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Mit Musik Brücken bauen

Dank Chorleiterin Simone Winkelmann hält das Singen Einzug in Büdesheim

Die Musik liegt ihr im Blut: Simone Winkelmann lebt seit wenigen Jahren in Büdesheim und leitet schon jetzt mehrere Chöre. Foto: Erbacher
Die Musik liegt ihr im Blut: Simone Winkelmann lebt seit wenigen Jahren in Büdesheim und leitet schon jetzt mehrere Chöre. Foto: Erbacher

Simone Winkelmann lebt erst seit wenigen Jahren in Büdesheim, trotzdem hat die 43-Jährige schon viel für den Schönecker Ortsteil getan: Gleich mehrere Chöre sind dank ihres Engagements entstanden. Ihnen steht im Sommer Großes bevor.

Schöneck. „Veranstaltungen in der Kirche lagen mir schon immer am Herzen“, erklärt Simone Winkelmann. Die Chorleiterin stammt aus dem Vogelsberg, lebt erst seit wenigen Jahren in Büdesheim und leitet bereits drei Kinderchöre, Sänger in der evangelischen Kirchengemeinde und zwei Erwachsenenchöre. Das sind rund 100 Menschen, die sie wöchentlich fördert, mit ihnen Gesänge einstudiert, Theaterstücke inszeniert, choreographiert und jährlich rund zehn öffentliche Auftritte mit den Chören organisiert.

Ein ganz schön umfangreiches Programm, das die Chorleiterin nebenberuflich und vorwiegend ehrenamtlich wuppt. Wie gut, dass Ehemann Christoph ihr dabei nicht nur musikalisch zur Seite steht. Auch die beiden Kinder Lia (10) und Julian (12) wirken in den Chören mit und während die „Kammertöne“ im Wohnzimmer proben, spielen die beiden mit anderen Kindern in der oberen Etage des Hauses.

Proben im Wohnzimmer

Die diplomierte Pädagogin mit Schwerpunkt Sonderpädagogik hat bereits mit zehn Jahren in ihrem Heimatort Mücke Orgel gespielt, im Chor gesungen, später ein soziales Jahr mit geistig behinderten Menschen absolviert und nach ihrem Studium mehrere Jahre mit schwerbehinderten Menschen gearbeitet. Dabei lag ihr Schwerpunkt immer auf der Musik. Besonders waren es blinde Babys und Kinder in verschiedenen Einrichtungen, die ihre Arbeit sehr geprägt haben. Für Winkelmann steht die Freude im Vordergrund und in der pädagogischen Arbeit baut die Musik immer wieder Brücken: „Ich möchte Erinnerungskästchen füllen“, sagt sie. Damit meint sie: Es ist nicht der Alltag, der uns später erinnern lässt, sondern besondere Begegnungen, Ereignisse wie ein Konzert oder ein öffentlicher Auftritt. „Ich habe nie geplant, Chöre zu leiten“, gesteht sie, scheinbar selbst noch überrascht ob der sich rasch entwickelten Situation in Büdesheim.

Wie fing das alles an? „Als ich nach Büdesheim zog, gab es hier nur Altengymnastik und Gottesdienste. Ich wollte aber, dass meine Kinder einen Bezug zur Kirche bekommen.“ Zusammen mit Stefanie Lüttke von der Andreasgemeinde Büdesheim gestaltete sie zunächst Kindergottesdienste. Dann, im Jahr 2013, leitete die inzwischen 43-Jährige ein Krippenspiel mit Gesangseinlagen in der Andreasgemeinde. Mehrere Vorstellungen wurden inzwischen von den Kindern aufgeführt, darunter „Der Regenbogenfisch“ und „Diese Erde ist dein Garten“ sowie das Musical „Östlich der Sonne und westlich vom Mond“.

Daraus entwickelte sich bei den Eltern der Wunsch, ebenfalls zu singen. Bis heute singen diese Mütter und Väter noch allwöchentlich im Wohnzimmer der Chorleiterin. Der Chor, die „Kammertöne“, ist inzwischen auf mehr als 30 Stimmen angewachsen. Hinzu kamen weitere Kinder, die bei den „Kirchenglöckchen“ singen wollten. So entstanden mehrere Kinderchöre verschiedener Altersgruppen. Vom Kindergartenalter über Grundschüler und Mittelstufenschüler. Außerdem leitet Winkelmann seit einigen Monaten den „Orpheo-Chor“ in Oberdorfelden. Die Mutter erklärt: „Mir geht es nicht darum einen Chor berühmt zu machen, sondern Kreativität, Engagement und Intuition meiner Mitmenschen und der Kinder durch die Musik zu fördern.“

Was Menschen brauchen

Vielleicht ist das das Geheimnis ihres Erfolges, denn Winkelmann schafft es immer wieder, ansprechende Stücke für die jeweiligen Chöre zu finden und damit die jedem innewohnenden Talente zu fördern. „Es ist immer wieder ein Ausprobieren, was möglich ist“, erklärt sie. In diesem Sommer plant sie zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Karloo Friedrich ein Chorfestival im Ortsteil, an dem 500 Stimmen beteiligt sein werden.

Hauptberuflich ist die Chorleiterin als zertifizierte Pekip-Gruppenleiterin tätig. Das Pekip (Prager-Eltern-Kind-Programm) ist ein Konzept für die Gruppenarbeit mit Eltern und ihren Kindern im ersten Lebensjahr. Dabei werden alle Sinne angesprochen. Spielerisch wird beispielsweise die Sprache, die Feinmotorik, Wahrnehmung oder das Hören angeregt. Dabei ist der Austausch mit anderen Kindern wesentlich.

Winkelmann berichtet: „Genau genommen hat sich aus diesen Frühförderungen und durch die Kindergruppen die Musik in Büdesheim entwickelt.“ Dieses Arbeiten mit Begeisterung scheint offenbar der Schlüssel zum Erfolg zu sein. „Ich muss hinter dem stehen, was ich vermitteln möchte und herausfinden, was die Menschen brauchen“, erklärt sie.


Höhepunkt der 1200-Jahrfeier in Büdesheim soll das große Chorfestival „500 Stimmen für Büdesheim“ sein. Es soll am 24. Juni im Ortsteil stattfinden und die beeindruckend- ste Veranstaltung sein, die die Andreasgemeinde jemals ausgerichtet hat. Rund 25 Chöre aus der Region werden auf drei Bühnen in der Kirche, im Gemeindehaus und unter freiem Himmel im Pfarrgarten auftreten – mit Jazz, Pop und Gospel bis hin zu klassischem Chorgesang.

Weitere Infos zu den „Kinderchören“ und der „Kammertöne“, bei Simone Winkelmann, unter Telefon (0 61 87) 9 02 43 47 oder per E-Mail sichwink@t-online.de. (ure)