Karben. Die Kurt-Schumacher-Schule kann ihren Schülern künftig den Schwimmunterricht im vollen Umfang anbieten. Zumindest seitens der Stadt wird künftig nichts mehr dagegen stehen: Im Hallenfreizeitbad bekommt die Schule nun viermal pro Woche zwei Bahnen für je zwei Stunden für ihren Unterricht freigehalten. Das hat das Stadtparlament einstimmig beschlossen.
Als sich am Freitagabend in der Stadtverordnetenversammlung alle Hände für den Antrag der Koalition von CDU, FWG und FDP hoben, kam Gelächter auf. Hatten sich zuvor doch die SPD und Bürgermeister Roland Schulz (SPD) massiv gegen den Antrag gestellt. „Es ist eine politische Entscheidung“, warnte der Rathauschef. „Wollen Sie nur Schulen im Bad oder auch andere Schwimmer?“ Bereits vergangenes Jahr hatte er den Wunsch der Schule nach mehr Schwimmzeiten abgelehnt. Die anderen Schwimmer würden sich sonst weggepfercht fühlen.
„Es kann doch nicht sein, dass unsere Schüler nicht in unser Schwimmbad können“, schimpfte CDU-Fraktionsvize Guido Rahn. Sein Fraktionschef Mario Beck findet es „unglaublich, dass man sich mit solchen Selbstverständlichkeiten im Parlament befassen muss“. In einer „normal funktionierenden Verwaltung“ sollte eine solche Entscheidung doch möglich sein. Laut Guido Rahn besuchen pro Jahr nur 4000 Schüler das Karbener Bad. Schwimmbäder vergleichbarer Größe seien viel stärker frequentiert: In Butzbach seien es jährlich 24 000 Schüler, in Bad Vilbel 15 000, in Nidda 19 000, in Gedern 12 000. „Da können wir doch nicht sagen, hier wird jemand belästigt.“
Bürgermeister Schulz wie auch SPD-Vizefraktionschefin Brigitte Ridder schlugen vor, das Vorhaben zunächst in einen Prüfantrag umzuwandeln und dann die Betriebskommission der Stadtwerke entscheiden zu lassen. Ridder plädierte für „ein ganzheitliches Konzept“, das die Interessen aller Nutzer berücksichtige. Auch sollten alle Schulen gehört werden und ihre Belegungswünsche nennen können. Allerdings hätten die Grundschulen keinen Bedarf in Aussicht gestellt, berichtete Ridder.
Auch sei nicht klar, ob die Kurt-Schumacher-Schule den ganzen Lehrplan in Karben realisieren wolle. Laut Vorgaben der Schulbehörden sei auch ein Unterricht in Freibädern, Naturbädern oder Badeseen möglich. Zudem seien laut dem Belegplan des Bades nur noch Mittagszeiten verfügbar, erinnerte Elke Wojnar (SPD).
„Jetzt müssen wir schon über Belegungspläne diskutieren“, platzte es da aus Mario Beck heraus. Wenn die Schule nicht die kompletten Zeiten nutze, „wird das die anderen Schwimmer sicher nicht stören“. Das gelte auch, wenn die Schüler logischerweise während zwei Schulstunden nicht 90 Minuten im Bad verbringen könnten, da sie ja auch die Wege auf sich nehmen müssten.
Die Schumacher-Schüler ins Bad zu bekommen, sei eine wichtige Werbung. „Wir haben nun einmal einen Besuchermangel.“ Und dass der Kreis als Schulträger für die Schüler den vollen Eintrittspreis zahle, helfe beim Finanzieren des Bades, warb Christdemokrat Beck. (den)