Nidderau. „Ich komme von Heldenbergen und fordere das Pfingstrecht.“ Mit diesen Worten kam schon vor mehr als 400 Jahren der Pfingstreiter nach Windecken, um sich einen Taler und Wein sowie für den Pfarrer einen Schuh abzuholen. Im seinerzeit katholischen Heldenbergen durfte das Pfingstfest nicht gefeiert werden. So musste das Recht dazu von der Kämmerei in Windecken erteilt werden. Um ein komplettes Paar neuer Schuhe zu bekommen, benötigte der Pfarrer damals zwei Jahre.
Das Festwochenende startete am Freitag mit einem Umzug durch den alten Ortskern hin zur Willi-Salzmann-Halle. Da gehört es ebenfalls dazu, dass Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) mit dem Fassbier-Anstich den Pfingstmarkt eröffnet. Für die Kinder hielten die Veranstalter – die Schlüsselrappler in Kooperation mit der Stadt – eine große Kiste mit Süßigkeiten und Freifahrt-Chips für die Fahrgeschäfte bereit. Für musikalische Untermalung der Veranstaltung sorgte der Posaunenchor Windecken.
Am Samstagnachmittag heulten die Sirenen und riefen die Feuerwehr und das DRK zur Pfingstübung. Schauplatz war die Kurt-Schumacher-Schule. Der angenommene Fall: Bei Dachdeckerarbeiten hatte sich das Dach entzündet und war durchgebrochen, Kinder befanden sich noch im Umkleideraum und waren teilweise „verletzt“. Sehr schnell kamen die Brandschützer mit einem Tanklöschfahrzeug und einem Gerätewagen herbei, gefolgt von zwei DRK-Fahrzeugen und lösten das „Problem“ schnell. Jede Menge Schaulustige hatten sich eingefunden, um die Übung zu beobachten.
Am Abend verwandelte sich die Willi-Salzmann-Halle in den Wilden Westen. Die Band „Arizona“ lockte mit ihrer Nashville Country-Music-Show die Fans von nah und fern nach Windecken. Der Pfingstreiter, den die Schlüsselrappler Mitte der achtziger Jahre wieder zum Leben erweckt hatten, und die Fanfarenbläser des Spielmanns- und Fanfarenzuges der Feuerwehr Heldenbergen eröffneten am Sonntag den Krammarkt. (fbo)