Wenn es nach der Mehrheit des Stadtparlaments geht, kann der hessische Ministerpräsident im Juni 2020 beim Hessentag in der neuen Stadthalle Gäste empfangen. Vorige Woche gaben die Stadtverordneten grünes Licht für den Bau der neuen Halle bei gleichzeitiger Sanierung des Kurhauses. Doch gab es eine deutliche Warnung, dass sich die Stadt mit diesem Projekt übernehmen könnte.
Bad Vilbel. Am Ende waren es nur die Grünen, die dem endgültigen Start des Bauprojekts Kurhaus/Stadthalle ihre Zustimmung verweigern. Doch richtete sich ihr Protest nicht nur gegen dieses Projekt, sondern vor allem gegen das geplante Hotel, das zwischen der Stadthalle und der Kasseler Straße entstehen soll. Alle anderen Fraktionen hoben die Hand für das Projekt. Im Parlament nahmen sie die Einwendungen der Bürger zur Kenntnis – ändern wird sich an den Plänen aber nichts.
Kostenexplosion
Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) sprach vom „finalen Abschluss eines zentralen Projekts, dass die Vollendung der Stadtmitte“ bildet. Grünen-Fraktionschef Jens Matthias räumte zwar ein, dass seine Fraktion die Stadthalle mittrage, nicht aber das Hotel. Dennoch war es auch die Stadthalle, an der er Kritik übte. Denn die Kosten seien explodiert, inzwischen von 10 auf 24 Millionen Euro angestiegen, und dies ohne Kosten für das Parkhaus und die Innenausstattung. „Jetzt wissen wir, dass allein die Bühnentechnik rund 5,1 Millionen Euro kosten wird. Wir müssen mittlerweile davon ausgehen, dass wir glücklich sein können, wenn das Projekt unter 50 Millionen Euro bleibt“, sagte Matthias. Das mache rund die Hälfte des jährlichen städtischen Haushalts aus. Hinzu kämen erhebliche Abschreibungs- und Betriebskosten, auch wenn sie teilweise von Satis & Fy als Betreiber der Halle getragen würden.
Goldesel Therme
Bis zu fünf Millionen Euro müsse die Stadt pro Jahr wohl aufbringen. Aufgefangen werden sollten diese Ausgaben durch 5,5 Millionen Euro jährlich, die die Wundgruppe als Betreiber des neuen Kombibads als Pacht an die Stadt überweisen wollte. Doch nach dem Tode Josef Wunds sei unklar, wann das Kombibad eröffnet wird. „Wir haben keinen Puffer für die Stadthalle, wenn der Goldesel Therme nichts abwirft. Wenn Wund nicht zahlt, dann haben wir ab 2020 keinen ausgeglichenen Haushalt. Dann können wir uns alle Träume von der Abschaffung der Straßenbeitragssatzung abschminken. Dann müssen wir freiwillige Leistungen streichen, für eine Stadthalle, die immer größer und immer teurer wird“, so Matthias.
Bad Vilbel als wachsende Stadt müsse sehr sparsam mit seinen Flächen umgehen. Das für das Hotel vorgesehene Areal sei nicht das schönste im Kurpark, doch mit einer Lärmschutzwand hätte man etwas daraus machen können. „Eine Gemeinschaftsfläche zugunsten eines Hotels zu opfern, halten wir für falsch“, so der Grünen Politiker.
Doch das war nicht der einzige Kritikpunkt der Grünen. Ralph Mallmann ging noch einmal auf die Hauptvorwürfe der Bürgereinwände ein: eine veraltete und zweifelhafte Verkehrsprognose, kaum Platz für Radstreifen und Fußgänger bei einem gleichzeitig dünneren Angebot des Vilbus’. „Die Planungen führen in eine Sackgasse. Wir brauchen zukunftsfähige Planungen, die nicht das Blaue vom Himmel versprechen“, sagte Mallmann.
Auch SPD-Fraktionschef Christian Kühl hegte Zweifel am Verkehrsgutachten von 2012. Außerdem hielt er es für „nicht besonders klug, den Bauantrag bereits vor dem letzten Beschluss des Stadtparlaments“ zu stellen. Trotzdem beschreite die SPD den eingeschlagenen Weg weiter und unterstütze das Vorhaben. Die Grünen zeigten „Angst vor der eigenen Courage“ und wollten nun durch die Hintertür heraus. „Alle haben den Bau mitgetragen, auch mit Hotel“, konstatierte Kühl.
Dem pflichtete Raimo Biere von den Freien Wählern bei: „Die Grünen haben der großen Lösung zugestimmt.“ Die bedinge zwingend ein Hotel. Jetzt aber führten die Grünen die Kosten als „Schreckgespenst“ ein. Und Thomas Reimann (FDP) fühlte sich an Zeiten der Büchereibrücke erinnert: „Aus einem großen Konsens werden Selbstzweifel.“ Die seien nicht angebracht, wenn man Bad Vilbel zu einem „Leuchtturm im Rhein-Main-Gebiet“ entwickeln wolle.
Alles gut geklappt
Tobias Utter (CDU) rief zur Geschlossenheit auf. Auch beim Quellenpark habe man sich immer wieder den Begebenheiten anpassen müssen, die Stadt sei etwa in Vorleistung getreten und habe die Unterführung am Bahnhof finanziert, als der Bahnausbau wieder und wieder verschoben wurde. Doch nur so sei das Gebiet zu entwickeln gewesen. „Bisher hat alles gut geklappt, wir können es bis zum Hessentag schaffen.“ Wenn nichts Unvorhersehbares dazwischenkomme, verfüge die Stadt dann nicht nur über eine große Halle, sondern Bad Vilbel sei dann ein ausgezeichneten Kulturstandort.