Gute Nachricht von Stadtrat und 1. Werkleiter der Stadtwerke, Klaus Minkel: „Der Finanzhaushalt der Stadt ist gesichert“, erklärte er auf Anfrage des „Bad Vilbeler Anzeigers“. „In Bad Vilbel wird nicht nur das mutige Offensivspiel gepflegt, sondern es kann auch blitzartig auf das Defensivspiel umgeschaltet werden, um den Kantersieg zu landen“, freute sich Minkel. Andere indessen hätten sich jedenfalls zu früh gefreut, die ein Loch von über 40 Millionen Euro im städtischen Finanzhaushalt sahen, weil zum Jahreswechsel der große Chinavertrag platzte. Auch die oppositionellen Rücktrittsforderungen waren wieder einmal zu früh herausposaunt.
Bad Vilbel. Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr und Stadtrat Klaus Minkel hatten schon frühzeitig Bedenken mit der Aussage weggewischt, dass es auch einen Plan B gebe. An diesem Plan ist unverzüglich gearbeitet worden. Schon im Februar wurden rund 150 vorgemerkte Interessenten angeschrieben. Ende Februar war Abgabe, schildert Minkel. „Natürlich gab es auch untaugliche Versuche mit Abstauberlimits. Die Entscheidung findet am oberen Rand der Erwartungen statt, die bei 600 Euro plus minus 100 Euro pro Quadratmeter für Wohnbauland lagen“, schildert der Werkleiter. Doch es gibt auch ganz „exzellente Bewerber“, wie zum Beispiel den Bauträger Dietmar Bücher aus Idstein. Er ist ein heißer Favorit.
Die Stadt habe sich zur Absicherung ihrer Position von dem Bauträger Bücher ein notarielles Kaufangebot über rund 42,3 Millionen Euro geben lassen, das bis zum 17. Mai 2014 von der Stadt angenommen werden kann. Darüber hinaus gehen weitere 12 000 Quadratmeter an zwei weitere Bauträger, so dass die Stadt Bad Vilbel in diesem Jahr über 50 Millionen, statt 44 Millionen Euro erwarten kann, und zwar maklerfrei. „Mit Dietmar Bücher hat die Stadt einen der seriösesten und leistungsfähigsten Bauträger in der Region gewonnen, der schon seit Jahrzehnten erfolgreich arbeitet und auch in Bad Vilbel in der Vergangenheit stets sehr gute Arbeit abgeliefert hat“.
Warum sich die Stadt Bad Vilbel ein Angebot geben ließ, anstatt gleich abzuschließen, wird klar, wenn man weiß, dass Minkel und Stöhr nicht nur einen „Plan B“ in petto haben, sondern auch einen „Plan C“.
Der Quellenpark scheint derart attraktiv zu sein, dass sich diesmal ein deutscher Interessent gefunden hat, der zu einem stolzen Preis alles (einschließlich Gewerbefläche) haben möchte. So sieht der Plan C aus. „Es handelt sich um ein family office. Nicht das Geld ist das Problem, sondern die Akquise des ersten großen Nutzers für den gewerblichen Teil“, erklärt Minkel die Prozedur und spricht voller Respekt von Bauträger Dietmar Bücher. „Bücher ist so verständnisvoll gegenüber der Stadt, dass er der Stadt bis Mitte Mai die Entscheidungsfrist eingeräumt hat. In jedem Fall ist die Stadt mit dem Quellenpark auf der sicheren Seite. Alle Unken sind widerlegt, die vor Jahren dem Quellenpark eine schlechte Prognose gaben und den Quellenpark nach Kräften schlecht redeten“, stellt Minkel klar.
Der Stadtrat ist besonders erfreut über diese Entwicklung, weil er 1998 den Quellenpark durch Ankäufe angestoßen hatte und die Stadt damit ins Risiko brachte, um für die Stadt die Nordumgehung als Verkehrsentlastung zu gewinnen. Er blieb aber über seinen Ruhestand hinaus nun im fünften Jahr aktiv, nicht zuletzt wegen des ungelösten Problems Quellenpark. „Ich freue mich, dass ich kurz vor dem Jahrestag meines Berufseintritts vor 50 Jahren die Stadt in einen sicheren Hafen bringen konnte“, lächelt Minkel zufrieden über die guten Aussichten für die Stadt.
„Was den städtischen Haushalt anbelangt, braucht Kämmerer Dr. Thomas Stöhr seine Prognose zu den Grundstückseinnahmen nicht zu widerrufen. Sie werden weit übertroffen werden. Das ändert aber leider noch nicht viel an der angespannten Lage im Ergebnishaushalt, wie die laufende Rechnung zeigt. Auch dafür gibt es ein Konzept, dies zu ändern. Das ist allerdings nicht kurzfristig möglich, sondern bedarf eines langen Atems“, erklärt Minkel, der selbst sehr lange Zeit Stadtkämmerer war. Insgesamt kann die Stadt laut Minkel jetzt weit höhere Erlöse als aus dem Chinavertrag aufgrund des Quellenparks erwarten. „Die Zeit hat beim Grundstückspreis für die Stadt gearbeitet. Der Chinavertrag hat den Quellenpark so richtig bekannt und begehrt gemacht“, stellt er klar. „Die bewährten Dummschwätzer werden jetzt vorrechnen, dass die Stadt unlängst einen Bauplatz für 510 Euro pro Quadratmeter verkauft hat und nun wesentlich mehr verlangt. Dabei wird übersehen, dass der ,günstige’ Bauplatz nur ein Vollgeschoss erlaubt. Wenn zum Beispiel auf 600 Quadratmeter 300 Quadratmeter Wohnfläche entstehen, ist der Quadratmeter mit 1020 Euro Grundstücksanteil belastet, bei 600 Quadratmeter Wohnfläche wären es nur 510. Es kommt also beim Kaufpreis am Ende auf die Ausnutzbarkeit an“, gibt Klaus Minkel zu bedenken. (sam)