Die Karbener Rathausspitze scheint mit ihrem Stadtpla- nungskonzept auf dem rich- tigen Wege zu sein. Denn bei der Bürgerversammlung kürzlich zu diesem Thema gab es mehr Anregung als Kritik.
Karben. Mit über 120 Bürgern ist der große Saal des Bürgerzentrums voll besetzt. Mit der Entwicklung der Stadtmitte unter dem Motto „Von der Nidda bis zur Bahn“ beschäftigen sich derzeit nicht nur die politischen Gremien der Stadt, sondern auch ein Großteil der Bürgerschaft.
„In den letzten Jahrzehnten ist die Stadt zwar kontinuierlich gewachsen, doch ein richtiger Stadtkern hat sich dabei nie herausgebildet“, so Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zur Einleitung.
Dann zählt er zunächst die vielen Baustellen auf, an und auf denen in Karben zurzeit gebaut wird, wie die Nordumgehung, der Kita-Ausbau, das Neubaugebiet in Burg-Gräfenrode, der Radwege-Ausbau, bevor er zum eigentlichen Thema kam: der Entwicklung der neuen Stadtmitte.
„Wichtig ist uns dabei, die Lebensqualität in der Stadt nicht nur zu erhalten, sondern sie noch zu steigern. Deshalb soll ein zweiteiliger Grüngürtel das Zentrum prägen“, erläutert Rahn seine Vorstellung von einem attraktiven und lebendigen Zentrum. Von der Nidda bis in das Gewerbegebiet am Bahnhof und entlang der Bahnhofstraße soll sich künftig Grün mit Blumen und Skulpturen ausbreiten.
Niedrige Bebauung
Die Bebauung an beiden Seiten der Bahnhofstraße soll dabei so ausfallen, dass man auf den ersten Blick an ein Stadtzentrum erinnert wird und nicht an ein weiteres Wohngebiet, wie der von der Stadt mit der Planung beauftragte Städteplaner und Architekt Michael Frielinghaus betont. Während die beiden Grüngürtel von allen Rednern gelobt werden und teilweise auch noch deren Ausweitung vorgeschlagen wird, eine Anregung, die Rahn und Frielinghaus übernehmen und in ihr Konzept einarbeiten werden, spannt sich um die geplante Bebauung eine angeregte Diskussion.
Die Befürchtungen der Umweltschützer, dass die Bebauung in der so genannten Frischluftzone entlang der Bahnlinie die Lebensqualität der Bürger beeinträchtigen werde, räumt zunächst Annette Erpenstein, eine Mitarbeiterin des Büros Frielinghaus aus. Es lägen Gutachten vor, die bewiesen, dass eine niedrige Bebauung an dieser Stelle dem Frischluftdurchzug in Richtung Frankfurt nicht im Wege stünde.
Diskutiert wurde anschließend auch die Art der Bebauung, nämlich ob Ein- oder Zweifamilienhäuser, ob Reihen- oder Mehrfamilienhäuser dort entstehen sollen und wie dicht die Bebauung vor allem in dem Bereich zwischen der Luisenthaler Straße und der Brunnenstraße erfolgen soll. „Vom Planungsverband und den zuständigen Behörden ist uns in ersten Vorgesprächen angedeutet worden, dass für die Entscheidung zur Änderung des Flächennutzungsplans eine dichtere Bebauung vorteilhafter wäre, da vom Gesetzgeber mittlerweile empfohlen wird, erst Baulücken im Innenstadtbereich ausfüllen zu wollen, bevor man neue Baugebiete an den Ortsrändern erschließt“, klärt Rahn die Anwesenden auf.
Da auch von den Umweltschützern der Wunsch vorgetragen wurde, lieber die Häuser höher zu bauen, dafür dann aber die Grüngürtel breiter zu planen, wolle man dieser Anregung folgen. Die Rede sei nun von Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern bis zu drei Stockwerken hoch. Dafür soll das gesamte Areal und zwar von der Bahnhofstraße bis hin zum Hotel Quellenhof bebaut werden.
Das regt den zehnjährigen Oliver zur Wortmeldung an: „Ich möchte, dass die Hälfte der Fläche freibleibt, damit wir auch Platz zum Spielen haben“. Drei Hektar seien für einen Kinderspielplatz etwas zu viel, so die Antwort von Rahn, doch werde man auch diese Anregung aufgreifen.
„Wir waren von der großen Resonanz positiv überrascht und auch über die zahlreichen konstruktiven Wortmeldungen der Bürger, was für uns ein Zeichen ist, dass die städtebauliche Entwicklung insgesamt in die richtige Richtung läuft und dies auch von der Bürgerschaft gesehen und honoriert wird“, meint abschließend die Städteplanerin Annette Erpenstein.