Bad Vilbel/Karben. Als Chefin hatte die langjährige Rathaus-Mitarbeiterin den Zugriff auf Geld. Das soll sie, so der Vorwurf des Magistrats, weidlich ausgenutzt haben. Insgesamt 12 000 Euro habe sie in die eigene Tasche abgezweigt – offensichtlich für private Einkäufe. Auf dubiose Weise tauchte inzwischen knapp die Hälfte wieder auf – die Scheine sollen teilweise aus Aktenordnern in der Behörde regelrecht herausgerieselt sein . . .
„Ja, der Magistrat stimmte einer außerordentlichen Verdachtskündigung zu“, bestätigte Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Es müsse jedoch noch der Personalrat und die Frauenbeauftragte gehört werden.
Aufgedeckt wurde der Fall Ende vergangenen Jahres bei internen routinemäßigen Überprüfungen im Fachbereich Soziales durch den damaligen Leiter Klaus Jäger (der BVA berichtete). Ihm waren Unstimmigkeiten bei Zahlungseingängen aufgefallen.
Nach bisherigem Ermittlungsstand soll die Beschuldigte unter anderem Anmeldegebühren für die städtischen Ferienspiele 2010 in die eigene Tasche gesteckt haben – auch Bargeld. Um die Veruntreuung zu vertuschen, fälschte sie angeblich Teilnehmerlisten. Bereits im Dezember hatte die Stadt Bad Vilbel Anzeige erstattet – damals noch gegen „unbekannt“. Hintergrund: Ursprünglich standen mehrere Mitarbeiter im Verdacht. Nach zahlreichen Zeugenvernehmungen und Ermittlungen der Kriminalpolizei in Friedberg erhärtete sich aber der Verdacht gegen die Leiterin des Kinder- und Jugendbüros.
Das Ganze könnte für die Beschuldigte nicht nur arbeitsrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen haben – sondern auch politische. Denn nach BVA-Informationen sitzt sie für die SPD im Karbener Stadtparlament. Im Falle einer Verurteilung wegen Untreue (maximales Strafmaß: bis zu fünf Jahren Gefängnis) müsste sie wohl auch ihr ehrenamtliches Mandat niederlegen. Allerdings wird bis zur endgültigen Wahrheitsfindung noch einige Zeit vergehen: „Die Ermittlungen sind sehr komplex und umfangreich, wir müssen noch etliche Zeugen hören – daher werden die Ermittlungen wahrscheinlich noch mehrere Wochen oder gar Monate dauern“, sagte gestern Doris Möller-Scheu, Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft in Frankfurt. (zlp)