Zum 1. Januar hat der ehrenamtliche Stadtrat Klaus Minkel (CDU) das Gartenamt der Stadt übernommen und ist nun der „städtische Obergärtner“. Da es in den Jahren zuvor immer wieder zu Kritik an dem städtischen Betriebsbereich gekommen war, sollte Minkel das Heft in die Hand nehmen und neue und günstigere Strukturen aufbauen.
Bad Vilbel. Nun präsentierte Minkel eine erste Zwischenbilanz und verweist nach knapp einem Jahr auf eine stattliche Erfolgsbilanz. Kritik kam vor allem auf, weil die Zuständigkeitsbereiche des Amtes in den vergangenen Jahren immens gewachsen sind, das Personal allerdings nicht in gleichem Maße aufgestockt wurde. „Es ging für mich zunächst darum, für Motivation der Mitarbeiter zu sorgen“, sagt Minkel, der bereits früher – damals noch als hauptamtlicher Stadtrat – in seiner inzwischen 35-jährigen Dienstzeit bei der Stadt insgesamt 19 Jahre das Gartenamt geleitet hat. „Eine Neigung zum Grünbereich hatte ich schon immer“, sagt er schmunzelnd.
Und er habe mit seinem Vorstoß offene Türen eingerannt. Denn die hauptamtlichen Dezernatsleiter der Stadt hätten eine immer höhere Arbeitsbelastung zu verzeichnen, so dass der vorher zuständige Stadtrat Jörg Frank (CDU) gern das Feld geräumt habe.
Veraltete Listen
Doch es geht auch darum, mehr Effizienz einzuführen. Ein Baumkataster führe die Stadt seit vielen Jahren. Dort sind alle Bäume auf öffentlichen Flächen aufgeführt, jedes Jahr werden sie überprüft. Alle. „Klar, dass die Prüfung bei gesunden Bäumen sehr kurz ausfällt, doch wenn es Probleme gibt, ist die Prüfung sehr genau.“ So kam es dann auch, dass fünf Bäume im denkmalgeschützten Bereich des Kurparks der Motorsäge zum Opfer fielen. „Das ist natürlich auch Verjüngung und nicht zu vermeiden“, erklärt Minkel.
Bei einem Bestand von 10 000 Bäumen sei offensichtlich, dass die Stadt so vorgehen müsse und bei einer angenommenen Lebensdauer von 100 Jahren treffe es im Durchschnitt 100 Bäume pro Jahr. Leicht sei diese Aufgabe nicht. „Doch wenn wir nicht fällen und dem externen Sachverständigen widersprechen, bekommen wir massive Probleme und viele Fragen, wenn jemandem ein Ast auf den Kopf fällt. Jeder Baum ist mitunter eine Gefahrenstelle“, gibt er zu bedenken.
Ausnahmen bestätigen aber die Regel, so Minkel beim Treffen im neuen Rathaus in Dortelweil und schaut hinüber zu einem mächtigen Speierling auf dem Grundstück. „Das ist einer der ältesten und größten in Hessen. Hier stecken wir Zeit, Geld und Arbeit hinein.“ Das könne man aber nicht für jeden Baum erwarten.
Auch bei Protesten zu vermeintlich falschen Anpflanzungen etwa auf dem Heilsberg hat Minkel seine eigene Meinung. „Hier hält man sich sklavisch an veraltete Empfehlungslisten“, ärgert er sich. Bebauungspläne müssten an neue Erkenntnisse angepasst werden, „da sind die Änderungen nötig“. Die Stadt habe sich in den vergangenen Jahren baulich stark verändert. Damit gewachsen seien auch die vielen städtischen Grünflächen. Da gelte es, den weiteren Entwicklungen der Stadt wie der Bebauung des Quellenparks zu entsprechen, und das Gartenamt für diese Aufgaben zu stärken. 25 bis 30 Mitarbeiter sind hier – inklusive Verwaltung – beschäftigt, vier allein für die Gehölzpflege. Und im laufenden Jahr hatten die Beschäftigten viel zu tun.
„Die Arbeit des Gartenamtes unter ihrem Leiter Ronald Agel war weitergehend, weil jede Fläche in Pflege des Gartenamtes mit GPS erfasst und nach dem Pflegeaufwand bewertet worden ist, um so am Ende eine Personalbedarfsermittlung zu haben.“, betont Minkel Eigentlich sollten diese Arbeiten durch externe Kräfte erfolgen, doch das hätte „unseren laufenden Betrieb zu sehr gestört.“ Also machten sich die Mitarbeiter – trotz der Belastung etwa von wöchentlichen Spielplatzkontrollen und weiteren regelmäßigen Arbeiten an Friedhöfen und Sportplätzen – selbst an das Projekt. Ronald Agel, Fachdienstleiter Park- und Gartenanlagen, und sein Team hatten viel zu tun gehabt, „jetzt aber stehen wir kurz vor dem Abschluss“, schildert Minkel. Mit der Fertigstellung der Liste wisse man jetzt, wie hoch der Zeit- und der Personalaufwand ausfalle und wie viele Mitarbeiter fehlen.
Neueinstellungen wären da wünschenswert, weil Minkel ernsthafte Probleme ausgemacht hat. Denn seit Jahrzehnten hat der Gesetzgeber den städtischen Gartenämtern ernste Behinderungen auferlegt: Die Landwirtschaft genieße das Privileg, Unkrautvernichtungsmittel einzusetzen, obwohl es um die Lebensmittelproduktion gehe. Das Gartenamt dürfe dagegen noch nicht einmal biologisch restlos abbaubare und daher unbedenkliche Mittel für die Unkrautbeseitigung einsetzen. „Was jeder Hobbygärtner im eigenen Garten problemlos anwendet, bleibt den städtischen Grünpflegern verwehrt, was im Endeffekt durch teurere Handarbeit umständlich nachgeholt werden muss“, erklärt Minkel.
Überraschungen 2016
Auch personell sei nicht alles immer genau zu kalkulieren. „Erkältungswellen führen immer wieder zu Ausfällen. Die Mitarbeiter sind den ganzen Tag zusammen und draußen. Da geht es schnell, dass gleich mehrere ausfallen.“ Deswegen sei es angebracht, einen Mitarbeiter sofort nach Hause zu schicken, sobald Anzeichen einer Erkrankung bemerkbar werden.
Auch weitere Geräte seien noch nötig, „daran feilen wir“. Eine Kooperation mit dem Karbener Gartenamt befinde sich aus diesen und anderen Gründen aber nicht in der Prüfung. Doch 2016 wird noch einiges passieren, sagt Minkel. Aber verraten will er in dieser Richtung noch nicht allzu viel. „Die Bürger allerdings wird so einiges erfreuen“, orakelt er. „Ich verspreche nichts, vor allem keine Wunder. Wir haben aber sehr gute Mitarbeiter im Gartenamt, die ich sehr gern zu gemeinsamen Erfolgen führen möchte. Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme hoffe ich, dass am Ende sichtbare Verbesserungen und Verschönerungen stehen werden“, äußerte sich Minkel bei der Übernahme des Amtes. Nun sei er einen Schritt weiter: „Die Basis ist die Grundlage für das Fundament. Und die haben wir geschaffen.“