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Mehr Umweltschutz

Der Rewe-Markt am Warthweg soll neu gebaut werden. Deshalb kann ein kleines Gewerbegebiet entstehen. Nun haben die Stadtverordneten hitzig diskutiert, wie dieses Gewerbegebiet nachhaltiger und klimaschützend ausgestaltet werden kann. Foto: Grunenberg-Heuer
Der Rewe-Markt am Warthweg soll neu gebaut werden. Deshalb kann ein kleines Gewerbegebiet entstehen. Nun haben die Stadtverordneten hitzig diskutiert, wie dieses Gewerbegebiet nachhaltiger und klimaschützend ausgestaltet werden kann. Foto: Grunenberg-Heuer

Neue Aspekte zur Planung eines Gewerbegebiets 

Karben. Ein großes Gewerbegebiet, das die Umwelt weniger belastet als andere? Das könnte bald am Warthweg entstehen. Zumindest sollen verschiedene umweltverträgliche Aspekte bei der Entwicklung des Bebauungsplans geprüft werden. Das hat sich in der Stadtparlamentssitzung auf eher überraschende Weise ergeben.

Ein dickes Planwerk hat den Stadtverordneten auf ihrer jüngsten Sitzung vorgelegen. Es handelt sich um den Bebauungsplan 236 »Am Warthweg«. Die Stadt hat es von einem Wettenberger Planungsbüro erarbeiten lassen. Es geht um die Entwicklung der Fläche des jetzigen Rewe-Centers. Ausgelöst durch die Absicht des Rewe-Konzerns, das Center direkt an die Bundesstraße 3, also mehr nach vorne verlegen zu wollen, will die Stadt die Gelegenheit ergreifen und die restliche Fläche in ein Gewerbegebiet umwandeln. Die Stadt plant, neben und gegenüber dem dann neu zu erbauenden Center, heimische Firmen anzusiedeln. Damit die aber gebaut werden können, muss zunächst ein Bebauungsplan die rechtliche Grundlage schaffen.
In der jüngsten Sitzung lag den Stadtverordneten dieses Planwerk vor. Es stieß zwar grundsätzlich auf Wohlwollen, weil alle wissen, dass in Karben noch Gewerbeflächen benötigt werden, vor allem für expandierende heimische Unternehmen. Dennoch hatten explizit die Grünen einiges auszusetzen.

Grüne loben neue Mitte in Bad Vilbel
Deren neuer Fraktionsvorsitzender Markus Dreßler machte deutlich, dass man nicht gegen das Gewerbe sei. Aber es gelte einige Umweltaspekte zu berücksichtigen. Dreßler kritisierte namens der auf sechs Köpfe angewachsenen Fraktion die »immense Versiegelung unseren guten Wetterauer Bodens«. Es werde in Zukunft zu Hitzesommern und Starkregenereignissen kommen, der gute Karbener Boden sei dafür geschaffen, mit diesen Extremwetterereignissen umzugehen. Man verstehe, dass sich Karbener Unternehmen entwickeln wollten und auch, dass sich ein in die Jahre gekommener Supermarkt modernisieren wolle, um wettbewerbsfähig zu sein. »Was wir nicht verstehen ist, dass Sie uns einen zum überwiegenden Teil konzeptionslosen B-Plan zur Abstimmung vorlegen, welcher nur bruchstückhaft das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz berücksichtigt.«
Man hätte etwas mehr Dachbegrünung erwartet, ebenso klare Aussagen für Fotovoltaikanlagen auf den Dächern. Man wundere sich auch, dass hier keine Tiefgarage berücksichtigt werde, wie es beispielsweise in der Neuen Mitte in der Nachbarstadt Bad Vilbel sei. Oben gebe es einen Marktplatz zum Verweilen, auch wenn der nicht unbedingt grün sei, unten werde geparkt. »Selbst das ist besser als das, was hier im Warthweg geplant ist«, kritisierte Dreßler weiter. Bürgermeister Rahn scherzte, es sei interessant, dass die Karbener Grünen die Planung der Bad Vilbeler CDU lobten.
Bürgermeister Rahn wies den Grünen-Fraktionschef darauf hin, dass man noch ganz am Anfang des Verfahrens stehe. Hier gehe es doch zunächst um die frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange ebenso wie der Öffentlichkeit. »Es werden doch alle gehört und alle können sich einbringen.« Aber wenn die Fraktion etwas wünsche, könne sie doch einen Antrag einbringen.

Zweimal Sitzung unterbrochen
Die Grünen verlangten daraufhin eine Sitzungsunterbrechung, formulierten einen Antrag und brachten ihn zu dem B-Planentwurf ein. Darin werden gefordert, dass die Dachflächen der Gebäude zu 50 Prozent begrünt sein müssten. Zudem sollte die Hälfte der Parkplätze des Rewe-Centers unterirdisch angeordnet werden, die oberirdischen Stellplätze sollten mit einer wasserdurchlässigen Decke versehen werden. Zudem solle für den Vogel- und Insektenschutz die Beleuchtung nachts zwischen 22.30 und 5 Uhr abgeschaltet werden.

Nach einer weiteren, diesmal durch die CDU-Fraktion beantragten Sitzungsunterbrechung, sagte deren Fraktionsvorsitzender Mario Beck, die CDU wolle, dass diese Aspekte der Grünen geprüft würden. Die CDU änderte aber, dass 60 Prozent der Dächer mit Fotovoltaik ausgestattet sein müssten, zudem sei zu prüfen, ob die durch das künftige Gewerbegebiet verlaufende Straße nicht breiter werden könne, damit dort entlang ein Fahrradweg gebaut werden könne. Es sei wichtig, dass Karben weitere Gewerbeflächen schaffe. Für 50 Prozent der Flächen lägen bei der Stadt bereits Anfragen heimischer Unternehmer vor.

Die SPD-Fraktion brachte den Prüfantrag ein, am Warthweg Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes zu prüfen. »Man könnte auch überlegen, den Bus dort durchfahren zu lassen.« Die SPD regte an, sogar 60 Prozent der Stellplätze unterirdisch zu bauen.
All diese Aspekte werden nun in einem Prüfantrag zusammengefasst und sollen durch die Fachleute auf ihre Realisierbarkeit hin geprüft werden. Der B-Plan 236 samt den Prüfanträgen wurde bei je einer Enthaltung aus Reihen der CDU und der Grünen sonst mit großer Mehrheit verabschiedet. In zirka einem Jahr wird man wissen, was davon umsetzbar sein könnte.

Der Rewe-Markt am Warthweg soll neu gebaut werden. Deshalb kann ein kleines Gewerbegebiet entstehen. Nun haben die Stadtverordneten hitzig diskutiert, wie dieses Gewerbegebiet nachhaltiger und klimaschützend ausgestaltet werden kann. Foto: Grunenberg-Heuer

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