Schüler von pädagogisch geschulten Trainern angeleitet werden.
Selbstbewusstsein
Denn es geht nicht nur um Bewegung und Koordination. „Das muss man ganz sensibel planen“, betont er. „Die Übungen sind für jedes Kind machbar, das stärkt auch ihr Selbstbewusstsein“, merkt Bach an. Bei der Sport-AG geht es ihr auch um Ausgleich: „Die Starken runterbringen und die Schwachen stark machen.“ Die Bewegungen sollen fit, aber auch Spaß machen. Das Motivieren sei das A und O des Trainings. Und Tischtennis fördere zudem mit den kurzen, schnellen Schlägen die Feinmotorik. Hinzu komme das soziale Miteinander, die Teamarbeit, das Einhalten von Regeln.
Das wird immer wichtiger, hat Bach bemerkt: „Die Kinder sind träger, zum Teil auch schwieriger geworden“, sagt sie. Deshalb sei eine bloße Betreuung beim Sport nicht ausreichend: „Wir müssen sehr sensibel sein, das sind schließlich kleine Menschen“, betont sie. Die Zeit sei auch allgemein schwieriger: „Mehr Leistung, die Eltern arbeiten, alle gehen aufs Gymnasium“, da sei Fingerspitzengefühl gefragt, um die Kinder zu motivieren.
„Bewegte Pausen“
Das könne auch in der Schule funktionieren, erläutert Beck. Etwa mit der sogenannten „bewegten Pause“, wenn die Schule in dieser Zeit die Turnhalle öffnet und einfach einen Ballwagen hinstellt. Oder es gibt eine Tischtennisplatte auf dem Schulhof. Dann können die Kinder selbst und nach Lust und Laune entscheiden, welche Sportart sie spielen möchten. „Erst mal einen Reiz setzen“, nennt Tobias Beck das. „Am besten ist, wenn das Kind allein auf die Idee kommt“. Neugier und Spaß, das sei entscheidend.
An dieser Stelle wirbt Beck auch für das Ehrenamt, das nicht nur Qual sei, sondern auch helfe, Kinder in Bewegung zu bringen. Dazu will auch der Hessische Tischtennisverband seinen Beitrag leisten, etwa in der Trainerausbildung. Geplant sei auch, dafür gezielt Rentner anzusprechen, die für den Schulsport aktiv werden können – „auch ohne Prüfungen“.