Bad Vilbel. Wie saniert man eine Burgmauer? In Bad Vilbel ist vor wenigen Monaten ein Teil der historischen Burgmauer eingestürzt. Jetzt haben die Arbeiten an der Wasserburg begonnen. Was es dabei zu beachten gilt und wie lange die Baustelle dauert, erklären die Verantwortlichen.
Die Sanierungsarbeiten an dem im Sommer eingestürzten Mauerteil der Bad Vilbeler Wasserburg sind gestartet. Claus-Günther Kunzmann, der die Arbeiten »mit Leidenschaft und Expertise vorangebracht hat«, wie Bürgermeister Sebastian Wysocki sagte, stellte am Freitag den Stand und die weiteren Schritte der Arbeiten vor, die von einem Ingenieurbüro skizziert wurden: Böschung abräumen, Spritzmörtel anbringen, Mauerwerk stützen und schließlich wiederherstellen.
Bauwerk »vernadelt«
Bevor die Arbeiten begannen, wurden die umliegenden Bäume mit Holzlatten gesichert und die Skulpturen um die Burg mit einem Schutz versehen. Der erste Schritt war dann, die Böschung abzuräumen, vorsichtig die Wand abzukehren und die Mauer mit Spritzbeton zu stabilisieren, damit die Arbeiten sicher durchgeführt werden können und bei den Sanierungsarbeiten niemand durch herabfallende lose Steine verletzt wird. Das überstehende Stück wurde mit Stützbalken gesichert. Am Spritzmörtel an der Wand zeigen rote Punkte, wo bei den Sanierungsarbeiten neues Bauwerk mit altem »vernadelt«, also mit Metallstäben verbunden wird. Der Spritzmörtel wurde mit hohem Druck aufgetragen und bleibt an der Wand, um keine weiteren Schäden daran zu verursachen.
Der Weg zwischen Nidda und Burg ist zurzeit gesperrt, denn dort steht schweres Baugerät – für das Auftragen des Spritzmörtels ist eine große Manitou-Arbeitsbühne im Einsatz. »Da sie waagerecht ausgerichtet werden muss, kommt sie schon fast an ihre Grenzen, man muss sehr aufpassen, dass sie nicht kippt«, so Claus-Günther Kunzmann.
Temperatur
spielt eine Rolle
Im nächsten Schritt wird das Mauerwerk wiederhergestellt. Da dabei Kalkmörtel verarbeitet wird, der eine Temperatur von mindestens fünf Grad plus benötigt, werden die Arbeiten unterbrochen werden müssen. Doch »wir werden solange weiterarbeiten, wie es die Witterung zulässt«, sagt Claus-Günther Kunzmann.
Voraussichtlich nach Ostern werde es weitergehen. Die nächste Unterbrechung folgt dann Ende Mai, wenn die Festspielsaison angelaufen ist und der Hessentag im Juni stattfindet, bei dem die Burg auch ein Veranstaltungsort ist. Wie das Mauerstück und damit die gesamte Burgmauer nach der Sanierung aussehen werden, ist noch fraglich, denn es gebe mehrere Optionen, erläutert Kunzmann. Mit kleinen Steinen, mit Quadern, also größeren Steinen, oder einer Mischung aus beidem. Beides ist schon in der Burgmauer verbaut. Im unteren, dem älteren Teil, die kleinen Steine, im oberen Teil die größeren, die beim Umbau 1539 verwendet wurden.
Welche Formate?
Welche Farbe?
Bei der Auswahl der Steine sei die Stadt in Kontakt mit dem Institut für Steinkonservierung in Mainz, einer Einrichtung der staatlichen Denkmalpflege. Muster aus Steinbrüchen gibt es bereits: kleine und große in verschiedenen Farbtönen von fast Weiß bis Beige, mit Struktur und ohne.
Die Frage nach den Formaten und der Farbe sei noch lange nicht gelöst. »Das ist eine schwierige Entscheidung«, stellt Claus-Günther Kunzmann fest. Doch wie bei allen Arbeiten, die die Burg betreffen, sei die Stadt in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege und den Fachbehörden.
»Wir haben lange nach einer Firma gesucht, die mit Spritzmörtel und mit altem Mauerwerk umgehen kann«, so Claus-Günther Kunzmann, »aber schließlich sind wir fündig geworden.« Auch arbeite man bei dieser Sanierung eng mit einem Bautechniker zusammen, der die Burg sehr gut kenne und die Baumaßnahmen daran schon lange begleite.
Von Christiane Kauer